Katharina Herzogin zu Sachsen

„Teufelsköpfin“ und „Klette an Christus“
„Teufelsköpfin“ und „Klette an Christus“ Anja Zimmer
Lebensdaten
von 1487 - bis 1561
Unter weiteren Namen bekannt als:
Katharina Herzogin von Mecklenburg
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Beziehungen

Als Herzogin Katharina, geborene von Mecklenburg im Jahre 1512 Herzog Heinrich von Sachsen heiratete, war dieser bekannt dafür, dass er gerne feierte, jagte und Kanonen nur zu Dekorationszwecken sammelte. Dass Katharina sich keineswegs mit dem wenig repräsentativen Hof in Freiberg, wo es „allzeit leutseliger und fröhlicher zugegangen sei als in Dresden“ begnügen wollte, liegt vielleicht in ihrer Kindheit und Jugend begründet. Als Tochter des Herzogs Magnus II. von Mecklenburg erlebte sie, wie ihr Vater sein darniederliegendes Land saniert hat. Seine Zielstrebigkeit und Energie haben sich wohl auch auf die Töchter übertragen, die sich fast ausnahmslos in schwierigen Lebenssituationen behaupten mussten. Katharina wird oft als sehr strenge, energische und selbstbewusste Frau geschildert. Sie selbst sagte von sich, sie wolle an ihrem Herrn Christus hangen wie eine Klette an einem Kleid zu hangen pflegt, also setzte sie sich mit der ihr eigenen Energie für die Reformation ein, als ihr die Möglichkeiten dazu gegeben waren. In manchen Dingen konnte sie aber auch unerbittlich hart und geradezu berechnend sein, worauf ihr eigener Neffe, Landgraf Philipp von Hessen, sie als die „Teufelsköpfin zu Dresden“ bezeichnet hat.

Zum Zeitpunkt ihrer Vermählung war sie 25 Jahre alt und somit deutlich jünger als ihr Ehemann, der mit seinen 39 Jahren bereits das Alter überschritten hatte, in dem Männer in der damaligen Zeit zum ersten Mal heirateten und Väter wurden. Da Heinrich wenig politische Ambitionen hatte, ließ er seiner Frau weitgehend freie Hand, bzw. ließ sich von ihr auch beeinflussen.

Doch auch Katharinas Einfluss und Handlungsspielraum wurden Grenzen gesetzt und zwar von Heinrichs Bruder Georg, dem regierenden Herzog im albertinischen Sachsen.

(Seit der Leipziger Teilung im Jahr 1485 war Sachsen geteilt in einen albertinischen, herzoglichen Teil und einen ernestinischen, kurfürstlichen Teil. Der streng katholische Herzog Georg regierte in Dresden, während der in Torgau residierende Kurfürst lutherisch war.)

Herzog Georg war es, der seinem Bruder in Freiberg alljährlich eine gewisse Summe auszahlte, damit dieser wirtschaften konnte, doch da Katharina zwischen 1515 und 1526 sechs Kinder gebar, reichte die von dem sparsamen Herzog Georg zugeteilte Summe nicht mehr aus. Herzog Georg hielt ohnehin nicht viel von seiner Schwägerin, von der es hieß, sie kleide sich gerne prächtig. Wenn aus Freiberg Forderungen nach einer Erhöhung der zugestandenen Summe kamen, verwies er gerne auf die Bedürfnislosigkeit seiner eigenen Gemahlin. Katharina konnte sich also nicht so offen zu Luther bekennen, denn sonst hätte Herzog Georg seine Zahlungen vermutlich drastisch eingeschränkt.

Wirkungsbereich

Durch die vielen Schwangerschaften war Katharinas Aktionsradius zunächst stark eingeschränkt, und wie sie mit Luthers Lehre in Berührung gekommen ist, kann nicht genau gesagt werden. Als sicher gilt, dass die Freiberger Bürgerschaft und auch viele Klöster mit Luthers Lehre sympathisierten.

Als Herzog Heinrich sich 1521 weigerte, die Bannandrohungsbulle, die der Papst gegen Luther geschickt hatte, zu veröffentlichen, nahmen dies die Freiberger als gutes Zeichen und baten Luther, einen ermutigenden Brief an Herzog Heinrich zu schicken, auf den Heinrich jedoch nicht antwortete.

Dagegen verbot er – ganz im Sinne seines Bruders Georg – die Veröffentlichung des Neuen Testaments und versichert seinem Bruder auch, er wolle mit ihm „gern für ein man stehen.“  

Als 1523 drei Frauen aus Katharinas Frauenzimmer bei Lesen lutherischer Schriften ertappt wurden, ließ Herzog Heinrich sie unverzüglich entfernen. Wenn Katharina sich zu dieser Zeit schon sehr für Luthers Lehre interessiert hätte, hätte sie diesen Eingriff in ihre Privatsphäre sicher nicht geduldet, aber durch diesen Vorfall wurde sie vielleicht erst auf den Inhalt der lutherischen Schriften aufmerksam. Vermutlich hat sie sogar selbst die Schriften gelesen, nachdem sie in ihrem Frauenzimmer aufgetaucht waren. Nur wenige Monate später nahm sie Kontakt auf zu lutherisch gesinnten Freiberger Bürgern und Klöstern, was auch in Wittenberg registriert wurde.

