Katharina von Schwarzburg

„Fürstenblut für Ochsenblut“
„Fürstenblut für Ochsenblut“ Susanne Schuster
Lebensdaten
von 1509 - bis 1567
Unter weiteren Namen bekannt als:
Katharina von Henneberg, Katharina die Heldenmütige
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Beziehungen

Kurzlebig waren die Abschnitte im Leben der Katharina von Henneberg-Schleusigen. Sie entstammte einer Adelsfamilie, deren Gebiet in der Rhön liegt. Mit fünfzehn Jahren heirate sie 1524 den Grafen Heinrich XXXII von Schwarzburg. Als ihr Mann 1538 starb, war Katharina von Schwarzburg mit dem sechsten Kind schwanger. Da ein männlicher Erbe fehlte, verfügte Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, dass die Witwe bis zur Geburt des Kindes die Herrschaft übernehmen sollte. Geboren wurde im Dezember die Tochter Anna Maria posthuma und das Lehen der Schwarzburger Grafen fiel an Günther XL. von Schwarzburg-Sondershausen, der daraufhin das gesamte Schwarzburger Gebiet unter seiner Herrschaft vereinigte. Durch das Grafenpaar war seit 1527 und in den Jahren zwischen 1531 und 1533 die Reformation in der Oberherrschaft der Grafschaft eingeführt wurden. Günther XL., der mit der Unterherrschaft um Frankenhausen und Sondershausen belehnt war, blieb altgläubig. Durch die Vereinigung der Herrschaftsgebiete sollte die Reformation nicht gefährdet werden und so verpflichtete der sächsische Kurfürst den neuen Lehensherrn in der Oberherrschaft die Reformation bestehen zu lassen und kurfürstliche Visitationen zu akzeptieren. Damit war dem Kurfürsten ein Machtmittel zur Sicherung der Reformation in dem Nachbarterritorium gegeben.

Katharina von Schwarzburg war als Witwensitz das Amt Rudolstadt und Blankenburg mit dem Schloss Heidecksburg zugesprochen worden. Hier lebte sie bis zur ihrem Tod im Jahr 1567. Eingebunden war sie in das Herrschaftsgeflecht ihrer Herkunftsfamilie, der Schwarzburger Grafen und der sächsischen Kurfürsten und spätestens mit dem Schmalkaldischen Krieg und dem Interim auch in die Reichspolitik und die kaiserliche Religionspolitik.

Wirkungsbereich

Aktiv bezog die Gräfin zur Reichs- und Religionspolitik Stellung und nutzte dabei die Handlungsspielräume, die ihr innerhalb des Witwensitzes blieben. Sie setzte evangelische Prediger und Lehrer ein und verbesserte die Schulbildung. Courage zeigte die Gräfin auf in Bezug auf das Augsburger Interim, das nach dem Schmalkaldischen Krieg, der für die Protestanten eine Niederlage brachte, als Reichsgesetzt in Kraft trat. Das Interim sollte für die Zwischenzeit bis zur Wiederaufnahme des Konzils gelten und führte faktisch zu Wiedereinführung des katholischen Kultes in den reformatorischen Gebieten. Lediglich der Laienkelch und die Priesterehe galten als Zugeständnisse an die Protestanten. Evangelischen Pfarrer, die das Interim ablehnten und damit in Konflikt mit dem Reichsrecht gerieten, gewährte sie Zuflucht. Der bekannteste Theologe, der von Katharina von Schwarzburg beherbergt und geschützt wurde, war der Saalfelder Pfarrer Kaspar Aquila (1488-1560), der vom Kaiser mit der Reichsacht belegt war.

