Elisabeth von Dänemark (Norwegen und Schweden)

Kompromisslose Idealistin im Exil
Kompromisslose Idealistin im Exil Ulrike Sträßner
Lebensdaten
von 1485 - bis 1555
Unter weiteren Namen bekannt als:
Elisabeth Kurfürstin und Markgräfin von Brandenburg, Elisabeth Markgräfin von Lichtenberg
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Copyright Universitätsbibliothek Bayreuth
Beziehungen

Am 24. Juni 1485 wurde Elisabeth von Dänemark als fünftes Kind des dänischen Königs Johann I. und dessen Frau Christina von Sachsen geboren. Über ihre Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Mit knapp 17 Jahren heiratete sie am 10. April 1502 in Stendal den wenig älteren brandenburgischen Kurfürsten Joachim I. und kam an dessen Hof in Cöln an der Spree.

Den Erwartungen ihres Umfeldes an ihre Rollen als Mutter, Ehefrau, Landesfürstin und religiöses Vorbild wurde Elisabeth bis Mitte der 1520er Jahre gerecht. Aus der anfangs harmonischen Ehe gingen zwischen 1505 und 1513 die fünf Kinder Joachim (II.), Anna, Elisabeth, Margarethe und Johann hervor. Anhand der Quellen lässt sich belegen, dass Elisabeth gemeinsam mit ihrem Mann im Sinne des aufstrebenden Hauses Hohenzollern wirkte und beispielsweise die Ernennung ihres Schwagers Albrecht von Brandenburg zum Erzbischof von Magdeburg und Mainz sowie zum Kardinal förderte. Ebenso setzte sie sich für die Belange ihrer Untertanen bei ihrem Mann ein. Auch als kulturstiftende und fest in der katholischen Glaubenswelt verankerte Fürstin erscheint sie in den Quellen.

Durch ihre Herkunft verfügte sie über ein hochkarätiges Verwandtschaftsnetzwerk und stand in regem Kontakt zu vielen Fürstinnen und Fürsten wie z. B. Albrecht von Brandenburg, Albrecht von Preußen, Margarethe von Münsterberg und Georg von Sachsen.

Trotz ihrer offenbar gelungenen Integration in die Hohenzollerndynastie blieb Elisabeth ihrer Herkunftsfamilie zeitlebens stark verbunden. Dies zeigt sich insbesondere an der engen Beziehung zu ihrem Bruder Christian II. von Dänemark, der nach einer Auseinandersetzung mit den dänischen Ständen sein Land verließ und bei seinem Onkel Kurfürst Friedrich III. von Sachsen unterkam, zeitweise aber auch am Hof der Schwester lebte. Elisabeth unterstützte durch Vermittlung militärischer und finanzieller Hilfen ihren Bruder aktiv bei den Versuchen, sein Königreich wiederzugewinnen. Ihr Handeln zeugt von ihrer starken Identität mit und ihrer Verpflichtung gegenüber dem dänischen Königshaus.

Mit dem Luthertum kam Elisabeth Mitte der 1520er Jahre durch ihren Bruder, der sich frühzeitig dazu bekannte, in Kontakt. Dass sie sich trotz großer persönlicher Risiken dazu entschied, sich aus ihrer bisherigen Glaubenswelt zu lösen, zeugt einerseits von der enormen Anziehungskraft der lutherischen Bewegung auf hochadelige Frauen und deutet andererseits auf Elisabeths spannungsgeladenes Lebensumfeld, in dem sie sich zu verorten suchte, hin.

Mitte der 1520er Jahre erlebte Elisabeth zahlreiche Veränderungen in ihrem Umfeld. Innerhalb kurzer Zeit heirateten ihr Sohn Joachim und die beiden Töchter Anna und Elisabeth, welche bald darauf den elterlichen Hof verließen. Ihre Erziehungsaufgaben nahmen also merklich ab. Auch in ihrer Rolle als Ehefrau war sie zunehmend weniger gefragt. Aus gesundheitlichen Gründen konnte sie ihren Mann oftmals nicht auf Reisen begleiten. Aufgrund dieser längeren Trennungsphasen nahm Elisabeths Einfluss auf Joachim I. ab. Zudem wandte sich dieser verstärkt anderen Frauen zu. Besonders sein öffentliches Verhältnis zu der verheirateten Katharina Hornung macht deutlich, dass er seiner Ehefrau den gebotenen Respekt verweigerte und, indem er den Mann seiner Geliebten enteignete und des Landes verwies, seine Bedürfnisse über die Rechte von Untertanen setzte. Besonders unangenehm wurde diese Angelegenheit als Luther Joachim I. öffentlich angriff.

