Charlotte Arbaleste de Mornay

Die Wundertaten Gottes: Liebe und Leben einer Hugenottin
Liebe und Leben einer Hugenottin Merete Nielsen
Lebensdaten
von 1550 - bis 1606
Unter weiteren Namen bekannt als:
Charlotte Arbaleste de la Borde, Charlotte Arbaleste de Fauquères
Beziehungen

Charlotte Arbaleste de Mornay ist durch ihre biografischen Erinnerungen bekannt geworden. Diese Biografie wurde für ihren Sohn geschrieben, um die Wundertaten Gottes zu bezeugen. Sowohl sie als auch ihr Mann, Philippe Duplessis-Mornay, waren überzeugte Hugenotten. Ihr Mann diente Heinrich IV in vielen verschiedenen Funktionen und sie war immer an seiner Seite, deshalb wurde die Biografie zu einer Doppelbiografie, die Schilderung einer Ehe und einer Epoche.

Diese Erinnerungen sind ein herausragendes zeitgeschichtliches Dokument, weil sie eine Beschreibung – einen Zeitzeugenbericht – der Ereignisse der Bartholomäusnacht und der Zeit danach liefern. Sowohl sie als auch auch ihr späterer Mann konnten nach dem Blutbad der Bartholomäusnacht Paris entfliehen, waren aber in ständiger Lebensgefahr. Duplessis-Mornay kam zu der Überzeugung, Gott habe ihn gerettet, damit er seinen Glaubensgenossen helfen solle. So tat er, was er konnte, um Heinrich von Navarra zum Thron Frankreichs zu verhelfen.

In ihren Erinnerungen schildert Charlotte Arbaleste zuerst das Leben des Philippe Duplessis-Mornay bis zu seinem Entkommen aus Paris drei Tage nach der Bartholomäusnacht. Danach schildert sie ihre eigene Flucht.

Der Vater von Charlotte Arbaleste, Guy Arbaleste de la Borde, war ein hochrangiger Beamter in Paris, Präsident des Pariser Rechnungshofes. Prinz Ludwig von Condé hatte 1559 in seinem Haus gewohnt und dort reformierte Gottesdienste gefeiert. Diese hatten ihren Vater so beeindruckt, dass er zum reformierten Glauben übertrat. Als der erste Religionskrieg 1562 ausbrach, wurde er gezwungen abzuschwören, aber nach dem Friedensschluss kehrte er zum Protestantismus zurück. Seine Kinder ließ er reformiert erziehen, nur die Mutter blieb katholisch.

Es ist bemerkenswert, wie beide Konfessionen in der Familie nebeneinander existierten. Reformiert zu werden war in Frankreich eine persönliche Entscheidung, denn in Frankreich gab es keinen Landesherren, der eine Religion in sein Herrschaftsgebiet einführen konnte. Die Könige Franz I, Heinrich II und Franz II wollten alle am Katholizismus in ihrem Land festhalten. Die Reformation breitete sich trotzdem aus und in der Zeit der Verfolgungen unter Heinrich II und Franz II wuchs der Zahl der reformierten Kirchen besonders schnell. Die Glaubensspaltung ging quer durch die Familien.

Als der Hochadel, besonders die Familie von Bourbon, zu der der oben erwähnte Prinz von Condé gehörte, reformiert wurde, gewannen die Hugenotten, wie die französischen Reformierten hießen, zwar mächtige Fürsprecher, aber ihre Religion wurde politisiert. Politische Widersacher der Familie Bourbon war die Familie von Guise, die den jungen König Franz II kontrollierte. Die Religionskriege, die bald ausbrachen, führten zu einer Verhärtung der Fronten. Die Hugenotten hatten nicht länger großen Zulauf, wurden aber verbissener, so wie auch der Hass gegen sie auf katholischer Seite wuchs. Paris war zur Zeit der Bartholomäusnacht, am 24. August 1572, eine rabiate katholische Stadt. Wahrscheinlich gab der König, Karl IX, den Befehl, den Admiral Coligny und die Hugenotten im Louvre umzubringen. Die Pariser Bevölkerung war ihrerseits bereit, sich an der entstehenden Welle von Gewalt zu beteiligen und an der Ermordung zahlreicher Hugenotten in den Straßen von Paris mitzuwirken.

