Wenn man sich Elisabeth zu Sachsen (geb. 04.März 1502 in Marburg, gest. 6. Dezember 1557 in Schmalkalden) nähert, fällt zuerst die außergewöhnlich umfangreiche Korrespondenz auf. Über tausend Briefe hat sie geschrieben, in denen sie sich oft um Frieden und Ausgleich zwischen den katholischen und lutherischen Fürstenhöfen bemüht. „Ich leg kein Blatt vors Maul“ schreibt sie einmal an den sächsischen Kurfürsten in Torgau, den sie manchmal ermahnt, bei dem sie aber auch Hilfe und Zuflucht findet vor den Intrigen am Dresdener Hof. Überhaupt schreibt Elisabeth manchmal in drastischen Worten, dabei in prägnanter Kürze. Von ihren Briefpartnern, zu denen fast ausschließlich Männer gehören, erwartet sie, dass diese sich an ihre Ermahnungen halten und sich nach ihr richten. Als ihr hitzköpfiger Bruder Philipp von Hessen beinahe einen Krieg anzettelt, schreibt sie an alle beteiligten Fürsten, dass Philipp ausschließlich friedliche Absichten habe und verhandeln wolle. Dem sächsischen Kurfürsten bekennt sie jedoch: „Ich bin selbst gar nicht überzeugt davon, dass Philipp wirklich Frieden will, doch jetzt habe ich allen von seinen friedlichen Absichten geschrieben, da muss er den Frieden wahren und mit den Fürsten verhandeln.“
Von der Richtigkeit ihrer Ansichten ist sie absolut überzeugt: „Ich bin zwar ein Weib und kein Doktor, dass ich klug schreiben könnte, doch was ich schrieb, schrieb ich aus keinem Kalbskopf.“ Auch wenn sie keine Ausbildung wie ein Ratsherr genossen hat, so weiß sie doch, dass sie sich auf ihren gesunden Menschenverstand verlassen kann, wenn sie ihr eigenes Wohl und das Wohl der Untertanen im Blick hat. Dazu gehört für sie unbedingt die Einführung der Reformation.
Elisabeths Mutter Anna von Hessen hat ihre Tochter schon früh zu politischem Denken, zu Eigenständigkeit und Stärke erzogen. Elisabeths Vater, Landgraf Wilhelm II. von Hessen, starb lange bevor Elisabeths Bruder Philipp die Regierung übernehmen konnte. Obwohl der Vater in seinem letzten Testament die Regentschaft und die Vormundschaft für die Kinder seiner Frau übertragen hatte, musste Anna beides in einem jahrelangen, mühsamen Kampf der hessischen Ritterschaft abtrotzen. Vor diesem Hintergrund nimmt es nicht Wunder, dass Elisabeth Hartnäckigkeit, Kampfgeist und Stärke als weibliche Tugenden erlebte.
Dies kam ihr zugute am Hof zu Dresden, wo sie mit Herzog Johann, dem Thronfolger des Herzogtums Sachsen, verheiratet war, denn das kalte Klima am Hof war für Elisabeth, die eher frei und ungezwungen aufgewachsen war, nur schwer zu ertragen. Die Bewertung ihrer Ehe fällt in der Forschung sehr widersprüchlich aus. Manche behaupten, die beiden hätten sich ganz und gar nicht verstanden, andere sind der Ansicht, die beiden hätten eine sehr liebevolle Ehe geführt. Für beide Versionen lassen sich Belege in Briefen finden. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Dass die Ehe kinderlos blieb, war für Elisabeth nicht nur ein persönliches Problem, sondern auch ein politisches.