Neben dem spannungsreichen höfischen Umfeld erlebte Elisabeth auch den sich anbahnenden konfessionellen Konflikt innerhalb ihrer Verwandtschaft unmittelbar mit. Bis 1526 hatte sich ein Großteil von Elisabeths dänischer und sächsischer Herkunftsfamilie sowie vereinzelte Mitglieder der Hohenzollerndynastie auf lutherischer Seite positioniert, während ihr Ehemann vehement den Katholizismus verteidigte.

Indem Elisabeth 1527 das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu sich nahm, schloss sie sich ihrer lutherischen Herkunftsfamilie an und vertraute im Konflikt mit ihrem Mann auf die Solidarität und Unterstützung ihrer neuen Glaubensgemeinschaft. Als dänische Königstochter und brandenburgische Kurfürstin war sie für die Lutheraner eine wertvolle und gewichtige Bündnispartnerin. Dass sie sich im März 1528 durch Flucht ihrem Ehemann entziehen und lange Zeit ohne Unterhalt aus Brandenburg im Exil leben konnte, verdankt Elisabeth ihrer hohen Herkunft und der Solidarität und Unterstützung ihres gut funktionierenden Verwandtschaftsnetzwerks.

Elisabeth verbrachte 17 Jahre im sächsischen Exil. Aus ihren erhaltenen Korrespondenzen aus Torgau oder Lichtenberg geht hervor, dass die Exilzeit von finanziellen Nöten und gesundheitlichen Beschwerden geprägt war. Kraft und Trost schöpfte sie aus geistlicher Lektüre, Predigten und dem Kontakt mit Luther, der sie häufig besuchte und sie im Sommer 1537 während einer längeren Krankheit in seinem Haus pflegen ließ.

Weil ihr Ehemann ihr den Unterhalt verweigerte, war Elisabeth auf die Versorgung und Unterbringung durch ihren Onkel Kurfürst Johann I. von Sachsen (†1532) und ihren Neffen Johann Friedrich I. angewiesen. Nach dem Tod ihres Mannes 1535 kehrte sie vorerst nicht nach Brandenburg zurück, weil ihre Söhne Kurfürst Joachim II. und Markgraf Johann von Küstrin sich nicht auf ihre Rückkehrbedingungen einließen. Mutter und Söhne verständigten sich darauf, dass Elisabeth – versorgt mit brandenburgischem Unterhalt – in Sachsen bleiben sollte, allerdings nun mit eigenem Wohnsitz im Schloss Lichtenberg, welches sie 1536 bezog. Erst 1545 kehrte sie nach Brandenburg zurück und bezog ihren Witwensitz in Spandau. Dort starb sie im Juni 1555 im Alter von 69 Jahren.

Wirkungsbereich

Das Leben Elisabeths von Dänemark lässt sich in vier Phasen einteilen, in denen sie abhängig von ihrer Position, Finanzsituation und vom jeweiligen Ort wirkte.

Kindheit und Jugend (1485-1502): Über die ersten Lebensjahre Elisabeths ist wenig bekannt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sie als Königstochter eine standesgemäße, höfische Bildung mit stark religiöser Prägung erhielt. Ihre späteren Briefe, die sie oft eigenhändig verfasste, weisen sie als wortgewandte, gebildete und vielseitig interessierte Schreiberin aus. Wie andere Mädchen ihres Standes wurde sie sicherlich auf ihre Rollen als Ehefrau, Mutter und Landesmutter vorbereitet. Inwiefern sie an der Wahl ihres Ehemannes beteiligt war, geht aus den Quellen nicht hervor.

