Anna wurde am 22. November 1532 als ältestes Kind von Herzog Christian von Schleswig-Holstein-Hadersleben und Dorothea von Sachsen-Lauenburg geboren. Ihr Vater war der älteste Sohn des Königs von Dänemark, und konnte 1534 dessen Nachfolge antreten. 1537 wurden Annas Eltern in Kopenhagen gekrönt. Da beide sich schon in den zwanziger Jahren dem evangelischen Bekenntnis zugewandt hatten, nahm Johannes Bugenhagen in Vertretung Martin Luthers diese erste protestantische Krönung der Geschichte vor.
Anna und ihre drei jüngeren Geschwister wurden ebenfalls im lutherischen Bekenntnis erzogen; ihr Religionslehrer war Tileman van Hussen, der spätere evangelische Bischof von Schleswig. Über Annas Bildung ist sonst wenig bekannt; ihre Bibliothek, die zur Zeit ihres Todes weit über 400 Bücher umfasste, zeigt jedoch weitgespannte Interessen, von denen sie viele ihr Leben lang begleitet haben dürften: Sie las Klassiker der antiken Literatur, zeitgenössische italienische Texte – beides in Übersetzung – und besaß zahlreiche medizinische Bücher. Zu zwei Dritteln bestand ihre Bibliothek jedoch aus religiösen Schriften. In ihr befanden sich zahlreiche Schriften Martin Luthers, etliche in mehreren Ausgaben, die Luther-Biographie von Johannes Mathesius, verschiedene Predigtsammlungen und eine ganze Kollektion von Gebetbüchlein.
Das dänische Königshaus pflegte in Annas Jugendzeit einen im Vergleich zu fürstlichen Zeitgenossen eher bescheidenen Lebensstil, war aber natürlich standesbewusst und in vielfältige politische und dynastische Netzwerke eingebunden. Bei der Entwicklung solcher Netzwerke kam Prinzessinnen eine wichtige Aufgabe zu, denn Heiraten waren ein bedeutsames Mittel, um diese Verbindungen herzustellen und zu gestalten. So wurde denn auch 1547 ein Eheplan entwickelt, durch den das dänische Königshaus mit einem der bedeutendsten fürstlichen Häuser des Heiligen Römischen Reiches in Verbindung trat – Anna wurde mit August von Sachsen verlobt, dem jüngeren Bruder Kurfürst Moritz’ von Sachsen. Die Hochzeit fand 1548 auf Schloss Torgau statt und war eines der glänzendsten Feste ihrer Zeit.
Das junge Paar nahm seinen Aufenthalt zunächst in Weißenfels, aber nach dem Tod von Kurfürst Moritz 1553 folgte ihm sein Bruder August als Kurfürst. Damit wurde Anna Kurfürstin von Sachsen, eine der ranghöchsten Damen des Reiches, und Hausherrin im prächtig erweiterten Dresdner Schloss, in dem die seit 1550 durch zahlreiche Kinder erweiterte Familie residierte. Anna brachte bis 1575 insgesamt 15 Kinder zur Welt, von denen allerdings nur vier das Erwachsenenalter erreichten und sie überlebten: Ihr Sohn Christian I. folgte 1586 seinem Vater als Kurfürst, ihre Tochter Elisabeth heiratete 1570 Pfalzgraf Johann Casimir, Dorothea 1585 Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel und Anna 1586 Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg. Die einzige Schwiegertochter der Kurfürstin, Sophie, war eine Tochter des Kurfürsten von Brandenburg.
Schon diese Familienverbindungen zeigen die politische Bedeutung des kurfürstlichen Hauses und seine Allianzen zu anderen fürstlichen Häusern des Heiligen Römischen Reiches. Für die Kurfürstin spiegelt sich das auch darin wider, dass sie mit zahlreichen Fürstinnen und Fürsten, adligen Damen und Herren, aber auch mit Amtsträgern des Dresdner und des Kopenhagener Hofes in Briefkontakt stand. Überliefert sind weit mehr als 10.000 Briefe, die diese Korrespondenzbeziehungen nachvollziehbar machen und Vielschichtiges über das Leben und Wirken von Anna als Fürstin erkennen lassen. Mit etlichen ihrer Korrespondenten verbanden sie langjährige Kontakte, die erst der Tod der Kurfürstin am 1. Oktober 1585 in Dresden beendete.
