Auf Augenhöhe Verantwortung übernehmen_ 21. Januar 2013

TagesImpuls 21. Januar 2013

Auf Augenhöhe Verantwortung übernehmen

„Verstanden habe ich: Nur auf Augenhöhe – hier meine ich die Augenhöhe ‚„Wissen‘“, können wir gleichberechtigte Anerkennung bei den „Männern“ finden und gleichberechtigt Verantwortung übernehmen, können wir unsere Kinder und Kindeskinder lé dor – wá dor – von Generation zu Generation in unseren Traditionen, in unseren Religionen führen und halten.“

Petra Kunik, >>> Frauenmahlsrednerin in Düsseldorf


Impuls zur Woche

Glauben und Wissen

Gerti G./photocase.com

Wissen ohne Erfahrung ist wertlos. Erfahrung ohne Wissen trägt nicht weit. Kommen jedoch Wissen und Erfahrung, kommen Glauben und Wissen zusammen, so kann daraus Wertvolles erwachsen. Es wird aber auch eine gewisse Gefährdung daraus erwachsen. Gefährdung für mich selbst, denn ich bringe meine Erfahrung – mich selbst also – in das erlernte Wissen ein. Und stelle damit meine bisherigen Sichtweisen möglicherweise in Frage. Und – und das ist die zweite Gefährdung – stelle dann vielleicht auch die Sichtweisen anderer, gängige Lehrmeinungen – „das war schon immer so“ oder: „Die Erde ist eine Scheibe“ – in Frage.  

 

Wenn ich mich auf feministische Theologie einlassen möchte, sollte ich die Bereitschaft mitbringen, mich als als ganze Person, mit Herz und Verstand, einzubringen und auseinanderzusetzen. Diese Auseinandersetzung, die auf der Grundlage meines Wissens und meiner Gefühle stattfindet, setzt bei meinen Erfahrungen an und erklärt diese zu theologisch relevanten Kontexten. Kein Wissen ohne Kontext, keine Erfahrung, die nicht auch auf mein Wissen einwirkt.

 

Wenn ich mir das bewusst mache, erweitere ich mein Wissen und gewinne durch die Reflexion neue Erkenntnisse. Erkenntnisse, Gefährdungsmomente – die Erde ist eine Scheibe – in sich bergen können. Die Frauenrechtlerin und Gründerin des Jüdischen Frauenbundes Berta Pappenheim hat diese Gefahren nicht gescheut. Im Gegenteil: „Nur nicht blind werden – mit der Seele | nicht, dass ich nicht mehr sähe, was klein | was groß, was eng, was weit, was ragend | was tragend, was leuchtend im ewigen Licht. | Nur nicht blind werden – mit der Seele nicht!“

 

Mit der Seele nicht blind werden – so ließe sich auch der Ansatz feministischer Theologien umschreiben. Denn Wissen allein, so wichtig es auch ist, genügt nicht. Wir brauchen unsere Erfahrung, um unser Wissen fruchtbar werden zu lassen. Um nicht mit der Seele blind zu werden


Frauenmahl, eine Initiative des
FSBZ Frauenstudien- und -bildungszentrum in der EKD

Unsere Tages- und Wochenimpulse finden Sie hier als Countdown zum Frauenmahl am 3. Mai 2013 auf dem 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Die Autorinnen der Wochenimpulse sind in der evangelischen Frauenarbeit tätig.

Gerti G./photocase.com