Elisabeths Schwiegervater Herzog Georg hatte ihre Mutter in deren Kampf um Herrschaft und Kinder unterstützt. Er war sogar dabei, als Elisabeths Vater im Kreis der Familie starb. Sicher hat Elisabeth ihn in dieser Zeit als väterlichen Freund erlebt und hatte deshalb zunächst ein sehr inniges Verhältnis zu Herzog Georg, der ein sehr strenger Fürst war. Dies wurde Elisabeth von vielen geneidet. Elisabeth bemerkte immer wieder, dass Menschen absichtlich versuchten, Misstrauen und Zwietracht zu säen zwischen dem katholischen Hof in Dresden und den beiden lutherischen Höfen Kassel und Torgau. Immer wieder versuchte sie mit diplomatischen Briefen die Missverständnisse aus der Welt zu schaffen. Ihre heimlichen Briefe, in denen sie sich stets um Ausgleich und Frieden bemühte, wurden von ihren Feinden als Spionage ausgelegt und sie verlor die Gunst ihres Schwiegervaters. Ihr Ehemann stand in dieser Zeit zu ihr, verteidigte sie sogar, als man ihr Ehebruch unterstellte und versicherte, er wisse, „dass er eine fromme Frau“ habe. Während Johann seinem autoritären Vater gegenüber sehr ängstlich war, bot Elisabeth ihm immer wieder die Stirn. Herzog Georg fürchtete außerdem, dass sein Sohn unter dem Einfluss Elisabeths lutherisch werden könnte. Dies war ein Grund, weshalb der Vater ihn nicht an den Regierungsgeschäften beteiligen wollte.
Als die Intrigen am Hof gegen Elisabeth immer weiter zunahmen, weigerte sie sich, zum Abendmahl zu gehen mit dem Argument, dass sie zu zornig auf ihre Widersacher und daher nicht reinen Herzens sei; aus diesem Grunde könne sie nicht verantworten, das Abendmahl zu empfangen. Herzog Georg befahl seinem Sohn, Elisabeth zum Abendmahl zu zwingen, denn schließlich solle laut Bibel eine Frau ihrem Mann Untertan sein. Aber Elisabeth hatte auch die Bibel gelesen und hielt dagegen, dass ein Mann Vater und Mutter verlassen solle, um seinem Weibe anzuhängen. Und da ihr Gemahl vollkommen unter dem Pantoffel seiner Eltern stehe, hielt sie es nicht für ihre Pflicht, ihm gehorsam zu sein. Außerdem, so argumentierte sie, habe Herzog Georg diesen Befehl erteilt und mit diesem sei sie nicht verheiratet. Dass sie darauf bestand, Abendmahl in beiderlei Gestalt zu empfangen, heizte den Streit weiter an und wurde von Herzog Georg ohnehin nicht erlaubt.
Ein Trost war in dieser Zeit der junge Herzog Moritz, Elisabeths ums neunzehn Jahre jüngerer Cousin, der für einige Jahre am Hof zu Dresden erzogen wurde. Er war für sie der Sohn, den sie sich immer gewünscht hatte, und er fand bei ihr die mütterliche Wärme, die er bei seiner eigenen Mutter Herzogin Katharina von Sachsen schmerzlich vermisste.
Der Konflikt zwischen Elisabeth und ihrem Schwiegervater eskalierte immer mehr und gipfelte schließlich in der Drohung des alten Herzogs, Elisabeth einzusperren. Hier konnte selbst der Kurfürst nichts ausrichten, der die ohnehin schwierigen Beziehungen zwischen Torgau und Dresden nicht weiter belasten wollte. Elisabeths Bruder Philipp jedoch scheute nicht davor zurück, mit dem Säbel zu rasseln, als Elisabeth ihm von ihren Ängsten schrieb. Er tat die Befürchtungen seiner Schwester keineswegs ab, sondern schrieb ihr zurück, dass er militärisch eingreifen werde, sollte man ihr zu nahe treten. Der Überbringer des Briefes richtete ihr zusätzlich aus, sie solle mit dem Essen und Trinken vorsichtig sein, nicht dass man sie vergifte.
Erst als im Jahre 1535 innerhalb von drei Wochen ihre Schwiegermutter Barbara und ihre Schwägerin Margarete starben, versöhnte sich Elisabeth mit Herzog Georg angesichts seines unermesslichen Schmerzes.
Herzog Georg sah durchaus die Qualitäten seiner Schwiegertochter und nahm sie in den folgenden Jahren gerne mit zu Verhandlungen. Zum ersten Mal konnte Elisabeth hier ihre Talente, wie Rhetorik und Verhandlungsgeschick, einbringen.