Ehezeit (1502-1528): Mit 17 Jahren wurde Elisabeth durch ihre Ehe mit Joachim I. Kurfürstin von Brandenburg. Sie wirkte als solche vornehmlich in den Rollen als Ehefrau, Mutter, Landesfürstin und religiöses Vorbild. Der Bericht eines Besuchers des kurfürstlichen Hofes aus den ersten Ehejahren beschreibt Elisabeth als schillernden Mittelpunkt des Hofes. Ihre Briefe gewähren Einblick in ihre Vorstellungen von Frömmigkeit und Spiritualität: So stiftete sie mindestens einen Altar und tauschte mit Verwandten Bibeln, Gebete, Reliquien und Bilder der von ihr besonders verehrten Heiligen aus.

Aufgrund ihrer königlichen Herkunft und ihrer Position als Kurfürstin war sie eine selbstbewusste und einflussreiche Person mit weitreichenden Beziehungen, die sie für dänische und brandenburgische Interessen zu nutzen wusste. Durch die sich im Laufe der Jahre vergrößernde Distanz zu ihrem Ehemann verschlechterten sich jedoch ihre Position am Hof und ihre Einflussmöglichkeiten. Die gestörte eheliche Kommunikation fand Ausdruck im Konflikt um Elisabeths Bekenntnis zum Luthertum. Joachim I. hatte seine Frau diesbezüglich ganz offensichtlich falsch eingeschätzt, ihren Wandel nicht wahr- oder ernst genommen und schon gar nicht erwartet, dass sie öffentlich Widerstand gegen ihn leisten würde.

Die Quellen geben keine Auskunft darüber, wie Elisabeth sich ihre Zukunft als Lutheranerin vorgestellt hatte und ob sie hoffte, ihren Mann bekehren und Brandenburg der Reformation zuführen zu können. Der Forderung Joachims I., zum Katholizismus zurückzukehren, entzog sie sich, zuerst, indem sie mithilfe ihrer Verwandten eine Bedenkzeit erwirkte und zuletzt, indem sie vor deren Ablauf aus Brandenburg floh. Dadurch verließ sie ihren standesgemäßen Wirkungs- und Einflussbereich als Kurfürstin. Ob sie dies dauerhaft beabsichtigte, geht aus den Quellen nicht eindeutig hervor. Die Reihenfolge ihrer Bedingungen, die sie der Rückkehraufforderung ihres Mannes entgegensetzen ließ, deutet jedoch darauf hin, dass ihr zunächst wichtig war, schuldfrei und erhobenen Hauptes zurückkehren zu können und die ihr zustehende Position in vollem Umfang wieder einzunehmen. Erst an vierter und letzter Stelle stand die Forderung nach einem eigenen Priester und freiem Zugang zum Sakrament in beiderlei Gestalt.

 

Exil in Sachsen (1528-1545): Nach der Flucht lebte Elisabeth zunächst am Hof ihres Onkels Kurfürst Johann I. von Sachsen und nach dessen Tod 1532 bei ihrem Neffen Johann Friedrich I. Für die umgehend nach der Flucht einsetzenden Verhandlungen über eine Rückkehr nach Brandenburg bestimmte Elisabeth den Onkel zu ihrem Vormund. Die Verhandlungen zogen sich aufgrund mangelnder Kompromissbereitschaft beider Seiten in religiösen Fragen in die Länge und wurden letztlich eingestellt. Joachim I. bestrafte den Ungehorsam seiner Frau, indem er ihr das im Ehevertrag festgesetzte Jahrgeld verweigerte. Dies bedeutete, dass Elisabeth, die ja große Teile ihres Besitzes an ihren Bruder Christian II. verpfändet hatte, über kein Einkommen verfügte und darauf angewiesen war, von den sächsischen Verwandten unterhalten zu werden. Im Vergleich zu ihrem Lebensstandard in Brandenburg ging das Leben in Sachsen mit deutlich spürbaren Einbußen einher. Besonders greifbar wird dies in einigen Schreiben an Margarethe von Münsterberg, der sie zeitweise ihre Dienerschaft anvertraute, weil sie sich diese nicht leisten konnte. Erkennbar ist auch, dass Elisabeth in den ersten Exiljahren intensiv versuchte, sich verwandtschaftlicher Solidarität, auf die sie nun mehr denn je angewiesen war, zu versichern. Einige zuvor intensive Kontakte kühlten aufgrund ihres religiösen Wandels ab, andere Kontakte dagegen intensivierten sich gerade deswegen. Elisabeth bemühte sich auch, den Kontakt zu ihren Kindern aufrechtzuerhalten. So ist die Korrespondenz der Kurfürstin mit ihrer Tochter Elisabeth sehr engmaschig und belegt zahlreiche Besuche bei der Mutter. (Es ist anzunehmen, dass sie mit Anna und Margarethe auch regelmäßig korrespondierte, aber große Teile der Briefwechsel nicht erhalten sind.) Schwieriger gestaltete sich der Kontakt zu den Söhnen, weil Joachim I. diesen kraft väterlicher Autorität zu unterbinden suchte. Dennoch gibt es Hinweise auf Besuche bei Elisabeth zu Lebzeiten Joachims I. Aus der Zeit nach dessen Tod sind umfangreiche Korrespondenzen zwischen Mutter und Söhnen erhalten.