In jungen Jahren heiratete Charlotte Arbaleste einen Adelsmann namens Jean de Pas, seigneur de Fauquères, der nach nur zwei Ehejahren in Flandern starb, wo er als Hugenotte auf der Seite von Wilhelm von Oranien kämpfte. Er hinterließ eine kleine Tochter, Suzanne de Pas. Mit dieser Tochter kam die junge Witwe im Jahr 1572 nach Paris, um die Erbanliegen ihres verstorbenen Vaters zu regeln.

In der Nacht zum 24. August 1572 wurde sie geweckt und sah Soldaten mit weißen Kreuzen am Hut durch die Straße laufen. Es gelang ihr, das Haus zu verlassen, um Schutz bei katholischen Bekannten zu suchen. Erschreckt durch das Gemetzel in den nächsten Tagen, ließ sie die dreijährige Tochter zu ihrer katholischen Großmutter geben. Sie hörte von ihrer in Paris weilenden Familie, dass ihre zwei Brüder schon zum Katholizismus übergetreten waren, aber für sie selbst kam einen Religionswechsel nicht in Frage. In den folgenden Tagen wurde sie von Haus zu Haus gebracht. Die Hugenotten wurden aufgespürt und umgebracht, und zwar nicht nur in der Bartholomäusnacht und dem darauffolgenden Bartholomäustag (am 23./24. August), sondern auch in der gesamten folgenden Zeit. Die an die Bartholomäusnacht anschließenden elf Tage, die Charlotte Arbaleste danach in Paris verbrachte, waren eine Zeit, in der sie sich in ständiger Lebensgefahr befand.

Auch nach ihrer dramatischen Flucht aus Paris war die Zeit der Gefahren nicht vorbei. Katholiken erhielten einen Passierschein, wenn sie Paris verließen. Charlotte Arbaleste besaß keinen Schein und wurde deshalb bei ihrer Abreise verdächtigt, Hugenottin zu sein. Eine ihr völlig unbekannte Frau bürgte für sie, woraufhin ein Soldat erwiderte, er sei des Mordens leid und würde Charlotte passieren lassen, aber nur weil sie eine junge Frau sei. Während ihrer Flucht kam der massive Druck, sich zu bekehren, hinzu. Tatsächlich traten sehr viele Hugenotten in der Folgezeit zum Katholizismus über, weil die Massaker sich in den nächsten Monaten über ganz Frankreich ausbreiteten. Es ist zu betonen, dass Charlotte Arbaleste ohne sehr viele katholische Freunde und Bekannte, die sie oft unter Gefahr für das eigene Leben schützten, nie hätte überleben können. Dasselbe galt für ihren späteren Gatten Philippe Duplessis-Mornay. Die beiden trafen sich in Sedan, ein Herzogtum mit einem reformierten Herzog, der die Glaubensflüchtlinge aufnahm. Dort heirateten sie am 3. Januar 1576.

Wirkungsbereich

Für den Rest ihres Lebens wirkte sie vor allem an der Seite ihres Gatten. Dieser wurde als Botschafter für Heinrich von Navarra nach England gesandt und sie ging mit ihm. Als Berater Heinrichs versuchte er die nächsten vielen Jahre Hugenotten und moderate Katholiken zu versöhnen, um so eine politische Mehrheit im Land für Heinrich herzustellen. Er vertrat die Position, dass es für die politische Zukunft des Landes am besten sei, die Katholiken zu gewinnen, ohne die Hugenotten zu verlieren. Weder er noch seine Frau hegte Groll gegen alle Katholiken aufgrund der Bartholomäusnacht, schließlich war beiden durch katholische Freunde und Bekannte geholfen worden.

Im Jahr 1582 wurde er Gouverneur von Montauban. Heinrich von Navarra hatte seine Hausmacht im Süden Frankreichs, wo die meisten Hugenotten lebten und dort waren die Verfolgungen nicht ganz so schlimm gewesen: nur die Städte Bordeaux (am 3. Oktober 1572), Toulouse (am 4. Oktober 1572), Gaillac und Albi (am 5. Oktober 1572) verübten Massaker.