Als Fürstin hatte Anna von Sachsen vielfältige Aufgaben und Handlungsmöglichkeiten, die sie mit großem Einsatz und Energie wahrnahm. Sie war natürlich Ehefrau und Mutter; und ihre Briefe zeigen sie in ständiger Sorge um das Wohlergehen ihres Gemahls und ihrer Kinder. Mit Kurfürst August verband sie über lange Zeit ein offenbar vertrauens- und liebevolles Verhältnis. Die enge Beziehung zu ihrem Mann, den sie auch auf allen seinen Reisen begleitete, war eine Basis dafür, dass die Kurfürstin ihre zahlreichen Handlungsfelder erfolgreich ausfüllen konnte.
Dazu gehörte etwa die Mitgestaltung des höfischen Lebens. Ihre Kleidung, die Bewirtung von Gästen, die Ausstattung der zahlreichen Schlösser, in denen sich die Familie das Jahr über aufhielt, die Gärten – all das hing nicht allein vom Geschmack der Fürstin ab. Es war zugleich Bestandteil der Repräsentation von Macht und Einfluss der Familie und damit von Bedeutung über den eigenen Hof hinaus. Prachtvoll und standesgemäß, aber nicht verschwenderisch, so könnte man dabei den Grundsatz der Kurfürstin beschreiben. Denn sie war eine erfolgreiche Wirtschafterin im wahrsten Sinne des Wortes, zunächst nur auf ihrem Vorwerk bei Dresden, dessen Produkte zur Lebensmittelversorgung des Hofes verwendet wurden. Etwa 1570 übertrug ihr ihr Mann dann die Verwaltung aller im kurfürstlichen Besitz befindlichen 70 Landgüter, der sog. Kammergüter. Damit war Anna von Sachsen verantwortlich für einen erheblichen Teil der fürstlichen Einkünfte, die aus dem Verkauf der landwirtschaftlichen Produkte resultierten. Offenbar füllte sie diese Position erfolgreich aus, denn noch viele Jahrzehnte später lobten landwirtschaftliche Lehrbücher ihren Sachverstand.
Annas Leidenschaft für die Herstellung von Medikamenten, die sie mit etlichen Fürstinnen ihrer Zeit teilte, setzte sie nicht nur zum Wohle ihrer Familie sowie fürstlicher und adliger Bekannter ein. Auch an Einwohner Sachsens ließ sie, beispielsweise während der Pestepidemien 1566 und 1570, Medikamente verteilen. Sie war immer bemüht, die Ausbildung guter Hebammen zu fördern, von deren Kenntnissen sie ja selbst bei ihren zahlreichen Geburten profitiert hatte. In dem nach ihr benannten, zwischen 1572 und 1576 entstandenen Schloss Annaburg und an anderen Orten verfügte die Kurfürstin über umfangreiche Räumlichkeiten für die Herstellung von Medikamenten, über sog. Destillierhäuser, in denen sie selbst immer wieder Hand anlegte.
Im Zusammenwirken des fürstlichen Paares blieb die Kurfürstin jedoch nicht auf den Rahmen des Hofes, also ihres Haushaltes im weiteren Sinne, beschränkt. Ihre Aufgabe war es auch, so hatte Bugenhagen schon bei der Krönung von Annas Mutter formuliert, als Vermittlerin und Fürbitterin bei ihrem Mann in Erscheinung zu treten. Ihr enges Verhältnis zu ihrem Gemahl und ihre königliche Herkunft ermöglichten es der Kurfürstin, diesen Anspruch an eine Fürstin auch umzusetzen: Sie erlangte beispielsweise für eine langjährige Vertraute, Gräfin Anna von Hohenlohe-Langenburg, dass deren Sohn am sächsischen Hof erzogen wurde. Graf Bernhard von Barby bat sie um Fürbitte beim Kurfürsten wegen der Domprobstei in Naumburg, die der Graf gern verliehen bekommen wollte. Die Gemahlin des mit der Reichsacht belegten Herzogs von Sachsen bat über Anna um Gnade für ihren Gemahl – viele weitere Beispiele ließen sich anführen.