Ihrem Onkel und Neffen war Elisabeth für die erwiesene Gastfreundschaft und verwandtschaftliche Solidarität dankbar. Sie nahm aktiv am Hofleben teil und genoss das Vertrauen Johanns I., bei dem sie mehrfach erfolgreich Fürbitte für Verwandte einlegte. Dennoch scheint Elisabeth ihre neue Lebenssituation auf Dauer als sehr belastend empfunden zu haben, was sich recht bald in Form von anhaltender Niedergeschlagenheit und häufigen Erkrankungen äußerte. Als vorteilhaft und tröstlich in ihrer Situation hat sie vermutlich die unmittelbare Nähe und den ungehinderten Zugang zum Kreis der Wittenberger Reformatoren empfunden, mit denen sie intensiven Austausch pflegte. Ihre Korrespondenzen aus dem Exil zeugen auch von ihrer gewandelten Glaubenswelt und von solider Bibelkenntnis. Die Jahre in Sachsen haben Elisabeth enorm in ihrem neuen Glauben gestärkt und gefestigt.

Nach dem Tod ihres Mannes 1535 erhielt sie von ihren Söhnen Unterhalt und konnte einen eigenen kleinen Hof in Lichtenberg einrichten. Sie gewann damit ein Stück Unabhängigkeit zurück, die sie nutzte, um Besuch zu empfangen und um sich u. a. mit lutherischen Predigern zu umgeben. In verschiedenen Quellen – so auch in Briefen Luthers – wird behauptet, dass Elisabeth verschwenderisch war, nicht gut haushalten konnte und zeitweise die Kontrolle über ihr Hofpersonal verlor. Sie selbst beklagte sich dagegen stets nur darüber, dass ihr generell zu wenig Geld zur Verfügung stand.

 

Witwenzeit in Spandau (1545-1555): 1545 kehrte Elisabeth nach langjährigen Verhandlungen nach Brandenburg zurück und bezog ihren Witwensitz in Spandau, wo sie bis zu ihrem Tod 1555 auch überwiegend lebte. Dominierend in ihren Briefen aus dieser Zeit ist ihre pessimistische Weltsicht und ihr Klagen über ihren Gesundheitszustand, ihre schlechte finanzielle Situation und die seltenen Besuche ihrer Söhne. Über den Lebensalltag Elisabeths, ihr Wirken und ihr Umfeld in Spandau verraten die Quellen wenig. So finden sich keine direkten Hinweise auf caritatives Wirken oder Einflussnahme auf die städtische Politik Spandaus, was jedoch nicht bedeuten muss, dass sie auf diesen Ebenen nicht aktiv war. Da der Magistrat in Spandau das Patronatsrecht über die Kirche innehatte, ist anzunehmen, dass Elisabeths religiöse Gestaltungsmöglichkeiten auf ihr unmittelbares höfisches Umfeld beschränkt waren. Als Hofprediger beschäftigte sie nacheinander Sebastian Stieglitz und Andreas Bochow. Häufiger lud sie Georg Buchholzer ein, dessen Predigten sie sehr schätzte. Buchholzer war es wahrscheinlich auch, der die Texte für ein kurz vor Elisabeths Tod entstandenes Gesangbuchzusammenstellte. Das in kräftigen Farben gestaltete brandenburgisch-dänische Allianzwappen weist Elisabeth zusätzlich als Auftraggeberin dieser Handschrift aus.

