Elisabeth von Pfalz-Simmern

Eine stille Unterstützerin des Humanismus und der Reformation
Stille Unterstützerin der Reformation Anne-Simone Rous
Lebensdaten
von 1520 - bis 1564
Beziehungen

Elisabeth kam als siebentes Kind des Grafen Johann II. von Pfalz-Simmern  (1492-1557) zur Welt. Ihre Mutter Beatrix (1492-1535), gebürtige Prinzessin von Baden und Schwester des Kurfürsten Friedrichs III. von der Pfalz, gebar insgesamt zwölf Kinder. Johann II. regierte die Nebenlinie der pfälzischen Wittelsbacher unter humanistischen Einflüssen. Durch sein wissenschaftliches Interesse bedingt schenkte er der Innenpolitik und der kulturellen Entwicklung besondere Aufmerksamkeit und führte das kleine Herzogtum im Hunsrück zu einer Blüte. Er blieb katholisch, ohne jedoch das Eindringen des Luthertums in seinen Gebieten entgegenzutreten. So wuchs Elisabeth in einem toleranten, aufgeschlossenen und kreativen Milieu auf.

Auf kurpfälzische Vermittlung fand ihre Verehelichung mit Graf Georg II. von Erbach (1506-1569) im Jahr 1535 statt. Elisabeth erhielt 6.000 Goldgulden Mitgift. Die junge Gräfin kam in ein Territorium, in dem bereits seit einigen Jahren evangelisch gepredigt wurde, denn bereits 1532 hatte man in Erbach das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht. Ihr Gemahl war mit seinem Vater auf dem Reichstag zu Worms gewesen, wo Luther seine Lehre verteidigte. Sehr engagiert nahm er bis zum Lebensende auch mit eigenen Beiträgen an der theologischen Debatte teil und ordnete die Verhältnisse durch eine Kirchenordnung im Land so vorbildlich, dass er damals zu den gebildetsten Fürsten im Reich zählte und auch vor der Ungnade des Kaisers nicht zurückschreckte. Kurz vor der Vermählung war er von einer Pilgerreise nach Jerusalem zurückgekehrt. Infolge der Heimführung bezog das Paar seine Residenz auf Schloss Fürstenau. Die  Ehe blieb kinderlos. Gräfin Elisabeth widmete sich der Gelehrsamkeit und unterhielt mit der Humanistin Olympia Fulvia Morata eine enge Freundschaft.

Elisabeths vier älteren Schwestern gingen in verschiedene Klöster. Zwei von ihnen, Katharina (1510-1572) und Brigitta (1516-1562), unterstützten als Äbtissin im Kloster Kumbd und im Kloster Neuburg die Reformation. Drei weitere Schwestern sind als Nonne bzw. Äbtissin im Kloster Marienberg verbürgt. Auch die Brüder Georg (1518-1569) und Richard (1521-1598) begannen eine Karriere in der katholischen Kirche, bevor sie sich als Vermittler der Reformation engagierten. Die Unterstützung von Luthers Lehre war in der Familie verbreitet: Elisabeths ältester Bruder, Graf Friedrich III. von Pfalz-Simmern (1515-1576) initiierte den Heidelberger Katechismus und setzte es durch, dass die Kurpfalz dem Calvinismus anhing.

Die zwei jüngsten Schwestern wurden wie Elisabeth vermählt. Sabine (1528-1578) ehelichte den Grafen von Egmond (1522-1568), dessen Schicksal im niederländischen Aufstand durch Johann Wolfgang von Goethes Trauerspiel bekannt wurde. Helena (1532-1579) heiratete in Grafschaft Hanau-Münzenberg ein.

Elisabeth starb im Alter von 44 Jahren, vier Jahre vor ihrem Mann. Das Hochgrab des Paares in der Stadtkirche St. Michael in Michelstadt schuf Johann von Trarbach. Es steht in der Mitte des Chores und ist mit Balustersäulen der Frührenaissance verziert.

Wirkungsbereich

Da die Gräfin in ein bereits reformiertes Gebiet kam, konzentrierte sich ihr religionspolitisches Wirken weniger auf die Wegbereitung der neuen Glaubenslehre als vielmehr auf eine moralische Unterstützung einer gelehrten Protestantin, der verfolgten italienischen Humanistin Olympia Fulvia Morata. Diese hatte bei der Eroberung Schweinfurts im Zweiten Markgrafenkrieg mit ihrem Mann nur ihr nacktes Leben retten können und waren bei den Grafen zu Erbach aufgenommen worden. Die Gräfin pflegte sie persönlich wieder gesund und schenkte ihr bei der Abreise einen Mantel im Wert von 1000 Gulden. Morata trat fortan als Gelehrte  mit Vorlesungen an der Heidelberger Universität hervor und hinterließ zahlreiche Briefe und Gedichte, die von der christlichen Tugendhaftigkeit des Fürstenpaares zeugen. Da ihre philosophischen Schriften zeitweise auf dem Index der verbotenen Schriften standen, zeugt der nahe Kontakt der Gräfin Elisabeth zu dieser „Häretikerin“  von ihrer Entschlossenheit und inneren Überzeugung im Sinne des Humanismus. Für ihre wertvolle Unterstützung widmete Morata die Erstausgabe ihrer Dialoge „einer reformierten adeligen Dame“. Hinter dieser Formulierung darf Elisabeth vermutet werden.

Neben diesem Tätigkeitsbereich dürfte die Gräfin auch mit ihrem Bruder, Friedrich III.  von der Pfalz, genannt der Fromme, in seiner Durchsetzung  des reformierten Glaubens in der Kurpfalz schriftlich korrespondiert haben. Es entspräche keineswegs ihrem tatkräftigen Charakter, die Religionsveränderung unkommentiert zu lassen.

Reformatorische Impulse

Die Nähe zu Luthers Lehre dürfte Elisabeth bereits vor Ihrer Heirat gesucht haben, da sie bewusst mit dem glaubenseifrigen protestantischen Grafen von Erbach vermählt wurde. Von Olympia Morata wurde der vom Fürstenpaar praktizierte Glaube als mustergültig gelobt. Sie hat durch ihre Mildtätigkeit gegenüber Morata ein eindrucksvolles Beispiel der Nächstenliebe gegeben und ihren Mann offenbar in seinem Engagement für den Protestantismus sehr unterstützt.

Kommentar

Elisabeth wechselte von dem gebildeten und toleranten Hof des Grafen von Pfalz-Simmern zu ihrem  die Reformation sehr engagiert unterstützenden Gemahl in die Grafschaft Erbach. Sie hat der Humanistin Morata Asyl und die geistige Freiheit für ihre Kirchenkritik gewährt und somit indirekt die Verbreitung der Reformation vorangebracht. Sie selbst blieb im Schatten ihres Mannes und trat nach bisherigem Quellenstand nicht durch eigene Aktionen hervor. Inwiefern sie ihren Bruder bei der Hinwendung der Pfalz zum reformierten Glauben beraten hat, bedarf weiterer Forschung.