Als Elisabeths Ehemann im Januar 1537 einen schweren Schlaganfall erlitt und kurz drauf starb, litt das gute Verhältnis der beiden allerdings wieder: In Elisabeths Wittumsvertrag war ihr Rochlitz mit Amt und Herrschaft zugesichert worden, das heißt, sie hatte dort nicht nur ihren Witwensitz, auf dem sie sich aufhalten durfte und der sie ernähren sollte, sondern sie hatte auch die Regentschaft in diesem kleinen Kreis. Sowohl Herzog Georg als auch die sächsischen Räte wollten verhindern, dass Elisabeth ihr Wittum in vollem Unfang erhielt, denn sie wussten nur zu gut, dass Elisabeth in Rochlitz die Reformation eingeführt haben würde, noch bevor sie ihre Kisten ausgepackt hätte.
Wieder war es Philipp, der ihr beistand, auf dem Schiedstag in Zeitz ihr Erbe sicherte und dafür sorgte, dass Elisabeth in Rochlitz den größtmöglichen Handlungsspielraum hatte.
Erst in Rochlitz konnte Elisabeth ihre Fähigkeiten voll entfalten. Sie führte 1537 nicht nur die Reformation ein, sondern sorgte auch für ihre Untertanen, indem sie die Infrastruktur verbesserte und beispielsweise ein Armenhaus bauen ließ, das sie zeitlebens unterstützte. Überhaupt leitete sie ihren Besitz auch in finanzieller Hinsicht sehr gewissenhaft und achtete darauf, dass Rochlitz aufblühte. Auf keinen Fall wollte sie sich nachsagen lassen, dass unter ihrer Herrschaft ein Niedergang stattgefunden hätte.
Die Einführung der Reformation betrieb sie mit dem nötigen Augenmaß; so wünschte sie von ihren Untertanen, dass sie sich aus freien Stücken und nur dem eigenen Gewissen folgend zur Reformation bekennen sollten. Anders als in anderen Regionen Sachsens herrschte bei Elisabeth Religionsfreiheit und wer wollte, durfte katholisch bleiben.
Außerdem lag es ihr am Herzen, protestantische Ehen zu stiften. So führten vor allem ihre Vermittlungen dazu, dass ihr Cousin Herzog Moritz ihre Nichte Agnes von Hessen heiratete, wobei angemerkt sei, dass es sich dabei tatsächlich um eine Liebesheirat handelte, denn Herzog Moritz heiratete Agnes heimlich und gegen den erbitterten Widerstand seiner Mutter Katharina.
Der Frieden, den die protestantischen Fürsten mit Kaiser Karl V. geschlossen hatten, stand auf sehr tönernen Füßen, denn der Kaiser war bestrebt, die Einheit der Religion wieder herzustellen, notfalls mit Gewalt. Elisabeth, die immer sehr regen Anteil an der Politik genommen hatte, sah, dass sich ein bewaffneter Konflikt anbahnte. In ihren Briefen flehte sie die Parteien an, zu verhandeln, doch vergeblich: 1546 zerbarst der fragile Frieden. Vor allem ihren Cousin Herzog Moritz, der ihr nach wie vor sehr nahestand, versuchte sie davon zu überzeugen, auf der Seite der Protestanten zu kämpfen, zumal dieser dem Schmalkaldischen Bund angehörte, einem Bündnis, in dem sich die lutherischen Fürsten seit 1531 zusammengeschlossen hatten. Allerdings schloss der Vertrag, den Moritz mit dem Schmalkaldischen Bund geschlossen hatte, eine militärische Unterstützung nicht zwingend mit ein. Daher sah Moritz sich den Protestanten nicht verpflichtet, sondern nur seinen eigenen Interessen: Der Kaiser hatte ihm versprochen, ihn selbst zum Kurfürsten zu erheben, wenn er ihn dabei unterstütze, den lutherischen Kurfürsten von Sachsen zu schlagen. Davor schreckte Moritz nicht zurück, obwohl der Kurfürst von Sachsen sein eigener Cousin und ein enger Vertrauter Elisabeths war.