Als Ehefrau unterstand sie der Vormundschaft ihres Gemahls, wodurch sie jedoch bezüglich der Reformation einen größeren Handlungsspielraum hatte als Heinrich selbst, so sonderbar das klingen mag, denn ihre eingeschränkte Rechtsfähigkeit wusste sie klug zu nutzen. Sie konnte in ihrem Frauenzimmer schalten und walten, war nur ihrem Gemahl gegenüber Rechenschaft schuldig und spielte zunächst keine Rolle in der Politik. Es war ihr Gemahl, der sich direkt vor Herzog Georg rechtfertigen musste, nicht Katharina selbst. In dieser „Nische“ konnte sich ihr reformatorischer Glaube langsam aber stetig entwickeln.

Herzog Georg hat seine Schwägerin selbstverständlich nicht auf Augenhöhe gesehen, denn er nutzte die Abwesenheit seines Bruders, um den Lesemeister des Franziskanerklosters bezüglich der Reformation auf den Zahn zu fühlen. Diesen Eingriff in den Herrschaftsbereich seines Bruders hat er sich nur in Katharinas Anwesenheit erlaubt. Der Lesemeister Lorenz Sörer bekannte sich offen zu Luther, wodurch Herzog Georg derart aufgebracht war, „dass er nach Worten ringen musste“ und androhte, sich bei seinem Bruder „für eine entsprechende Strafe einzusetzen“.

Doch Katharina schaltete sich ein, schrieb ihrem Ehemann und schilderte den Vorgang, wodurch es ihr gelang, jeglichen Schaden von Sörer abzuwenden, denn er konnte weiterhin in Freiberg bleiben.

Da das Verheiraten der Töchter allgemein die Aufgabe der Fürstinnen war, fand Katharina für ihre Töchter protestantische Bräutigame. Doch auch bei der Verheiratung der Söhne gab sie den Ton an bzw. versuchte es. Für ihren ältesten Sohn Moritz hatte sie zunächst eine Heirat mit der hessischen Prinzessin Agnes geplant, einer Tochter Landgraf Philipps des Großmütigen, der bereits 1526 die Reformation in Hessen eingeführt hatte. Die Hochzeit war so gut wie besiegelt, da stellte Philipp Erbschaftsansprüche an Katharina und Heinrich, denn Heinrich war 1539 seinem Bruder Herzog Georg auf dem sächsischen Thron gefolgt. Philipp beanspruchte einen Teil des Erbes, da seine Gemahlin eine Tochter des Verstorbenen war. Katharina weigerte sich, brach die Heiratsverhandlungen ab und bemühte sich stattdessen um eine Verbindung mit einer böhmischen Prinzessin, einer Nichte des katholischen Kaisers. Moritz und Agnes hatten sich aber bereits kennen gelernt – und ineinander verliebt. Gegen den Willen seiner Eltern ritt Moritz nach Hessen, um sich mit der jungen Agnes zu verloben, worüber Katharina äußerst aufgebracht war. Schließlich verlangte sie von all ihren Kindern Gehorsam. Vielleicht hätte sie sich wieder beruhigt und in die Hochzeit eingewilligt, wenn in der Zwischenzeit nicht die Doppelehe des hessischen Landgrafen publik geworden wäre. Philipp von Hessen, den zeit seines Lebens nichts zu seiner Gemahlin Christine hingezogen hatte, war eine zweite Ehe „zur linken Hand“ eingegangen mit Margarete von der Saale. Dies war ein unglaublicher Skandal, denn schließlich stand auf Bigamie die Todesstrafe. Kaiser Karl V. hatte dadurch den hessischen Landgrafen in der Hand und zwang ihm Zugeständnisse ab, die den Schmalkaldischen Bund – das Bündnis der protestantischen Fürsten – empfindlich schwächte.

Herzogin Katharina betrieb mit allem Eifer die Heiratsverhandlungen mit Böhmen, als Moritz sich wieder heimlich nach Hessen absetzte, diesmal um Agnes tatsächlich zu heiraten und die Ehe zu vollziehen.

Katharina schäumte und enterbte Moritz bzw. wies ihm lediglich einen Pflichtteil zu, während seinem jüngeren Bruder August eine sehr viel größere Summe des Geldes und die Regentschaft zugesprochen wurden. Dagegen wehrte Moritz sich erfolgreich und übernahm nach dem baldigen Tod seines Vaters die Regentschaft in Dresden. Ihm war jedoch bewusst, dass kein Frieden im Dresdner Schloss herrschen würde, solange seine Mutter anwesend war und Agnes anfeindete. Daher schickte er sie zurück nach Freiberg.