Anna war aber auch als Vermittlerin in Bezug auf das dänische Königshaus gefragt. Ihr Bruder Friedrich war seit 1559 König, und sie stand Zeit ihres Lebens in engem brieflichem Kontakt zu ihm. Die Vermittlung einer Heirat für ihn und für ihren jüngsten Bruder Johann war in den sechziger Jahren eine bedeutsame, politisch relevante Aufgabe für die Kurfürstin, der sie sich energisch widmete. In den Jahren des Dreikronenkrieges zwischen Dänemark und Schweden zwischen 1563 und 1570 vermittelte die Kurfürstin aber auch Kredite für ihren Bruder und war an der Anbahnung von Friedensverhandlungen beteiligt.
Ein wichtiges Anliegen in ihrem Wirken als Landesfürstin wie innerhalb ihrer reichsweiten Netzwerke war der Kurfürstin stets die Wahrung und Stärkung des lutherischen Bekenntnisses. Zwar waren in ihrer Zeit die großen Schlachten der Reformationszeit schon geschlagen; ihr Schwager Moritz und dann ihr Ehemann August hatten 1555 an der Entstehung des Augsburgischen Religionsfriedens erheblichen Anteil gehabt. Aber in den folgenden Jahrzehnten ging es Geistlichen und Fürsten aller Konfessionen darum, das jeweils eigene Bekenntnis zu festigen und nach Möglichkeit verlorene Positionen wieder zu erlangen. In dieser Zeit streitbaren Religionsfriedens erwarteten die Zeitgenossen von einer Fürstin, dass sie der jeweiligen Kirche ihren „mütterlichen“ Schutz und ihre Fürsorge angedeihen ließ.
Dieser Erwartung war Anna umso mehr bereit nachzukommen, als ihr tiefempfundener Glaube und ihre Frömmigkeit ein Fundament ihres Lebens war. Dies wird am deutlichsten in dem Bekenntnis, dass sie 1572, in einer Zeit ernster Konflikte um das Verhältnis von Calvinismus und Luthertum, brieflich gegenüber dem calvinistischen Kurfürsten von der Pfalz formulierte, mit dessen Sohn ihre Tochter Elisabeth verheiratet war. Dieser hatte ihr eigenhändig geschrieben und auf Gerüchte um Differenzen zwischen Anna und August angespielt, die im Umlauf seien und andeuteten, August würde mit den Calvinisten sympathisieren und Anna weiter am Luthertum hängen.
Sie wisse von keinerlei Auseinandersetzungen im Kurfürstentum, antwortete Anna ihm, „[…] dann Gott lob in seiner Liebden [Kurfürst August] Landen, Kirchen und Schulen das Wort Gottes, und die heyligen Sacramenta, nach der Einsetzung unsers Herren und Erlösers Christi, ohne Deutung oder Regulirung mentschlicher Vernunft, wie solches in der Augspurgischen Confession erkleret, und seit dem vorneuerten Licht deß heyligenn Evangelii, von dem teuren Manne Gottes Doctor Martino Luttern, und seinen treuen Mitgehülfen, am Wort Gottes gelehret und gehalten worden. Bey welchem rechtem Vorstandt [Verständnis], auch wir [Anna] neben seiner Liebden und allen Rechtgleubigen mit Verleihung göttlicher Gnade, biß in unser Ende bestendigk zubleiben, und diese wahre Religion, soviel an unß, auch auf unsere liebe Nachkommen pflantzen undt bringen zuhelffen, bedacht sein […]“ (Keller: 123).
Diesem Bekenntnis hat die Kurfürstin Zeit ihres Lebens entsprochen. Und zwar nicht allein, weil das Luthertum die Konfession ihrer Eltern und ihres Gemahls war. Vielmehr beschäftigte sich die Fürstin, wie nicht zuletzt ihre Bibliothek zeigt, spätestens seit dem Ende der sechziger Jahre auch inhaltlich mit den Kontroversen ihrer Zeit. Sie regte Hofprediger und Theologen der Universität Wittenberg zur Übersetzung theologischer Texte an; Hofprediger wie Nikolaus Selnecker oder Georg Listhenius widmeten ihr theologische Publikationen. Sie interessierte sich für die verschiedenen Religionsgespräche ihrer Zeit und versendete theologische Streitschriften, die für das Luthertum Partei ergriffen, an andere Fürstinnen.