Die größte Wirkungsgeschichte dieser Schwarzburger Gräfin ging sicher von dem Frühstück mit Herzog Alba und Herzog Heinrich von Braunschweig am 26. Juni 1547 auf dem Rudolstädter Schloss aus. Der Theologen und Historiker Cyriakus Spangenberg (1528-1604) bekam diese Begebenheit, wie er berichtet, von der Gräfin selbst erzählt und nahm diese in dem 1591 erschienenen Adelsspiegel auf. Friedrich Schiller stieß auf diese Erzählung bei seinem Aufenthalt im Sommer 1788 in Rudolstadt und publizierte sie im gleichen Jahr unter dem Titel Herzog von Alba bey einem Frühstück auf dem Schlosse zu Rudolstadt Im Jahr 1547. Nach der Schlacht von Mühlberg, in der die Verbündeten des Schmalkaldischen Bundes eine Niederlage erlitten, zog das kaiserliche Herr von Wittenberg über Halle, Jena und das Saaletal wieder nach Augsburg. Vorsorglich hatte die protestantische Regentenwitwe ihre Untertanen mit Schutzprivilegien ausgestattet und für die Versorgung der durchziehenden kaiserliche Truppen sorgen lassen. Während des kaiserlichen Truppenlagers bei Rudolstadt luden sich Herzog Alba und der Braunschweiger Herzog bei Katharina von Schwarzburg zum Frühstück ein. Als sie während des Frühstücks mit den Ungeladenen von Plünderungen hörte, forderte sie »Fürstenblut für Ochsenblut«, wenn der Herzog nicht dafür sorge, dass das geplünderte Vieh ihren Untertanen zurückgegeben werde. Um die Ernsthaftigkeit ihrer Aussage deutlich zu machen, ließ sie die bewaffneten Hofbediensteten im Saal aufmarschieren. Die siegreichen Gäste willigten daraufhin ein. „Darauff sie den Fürsten zum höchsten gedanckt / dieselbigen ihr aber bey jren Fürstlichen ehren zusagen vnd versichern müssten / solches was sie aus dringender not thun müssen / weder an jr noch den jren zu eiffern noch zu rechen: Vnd hat Hertzog Heinrich dieses ernsten schertzens darnach wol lachen müssen / auch die Grävin darumb gelobet: vnd sind also endlich mit frieden in guten von einander geschieden.“ (Spangenberg, Adelsspiegel Bd. I, 13. Buch, 33. Kapitel)

Reformatorische Impulse

Die Frage, mit welchen reformatorischen Schriften Katharina von Schwarzburg in Kontakt gekommen ist, muss offen bleiben. Ihr Handeln als Regentin lässt aber erkennen, dass sie Impulse aus Luthers Adelsschrift aufgenommen und umgesetzt hat. Die Reformation in dem kleinen Territorium wurde durch das Herrscherpaar eingeführt und nach dem Tod ihres Mannes führte Katharina von Schwarzburg die reformatorischen Maßnahmen in ihren Regierungsbereich weiter. Die weltliche Obrigkeit übernimmt gemäß dem allgemeinen Priestertum die Verantwortung für das geistliche Leben. Die Einsetzungen von evangelischen Predigern und Lehren durch die Gräfin zeugen davon. Konsequent agierte sie als Protestantin in den Zeiten des Interims, indem sie Gegner des kaiserlichen Interims schützte. Ob sie für ihr Handeln auf Luthers Freiheitsbegriff zurückgriff, bleibt zu untersuchen. Deutlich wird jedoch, dass sie bewusst als lutherische Regentin agierte. Im Streit um Zinsgeschäfte zwischen den Geistlichen forderte sie 1564 theologische und juristische Gutachten von Universitäten, um diese Frage zu klären.

Kommentar

Was an Katharina von Schwarzburg beeindruckt, ist ihre Zivilcourage mit der sie den durchziehenden Heerführern entgegentritt und zugleich ihr realistischer Blick auf die Lebenswirklichkeit ihrer Untertanen. Zugleich scheint ihr Handeln durch den Gedanken der christlichen Freiheit in Verbindung mit den reformatorischen Soli-Begriffen (allein Christus, allein der Glaube, allein die Schrift, allein die Gnade) geprägt zu sein. Darin scheint für sie die Freiheit von der Welt und für die Welt begründet zu liegen, die sie couragiert für ihren Glauben eintreten lässt in der Verantwortung vor Gott und ihrem Gewissen.