Reformatorische Impulse

Anders als ihre Tochter Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg hat Elisabeth von Dänemark keine literarischen Werke hinterlassen. Es können daher nur anhand der biografischen Ereignisse und auf Grundlage der überlieferten Briefwechsel Überlegungen angestellt werden, inwiefern die Reformation ihr Leben beeinflusst hat und welche reformatorischen Impulse von ihr selbst ausgegangen sind.

Im Hinblick auf ihr Lebensumfeld Mitte der 1520er Jahre lässt sich Elisabeths Hinwendung zur Reformation als Ausweg aus einer Lebenskrise deuten. Offenbar erkannte sie in der Lehre Luthers eine Sinnhaftigkeit, die sie in ihr Selbstbild integrieren konnte. Die neuen Glaubensgrundsätze boten ihr in ihrem beständig ambivalenter werdenden höfischen und familiären Umfeld Halt. Die Rückbesinnung auf das Evangelium und das Festhalten an dessen Wortlaut boten ihr eine klare Richtschnur für ethisches und moralisches Handeln.

Wie sehr sie von ihrem neu gewonnenen Glauben überzeugt war, zeigt sich deutlich daran, dass sie – mehr oder weniger gewollt – dafür ihr gewohntes Lebensumfeld aufgab und relative Armut und große Abhängigkeit im sächsischen Exil in Kauf nahm. Gegen die Pflicht zum Gehorsam gegenüber ihrem Mann führte sie immer wieder das Argument ihres Seelenheils erfolgreich ins Feld.

Laut dem Urteil ihrer lutherischen Zeitgenossen war Elisabeth eine theologisch gut gebildete Frau, denn mit ihrer Hinwendung zur Reformation ging auch der Impuls zur intensiven Beschäftigung mit theologischen Fragen und Texten einher. Elisabeth umgab sich zudem nach Möglichkeit mit lutherischen Theologen, sprach mit ihnen, hörte Predigten und festigte auf diese Weise ihre Glaubensgrundsätze.

Ihre persönliche Erfahrung, um des Glaubens Willen alles hinter sich zu lassen und ins Unbekannte aufzubrechen, sowie ihre intensive Beschäftigung mit der lutherischen Theologie prägten Elisabeth nachhaltig und führten zu einer Radikalisierung in Glaubensfragen und in ihrer Haltung gegenüber anderen Menschen.

In der älteren brandenburgisch-preußischen Geschichtsschreibung, die ansonsten weitgehend auf weibliche Protagonisten verzichtet, wird Elisabeth von Dänemark in der Regel dann thematisiert, wenn es gilt, den vermeintlichen Makel der späten Reformation in Brandenburg zu kaschieren. Nicht selten wird sie als „Lichtgestalt“ und „Mutter der Reformation in Brandenburg“ dargestellt und ihr Einfluss auf das Reformationsgeschehen in Brandenburg überhöht.

In der Tat war Elisabeth das erste Mitglied des Kurhauses, was sich offiziell zur Reformation bekannte. Mit ihrer religiös motivierten Flucht demütigte sie ihren katholischen Mann öffentlich. Die „Luthersache“ bekam durch sie weiteres Gewicht und nötigte auf Reichsebene zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Thema. Anzunehmen ist – wenn es sich anhand der Quellen auch schwer nachweisen lässt –, dass die Flucht der Kurfürstin auch in Brandenburg bereits vorhandene reformatorische Impulse verstärkte.

Besser nachvollziehen lassen sich die reformatorischen Impulse, die Elisabeth an ihre Kinder weitergab. Durch die Besuche bei der Mutter in Sachsen kamen sie automatisch mit lutherischem Gedankengut in Kontakt. Im Laufe ihres Lebens bekannten sich alle fünf Kinder Elisabeths zum Luthertum. Die Wege dahin waren jedoch sehr unterschiedlich.