Außerdem versuchte sie, politisch zugunsten des lutherischen Bekenntnisses zu wirken. Dazu nutzte sie beispielsweise die zahlreichen Briefkontakte ihres Netzwerkes. So intervenierte sie 1570 bei Herzogin Dorothea Susanna von Sachsen-Weimar gegen die Angriffe Jenenser Theologen auf die Wittenberger und auf Kurfürst August. Sie versuchte ab 1575, ihren königlichen Bruder in Dänemark zu bewegen, seinen calvinistischen Hofprediger abzulösen und drängte ihn 1580, das Konkordienbuch in seinen Ländern einzuführen. Sie ergriff 1583 gegenüber der katholischen Erzherzogin Maria von Innerösterreich und gegenüber deren Mutter Anna von Bayern Partei zugunsten der Lutheraner in der Steiermark. Am bekanntesten ist bis heute jedoch die Parteinahme der Kurfürstin im Konflikt um die sog. Kryptocalvinisten in Kursachsen, der 1574 eskalierte.
Als Kryptocalvinisten bezeichneten zeitgenössische Kritiker in polemischer Absicht schon seit längerem etliche Wittenberger Geistliche, die die von Philipp Melanchthon eingeschlagene Richtung des Luthertums weiter verfolgten und sich dabei unter anderem um eine Annäherung zwischen Luthertum und Calvinismus bemühten. Anfang April 1574 wurden mit dem kurfürstlichen Hofprediger Christian Schütz, Kurfürst Augusts Beichtvater Johann Stössel, dem vertrauten Rat des Kurfürsten Georg Cracow und dem kurfürstlichen Leibarzt Caspar Peucer, einem Schwiegersohn Philipp Melanchthons, vier Exponenten dieser sog. Kryptocalvinisten verhaftet. Man unterwarf sie zahlreichen Vernehmungen, einige sogar der Folter, und alle blieben jahrelang in Haft. Ausgehend davon ging der Kurfürst dann in Wittenberg und Leipzig gegen Theologen vor, die man der Nähe zum sog. Kryptocalvinismus verdächtigte. Die Folge waren Entlassungen und Vertreibungen nicht bekenntnistreuer Theologen und Pfarrer und die Durchsetzung eines strikten Luthertums in Kursachsen.
Kurfürstin Anna befand sich insofern mitten im Geschehen, als die Dresdner Exponenten des sog. Kryptocalvinismus Annas Wirken für die Wahrung und Stärkung des Luthertums als „Gynäkokratie“, als Weiberherrschaft, ansahen. Schon 1572 gab es in vertrauten Briefen Klagen über „Feinde“ der Wittenberger Theologen im Frauenzimmer. Der 1574 verhaftete Beichtvater des Kurfürsten sprach in seiner Korrespondenz mit Christian Schütz mindestens elfmal von Weiberregiment am Dresdner Hof. Unter anderem schrieb Johann Stössel, den Weibern stehe Luthers Name so sehr im Herzen, dass man ihn nur schwer herausreißen könne und also Geduld haben müsse. Und über den Hofprediger Georg Listhenius spottete sein Kollege Schütz, er predige nach der Vorschrift eines alten Weibleins und eines alten Mannes.
Ursache dieser Vorwürfe war freilich nicht allein Annas Förderung des „reinen“ Luthertums. Sie basierten wohl ebenso sehr auf der Tatsache, dass die Kurfürstin dezidiert Personen unterstützte, die Stössel und Schütz bekämpften. Dazu gehörten beispielweise der Hofbibliothekar Paul Vogel, der Leibarzt Johann Neefe, der Kammersekretär Hans Jenitz und Theologen wie Georg Listhenius und Nikolaus Selnecker. Sie alle wurden in ihrer Karriere von Anna gefördert bzw. genossen deren Vertrauen und exponierten sich gegen die sog. Kryptocalvinisten. Mögen auch viele Details des Konfliktes bis heute im Dunklen liegen; es kann als sicher gelten, dass Kurfürstin Anna im Kräftemessen der Parteiungen bei Hof vor den Ereignissen im April 1574 eine eigene Rolle spielte und dass sie dabei als Unterstützerin der orthodoxen Lutherischen gegen die sog. Kryptocalvinisten auftrat.