Reformatorische Impulse

Nach und nach wurde Katharina immer aktiver, wenn es darum ging, die Reformation zu verbreiten und verfestigen. So nahm sie ganz gezielt Kontakt mit ihrem Neffen, dem Kurfürsten Johann Friedrich in Torgau auf und ging sogar so weit, lutherische Schriften in das Freiberger Magdalenerinnenkloster zu schmuggeln. Tatsächlich hatte dies zur Folge, dass drei der Nonnen flohen, darunter eine nahe Verwandte des albertinischen Hauses (siehe auch die Biographie zum Ursula von Münsterberg).

In den 1530er Jahren gelang ihr die stückweise die Überzeugung ihres Gemahls: Bei einem Aufenthalt in Torgau, Anfang Mai 1531, fordert der Kurfürst per Eilboten Luther auf, nach Torgau zu kommen, um vor Herzog Heinrich zu predigen, in der Hoffnung eine Predigt von dem großen Reformator selbst könne einiges bewirken.

Auch wenn nichts über eine direkte Reaktion bekannt ist, kann man doch davon ausgehen, dass Katharina ihren Gemahl danach weiter „bearbeitet“ hat.

Schon im Jahre 1533 stellte Herzog Heinrich auf Katharinas Betreiben hin einen lutherischen Hofprediger ein, den Dominikaner Georg Schumann. Sie empfing bereits das Abendmahl in beiderlei Gestalt, während ihr Gemahl noch immer zauderte. Er behauptete, aufgrund seiner Schwerhörigkeit die Predigten Schumanns nicht zu verstehen und wollte dem Gottesdienst fernbleiben, doch Katharina ließ ihm einen Sessel in Kanzelnähe aufstellen, „damit er sich mit dieser Entschuldigung nicht mehr behelfen möchte“.

Erst nach einer Reise nach Wittenberg, die das fürstliche Paar 1534 antrat, kam auch für Herzog Heinrich die Wende. Predigten und intensive Gespräche mit Luther selbst überzeugten ihn schließlich doch, und so stand er bald auch öffentlich gemeinsam mit seiner Ehefrau für die Reformation ein, Herzog Georg zum Trotz und führte sogar 1537 die Reformation im Freiberger Land ein, denn Jacob Schenk, ein Schüler Luthers, hielt ab Neujahr 1537 seine lutherischen Gottesdienste im Freiberger Dom. Auch dies ist auf Katharina zurückzuführen, denn Jacob Schenk war auf ihre Bitte hin von Luther nach Freiberg geschickt worden, sogar die Kosten für seinen Doktortitel übernahm die Herzogin.

Als Herzog Georg am 17. April 1539 starb, übernahm Herzog Heinrich die Regierung in Sachsen. Fortan war Sachsen lutherisch, was vor allem Katharinas Verdienst ist. Als regierende Herzogin von Sachsen, umgeben von vielen anderen lutherischen Fürsten, eröffneten sich für Katharina viele neue Tätigkeitsfelder, zumal Herzog Heinrich zu diesem Zeitpunkt bereits alt und schwach war und sich gerne auf seine Gemahlin verließ.

Kommentar

Herzogin Katharina war sicher keine einfache Zeitgenossin. Sie hatte sehr genaue Vorstellungen davon, wie ihr Umfeld – vor allem ihre Kinder – zu sein hatte und duldete keinerlei Abweichungen. Ihre Kinder sah sie in erster Linie als Besitz und verlangte unbedingten Gehorsam, auch noch im Erwachsenenalter.

Gerade ihre Rolle bei der Heirat ihres ältesten Sohnes wirft ein kleines Schlaglicht auf ihren Charakter: Die Tatsache, dass sie mit aller Vehemenz gegen diese Ehe gekämpft hat, die sie zuvor stark befürwortet hatte, hindert sie nicht daran, bei Philipp die versprochene Mitgift einzufordern.

Als sie von dessen Doppelehe erfährt, sorgt sie dafür, dass dieser Skandal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich wird. In diesem Zusammenhang nannte Philipp von Hessen seine Tante die „Teufelsköpfin zu Dresden“.

Mit ihrem Sohn Moritz hat sie sich später wieder versöhnt und war sogar sehr stolz auf ihn, da er sich die Kurwürde gesichert hatte und somit der erste albertinische Kurfürst der Wettiner war. Da sie mit ihrer Schwiegertochter Agnes nicht unter einem Dach leben konnte, hatte Moritz ihr als Witwensitz Burg Wolkenstein angewiesen, doch da die Einsamkeit ihr nicht behagte, einigte sie sich mit Moritz, dass sie drei Häuser in Torgau, Dresden und Freiberg bewohnen konnte und für Wolkenstein eine entsprechende Summe Geld erhielt.

Trotz allem sind Katharines Verdienste für die Reformation großartig und vielfältig. Als energische Gemahlin eines unambitionierten, kränklichen Fürsten hatte sie außergewöhnlich große Handlungsspielräume, die sie sehr klug und geschickt nutzte. Gerade in ihrer Witwenzeit war sie sehr viel unterwegs, teils in familiären Angelegenheiten, aber auch zur Förderung der Reformation. Dies war nur den allerwenigsten Frauen ihrer Zeit vergönnt, wodurch Herzogin Katharina eine herausragende Stellung einnimmt.