In dieser Zeit wurde Rochlitz zur Nachrichtenzentrale, denn Elisabeth schrieb bis zur völligen Erschöpfung Briefe und leitete Nachrichten weiter, in der Hoffnung, den Protestanten so schnell wie möglich zu einem Sieg zu verhelfen. Zwei Geheimschriften entwickelte sie, die von unterschiedlichen Kanzleibeamten benutzt wurden, so dass keiner ihrer Beamten zu viele Informationen hatte.
In den Kriegswirren wurde auch Rochlitz von Moritz angegriffen und belagert. Es gelang Elisabeth aber, einen Brief an den Kurfürsten zu schicken, so dass dieser ihr zu Hilfe eilen konnte. Die Forschungstexte darüber, was bei der Belagerung geschah, widersprechen sich teilweise. Manche behaupten, Elisabeth hätte mit einer Hochzeit und sehr viel weiblichem Charme die feindlichen Soldaten um den Finger gewickelt und abgelenkt, so dass die Protestanten leichtes Spiel gehabt hätten. Diese Geschichte wurde sehr wahrscheinlich von Moritz selbst kolportiert, denn die Niederlage konnte er nicht verschmerzen. Wenn tatsächlich eine Hochzeit stattgefunden hätte, dann wäre diese allein schon an Elisabeths Ausgabenbuch nachweisbar, wo sie akribisch jeden einzelnen Gulden, den sie beim Schach verlor, eingetragen hat.
Weiterhin ist unklar, wann Elisabeth das Schloss verlassen hat. Manche Forschungstexte behaupten, Elisabeth habe sich vor der Schlacht davongemacht, andere sind der Ansicht, sie habe die Stellung gehalten, gerettet, was zu retten war und sei erst nach der Schlacht geflohen.
Mit ihrer Flucht aus Rochlitz endet die sicher glücklichste Zeit ihres Lebens. Nie wieder hat sie dorthin zurückkehren können, zumal Moritz versuchte, sie des Hochverrats anzuklagen und es sehr fraglich ist, ob sie nach dem Sieg der Katholiken weiterhin ein standesgemäßes Leben hätte führen können. Für eine Weile war sie in Kassel, kümmerte sich gemeinsam mit ihrer Schwägerin Christine um ihre Nichten und Neffen, denn Landgraf Philipp war ein Gefangener des Kaisers. Mehrere Bittversuche und Kniefälle, die Landgräfin Christine vor dem Kaiser tat, konnten ihren Mann nicht befreien.
Bis zu ihrem Tod am 6. Dezember 1557 lebte Elisabeth in Schmalkalden, wo ihr Handlungsspielraum nicht größer war als der anderer verwitweter Fürstinnen ihrer Zeit.
In einem streng katholischen Umfeld brauchte man schon sehr viel Mut, um sich zu Martin Luthers Lehren zu bekennen. Luthers Gedankengut, sein Hinterfragen der bestehenden Kirche sprachen Elisabeth wohl aus der Seele. Der Hofprediger Alexius Chrosner hat sicher seinen Teil dazu beigetragen, dass Elisabeth die Reformation als einen Aufbruch aus der alten Kirche erlebte, die ihre Gläubigen immer mühsamer mit Angst und Drohungen bei der Stange hielt. Vielfach geschah die Reformation „von unten“; die Menschen begannen, selbst zu denken, die Bibel zu lesen und auszulegen. So auch Elisabeth. Auch wenn sie nicht „unten“ in der Gesellschaft stand – am Dresdner Hof hatte sie keinerlei Macht und Eigenständigkeit. Da sie ihre Hauptaufgabe, nämlich die Geburt eines Thronfolgers nicht erfüllte, hatte sie am Hof zudem einen sehr schweren Stand. Ihr Bekenntnis zur Reformation verschärfte ihre Lage zusätzlich, doch trotzdem wollte sie nicht von ihrem Glauben lassen. Wie sehr sie unter der dem Zwang, katholisch sein zu müssen, gelitten hat, kann man kaum ermessen, denn die Religion und das Seelenheil hatten in der damaligen Zeit einen ungleich höheren Stellenwert als heute. In einem Brief an den Kurfürsten hat sie ihre Situation in Dresden als „babylonische Gefangenschaft“ bezeichnet, da sie nicht ihrem Gewissen folgen konnte. Sie hoffte aber, dass Gott ihr Herz ansehen und wissen möge, dass sie nicht altgläubig sei. Wahrscheinlich rührt aus dieser schmerzlichen Erfahrung ihre Toleranz gegenüber Andersgläubigen, denn in Rochlitz gewährte sie nicht nur den Katholiken Religionsfreiheit, auch die Juden wurden aus Rochlitz nicht vertrieben.