Montauban war eine protestantische Stadt. Der Pastor war so strenggläubig, dass er Charlotte de Mornay nicht zum Abendmahl zulassen wollte, bevor ihre prächtigen Kleider und Frisur schlichter geworden seien. Charlotte, die nun wirklich überzeugte Hugenottin war, trug die Kleider, die ihr vom Stand her zustanden, wie Duplessis-Mornay dem Pastor und dem Konsistorium mitteilte. Der Streit wurde vom Ehepaar an die Nationale Synode herangetragen und Charlottes Recht an der Teilnahme zum Abendmahl dort eingeklagt.

1589 – Heinrich von Navarra war König von Frankreich geworden – zog Charlotte mit ihrem Mann nach Saumur, wo Duplessis-Mornay Gouverneur der befestigten Stadt wurde. Saumur war eine der wichtigsten hugenottischen Zufluchtsorte. Duplessis-Mornay gründete hier eine Akademie, die bald die berühmteste französische Universität für Hugenotten wurde. Außerdem gründete er eine Reitschule für die Kavallerie, die noch heute existiert, die sogenannte „cadre noir“. Charlotte de Mornay ließ eine Kirche für die dortige reformierte Gemeinde bauen.

Die Bekehrung Heinrichs zum Katholizismus 1593 war eine herbe Enttäuschung. Duplessis-Mornay versuchte, schriftlich auf ihn einzuwirken, und hielt sich zum Ärger des Königs für längere Zeit fern vom Hof. Ohne die Loyalität dem König gegenüber aufzugeben, unterstützte er die Hugenotten bei den Verhandlungen, die zum Edikt von Nantes 1598 führten.

Als er theologisch mit einem Buch über das Abendmahl in die Öffentlichkeit trat, lud Heinrich ihn im Jahr 1600 zu einer Disputation in Fontainebleau ein, gab ihm einen sehr redegewandten und theologisch versierten katholischen Gegner und erklärte Duplessis-Mornay in der Auseinandersetzung für geschlagen. Ein Historiker hat dieses Ereignis einmal „das Opfer von Fontainebleau“ genannt. Heinrich stellte klar, dass seine Religion der Katholizismus war und dass Duplessis-Mornay nicht länger seine Gunst genoss.

Charlotte de Mornay schrieb ihre Erinnerungen für ihren Sohn Philippe. Er kämpfte für seine Glaubensgenossen in den Niederlanden, wo er 1605 fiel. Die Mutter überlebte ihn nicht lange, sie starb im folgenden Jahr am 15. Mai 1606. Duplessis-Mornay schrieb von ihr: „Sie half mir gut zu leben, und sie zeigte mir, wie man sterben soll“.

Nach dem Tod Heinrichs IV im Jahr 1610 diente Duplessis-Mornay Ludwig XIII treu. Als überzeugter Reformierter hatte er jedoch keinen Platz im katholischen Frankreich. 1621 wurde er entlassen und 1623 starb er auf seinem Gut.

Reformatorische Impulse

Charlotte Arbaleste wurde anscheinend von ihrem Vater sehr beeinflusst. Ihren Mut und ihren Überlebenswille in der Zeit nach dem 24. August 1572 ging einher mit einem festen Willen, als Reformierte zu leben oder zu sterben.

Ihre Erinnerungen zeigen eine Frau, die in ihrer Ehe eine echte Mitstreiterin ihres Mannes ist. Zusammen mit ihm hat sie ihr Leben den französischen reformierten Kirchen gewidmet.

Kommentar

Die Ehe scheint eine der ganz wenigen im 16. Jahrhundert zu sein, die aus gegenseitiger Liebe und freier Entscheidung eingegangen wurde. Sie war Partnerin ihres Mannes in einer Weise gewesen, die damals sehr selten war.

Übrigens: Duplessis-Mornay hatte einen guten Koch. Die Sauce Mornay – eine Bechamelsauce mit Käse – wurde nach ihm benannt. Charlotte Arbaleste scheint allerdings nicht in den Töpfen gerührt zu haben.