Elisabeth war besonders daran gelegen, ihre Söhne als regierende Fürsten für die lutherische Seite zu gewinnen. Beim jüngeren Sohn Johann gelang dies recht bald. Bereits 1537 führte Johann, der nach dem Tod des Vaters den kleineren Landesteil Brandenburg-Küstrin erbte, sein Gebiet zügig und konsequent der Reformation zu. Elisabeth vermittelte dabei über ihren Kontakt zu Luther geeignete Prediger für das bevorstehende Missionswerk und trug so zur Verbreitung der Reformation bei.

Joachim II. hingegen, der als Kurfürst dem Vermächtnis des Vaters stärker verpflichtet war und Rücksichten auf katholische Verwandte und Bündnispartner zu nehmen hatte, vollzog den Wandel langsamer. Immer wieder drängte Elisabeth den Sohn dazu, hatte damit jedoch keinen Erfolg. Bei der Einführung der Reformation in Brandenburg ließ er sich, sehr zum Unwillen seiner Mutter, eher von pragmatischen und strategischen Überlegungen leiten. Dies zeigte sich unter anderem bei der Einführung der neuen Kirchenordnung 1540, in der, mit Genehmigung Luthers, viel Katholisches erhalten blieb. Elisabeth beschwerte sich bei ihrem Sohn darüber mehrfach und forderte ihn auf, die entsprechenden Elemente aus der Ordnung zu streichen. Joachim II. blieb jedoch bei seinem Standpunkt, die Untertanen langsam und behutsam in die neue Glaubenswelt überführen zu wollen. Auch im antinomistischen Streit zwischen Luther und Agricola positionierte sich Elisabeth gemeinsam mit Buchholzer aufseiten Luthers. Sie versuchte, den Sohn dahin gehend zu beeinflussen, sich von dem in Berlin angestellten Agricola zu trennen. Ihre Bemühungen die Reformation im Kurfürstentum nach ihren Vorstellungen zu beeinflussen, scheiterten unter anderem daran, dass es ihr nicht gelang, mit ihrem Sohn in einen konstruktiven Dialog über religiöse Fragen zu treten und Verständnis für seine Situation aufzubringen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ihre Rückkehr nach Brandenburg erst 1545 erfolgte, als das Kurfürstentum längst lutherisch war.

Auch ihren Töchtern gab Elisabeth reformatorische Impulse mit auf den Weg. Über die Töchter Anna, Herzogin von Mecklenburg, und Margarethe, Fürstin von Anhalt (in 1. Ehe Herzogin von Pommern), ist bislang wenig bekannt. Beide wurden während ihrer Ehen zu Lutheranerinnen, wobei Anna sich später wieder dem Katholizismus zuwandte. Die wesentlich besser erforschte Tochter Elisabeth, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, kam durch häufige Besuche bei der Mutter in Sachsen in Kontakt mit Luther und den Wittenberger Reformatoren. Sie ließ sich vom Luthertum überzeugen und nutzte ihre exponierte Stellung als Herzogin, um in ihrem Territorium auf bemerkenswerte Weise und mit scheinbar unerschöpflichem Engagement die Weichen für die Reformation zu stellen.

Kommentar

Elisabeth von Dänemark war eine standesbewusste und einflussreiche Fürstin, die die „Luthersache“ zu ihrem Lebensthema und zur Prämisse für ihre Lebensentscheidungen machte. Sie nahm dafür schwerwiegende persönliche Konsequenzen in Kauf und verließ mehr oder weniger freiwillig ihre „Komfortzone“ als brandenburgische Kurfürstin. Sie bekam nie die Gelegenheit, ihren Glauben in der Rolle als Kurfürstin aktiv auszuleben und ihre theologischen Maßstäbe mit der Realität abzugleichen. So blieb sie zeitlebens eine Idealistin, die in einigen Dingen sogar lutherischer war als der Reformator selbst. Besonders im Hinblick auf ihren Mann und ihren ältesten Sohn entschied sie sich oft für die Extreme in ihrem Handlungsspielraum und zeigte wenig Verständnis für diplomatische und realpolitische Erwägungen und Kompromisse. Ihre konsequente und kompromisslose Haltung in Glaubensfragen ist bewundernswert und erschreckend zugleich.