Dass Elisabeth sich der Reformation zugewandt hat, ist nicht nur auf ihren Bruder Philipp und den Prediger Chrosner zurückzuführen, sondern sicher auch auf ihren Verstand, ihr Interesse an der Politik und den Fragen der Zeit. Da sich die katholische Kirche damals in einem Zustand befand, den ein gläubiger Mensch nicht gutheißen konnte, lag es für Elisabeth nahe, sich anderweitig zu orientieren. Vor allem die Ansicht Luthers, dass die Kirche letztlich Menschenwerk ist und sich zwischen Gott und die Gläubigen gedrängt hat, war für Elisabeth ein wichtiger Anstoß, sich von dem alten Glauben zu distanzieren. Wie Luther wollte auch sie einen unverstellten Zugang zu der Quelle der göttlichen Gnade; und dies wollte sie auch ihren Mitmenschen ermöglichen. Doch auch Martin Luther stand sie nicht kritiklos gegenüber: „Ist er doch auch ein Mensch und nicht Gott. Wenn er über das Evangelium schreibt, lobe ich ihn, aber wo er schilt wie ein altes Weib, halte ich nichts von ihm.“
Die Macht, über die sie auf ihrem Witwensitz verfügte, hat sie ganz bewusst eingesetzt, um den Menschen in ihrem Herrschaftsbereich die Reformation zu bringen, denn sie hätte es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können, die Reformation nicht einzuführen. Darüber hinaus war sie auch darauf bedacht, dass es den Menschen gut ging, weshalb sie eine für die damaligen Verhältnisse gute Infrastruktur schaffte.
Elisabeths Leben war sehr untypisch für die damalige Zeit. Kaum eine alleinstehende Frau hatte so viel Macht und Geld und dadurch Möglichkeiten, in ihrem Wirkungsbereich die Reformation einzuführen. Grundsätzlich waren Frauen in dieser Zeit abhängig von Männern. Wenn Frauen Handlungsspielraum hatten, so wurde ihnen dieser von Männern zugestanden; sei es nun der Ehemann, Vater oder Bruder. Elisabeth hatte das große Glück, einen Bruder zu haben, der sie als Beraterin schätzte, sie beschützte und vor Gericht ihre Interessen vertrat.
Von ihren Zeitgenossinnen wurde sie allerdings kaum verstanden, denn ihre Aktivitäten wurden wohl als ziemlich unweiblich angesehen. Politisches Engagement hatte für eine Frau dieser Zeit etwas Anrüchiges, wenn es sich nicht unmittelbar auf Familien- und Heiratspolitik bezog. So schreibt ihre Nichte Agnes an ihre Mutter, sie habe von Elisabeth „einen Haufen unnützer Briefe“ bekommen. Man kann davon ausgehen, dass diese Briefe im Ofen gelandet sind, denn sie sind nicht erhalten.
Doch auch mit ihrem Interesse für Politik und Reformation ragt sie unter den Frauen ihrer Zeit heraus. Kaum eine Frau hat sich so leidenschaftlich für die Verbreitung der reformatorischen Lehren und die Versöhnung zwischen den beiden verfeindeten Lagern eingesetzt, als es zum Krieg kam. Dabei hat sie in ihrem Herrschaftsbereich Glaubensfreiheit gewährt und die Menschen selbst nach ihrem eigenen Gewissen entscheiden lassen, welcher Lehre sie sich zuwenden möchten. Mit ihrer Toleranz, ihrem Willen zu Ausgleich und Frieden begegnet uns in Elisabeth eine Persönlichkeit, die gerade in der heutigen Zeit erinnernswert ist.