Zu den turbulenten Wochen im Frühjahr 1574 äußerte sie selbst sich nur knapp und erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand. Am deutlichsten wurde sie gegenüber ihrer Tante Elisabeth von Mecklenburg-Güstrow, der Anna Anfang Juni 1574 berichtete, man habe bei den Verhafteten „[…] soviel Briff und Hendel funden, das es leider allzuwahr und sie solchs nunmehr nicht leugnen können, das sie auch sonst einen Vorstandt [Verschwörung] und allerlei furgehabtt, daruntter seine Liebden [August] mit ihrem Regiment, und sonderlich wir [Anna selbst] uns wohl leiden, und inen weidlich über die Zunge sprungen und durch die Feder gehen müssen“ (Keller: 136).
Anna kannte also die abgefangenen Briefe und die darin gegen ihren Gemahl, vor allem aber auch gegen sie persönlich vorgebrachten Vorwürfe, und sie ließ sich auch über den Verlauf der Untersuchung informieren. Ein aktiver Anteil ihrerseits an den Verhaftungen und den folgenden Säuberungsmaßnahmen in der kursächsischen Geistlichkeit ist dagegen nicht feststellbar. Sicher ist, dass sie das Vorgehen ihres Gemahls billigte, was sich unter anderem darin zeigt, dass sie auf Bittgesuche der Verhafteten und ihrer Familien nicht einging. Caspar Peucer, der später über sein Verhalten und seine jahrelange Haft, die erst nach dem Tod der Kurfürstin endete, einen ausführlichen Bericht publizierte, ging jedenfalls davon aus, dass es die Erwähnung der Weiberherrschaft in seinen Briefen war, die ihm am meisten geschadet habe.
Die Ereignisse im Frühjahr 1574 stellten dabei nicht nur eine wichtige Zäsur in Annas persönlichem Engagement für ein „reines“ Luthertum dar. Sie bedeuteten zugleich den Beginn einer offensiven Abgrenzung gegenüber dem Calvinismus in mehreren lutherischen Reichsterritorien. Für Kursachsen gab der Kurfürst mit einem Memorial im November 1575 den Anstoß, diese Abgrenzung auch stärker zu formalisieren. Am Ende des sog. Konkordienwerks, dass in der Folge in Kursachsen in Angriff genommen wurde, stand 1580 mit dem Konkordienbuch eine kirchliche Lehrnorm, die zum theologischen Symbol der lutherischen Kirche und auch in etlichen anderen Territorien des Heiligen Römischen Reiches maßgebend wurde.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass Kurfürstin Anna den Vorsatz hatte, allen Obliegenheiten einer Landesfürstin gerecht zu werden. Dazu gehörte es auch, eine gute „Kirchenmutter“ zu sein. Ein Problem für Anna von Sachsen wie für jede Fürstin ihrer Zeit bestand freilich in der zwiespältigen Position, die ihr in Kirche und Kirchenpolitik nach den zeitgenössischen Normen zugewiesen wurde. Einerseits konnte sie sich als Frau zu theologischen Fragen in der Öffentlichkeit nicht oder nur mit großer Vorsicht äußern, was ihr sehr bewusst war. Andererseits aber sah sich die Kurfürstin mit der Forderung nach aktiver Förderung von Kirche und Religion, mit der Sorge um das Seelenheil der Untertanen konfrontiert. Anna von Sachsen versuchte, beidem gerecht zu werden. Dadurch, dass sie ihr Bekenntnis nicht nur selbst lebte, sondern sich auch um dessen Schutz und Sicherung innerhalb und außerhalb des Kurfürstentums bemühte, dadurch, dass sie seit 1570 immer wieder Partei ergriff, erlangte ihr Wirken reale religionspolitische Relevanz. Der Glaube der Kurfürstin, ihr Beharren auf einem „reinen“ Luthertum, hatte langfristig Auswirkungen auf konfessionelle Entwicklungen im Heiligen Römischen Reich, indem Anna von Sachsen die Konfrontation mit und die Abgrenzung gegen die Calvinisten förderte. Damit nahm sie indirekt Einfluss auf die Ausformung einer konfessionellen Landschaft, die für die folgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte bedeutsam blieb.