Katharina Zell geborene Schütz und ihr Ehemann Matthäus Zell gehören zum Urgestein reformatorischen Lebens in Straßburg, der freien Reichsstadt am Oberrhein. Als pulsierendes Handels- und Gewerbezentrum lag die etwa 20.000 bis 25.000 Einwohner beherbergende Stadt an der Schnittstelle zweier bedeutender Handelswege zwischen dem deutschen und französischen Kultur- und Sprachraum.
Katharina Schütz wurde als Tochter eines Handwerkers und angesehenen Bürgers in Straßburg um 1497 geboren. Sie genoss eine gute Schulbildung und zeigte schon in jungen Jahren großes Interesse an geistlichen Fragen, Gesprächen und Büchern. Martin Luthers Schriften lernte sie in den 1520er Jahren kennen. Ebenso las sie Schriften von Philipp Melanchthon, Johannes Brenz, Wolfgang Capito, Martin Bucer, Johannes von Staupitz, Johannes Bugenhagen, Kaspar von Schwenckfeld und Übersetzungen aus dem Lateinischen von Girolamo Savonarola.
Im Sommer 1518 kam Matthäus Zell als Prediger und Priester ans Straßburger Münster, wo er bald reformatorisch predigte. Zell vollzog 1523 vor dem Straßburger Münster die erste öffentliche Trauung an seinem Priesterkollegen Anton Firn und dessen langjähriger Konkubine. Noch im gleichen Jahr ließen sich Matthäus Zell und Katharina Schütz öffentlich einsegnen und nahmen in diesem Gottesdienst erstmals in Straßburg das Abendmahl unter beiderlei Gestalt ein. Mit beiden Handlungen demonstrierten sie öffentlich ihre evangelische Gesinnung zu einer Zeit, als die Kämpfe um die reformatorischen Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten ethischen und sozialen Konsequenzen erst begannen.
Katharina Schütz Zell pflegte vielfältige, geografisch weit gestreute persönliche und briefliche Kontakte. Mit den Frauen der anderen Reformatoren und evangelischen Prediger in Straßburg und anderswo verbanden sie freundschaftliche Beziehungen, z.B. mit Katherine Firn, den Frauen von Schultheiß, Spatzinger, Nibling, Hackfurt oder Schwarz. Elisabeth Silbereisen, die ehemalige Nonne, und Martin Bucer, kamen im Mai 1523 als Priesterehepaar und Flüchtlinge aus Weißenburg nach Straßburg, wo sie im Hause Zell zunächst Unterschlupf fanden. Besonders mit Margarete Drenss Hedio und Agnes Roettel Capito, aus höherem Straßburger Bürgerstand, pflegte Katharina engen freundschaftlichen Kontakt. Gemeinsam mit diesen beiden sowie Amelia Meyer, einer Ratsherrenfrau, übernahm sie die organisatorische Seite der Gymnasiumsgründung, der Straßburger Schule.
Katharina verstand sich anders als viele Reformatorenfrauen als gleichwertige Mitarbeiterin ihres Ehemannes im kirchlichen Dienst, als Mitreformatorin und Geistliche, die sie in den Augen ihres Ehemannes auch war. Noch in späteren Jahren wurde sie vorbildhaft mit Argula von Grumbach in einem Atemzug genannt.
Straßburgs zentrale Lage, die große Gastfreundschaft der Zells, die gemeinsamen Reisen mehrten ihre persönlichen wie brieflichen Kontakte über die Jahrzehnte. Anfang September 1529 verweilten Ulrich Zwingli aus Zürich und Johannes Oecolampad aus Basel zwei Wochen bei Zells, bevor sie zum Marburger Religionsgespräch weiterreisten. In dieser Zeit gingen Straßburgs Reformatoren bei ihnen ein und aus und diskutierten die Bedeutung des Abendmahls mit den Gästen. Im Juni und Juli 1540, als im nahe gelegenen Hagenau theologische Gespräche stattfanden, hatte Katharina den ganzen Sommer über Gäste aus Wittenberg, Sachsen, Hessen, Nürnberg und Schwaben. Kaspar Schwenkfeld logierte nach der großen Pest 1541 mehrfach bei Zells.
Matthäus Zell reiste öfters in die Schweiz und nach Süddeutschland, wohin ihn Katharina begleitete, insbesondere als er älter und gebrechlicher wurde. Matthäus und Katharina Zell besuchten 1533 Ambrosius und Thomas Blarer in Konstanz, wo Matthäus predigte. Später studierten die Blarer Söhne in Straßburg und Ambrosius´ Sohn Gerwig war einer der Testamentszeugen von Katharina. Im April 1538 reisten die Zells nach Wittenberg, wo sie von Katharina und Martin Luther herzlich aufgenommen wurden und etliche Kollegen Luthers wie Philipp Melanchthon oder Nicolas Amsdorf in Magdeburg auf der Reise besuchten. Es war die Zeit nach Unterzeichnung der Wittenberger Konkordie 1536, die eine Konvergenzerklärung zum Abendmahlsverständnis beinhaltete.
Mehrfach bereisten die Zells Zürich und die Schweiz und hielten den Briefkontakt zu Konrad Pellikan, Ulrich Zwingli und dessen Nachfolger Heinrich Bullinger aufrecht. Nach dem Tod ihres Mannes 1548 rieten Freude wie Martin Bucer zu einer Reise, um den großen Verlust zu verarbeiten und wieder zu Kräften zu kommen. Katharina reiste über Basel nach Zürich, wo sie u.a. John Hooper aus England traf, der Bucers Ausreise nach England vorbereitete.
Katharina pflegte einen intensiven brieflichen Austausch mit vielen Reformatoren wie Martin Luther, Ambrosius und Thomas Blarer, deren Schwester Margarete, die sie auch persönlich kannte, Martin Bucer, Ulrich Zwingli, Heinrich Bullinger, Kaspar von Schwenckfeld und anderen Frauen wie Männern.
Das neue Lebensmodell Priesterehe war in seinen Anfängen sehr umstritten, und die Zells wie alle anderen verheirateten Priester, Prediger und Reformatoren Straßburgs waren erheblichen Angriffen ausgesetzt. Mutig und tatkräftig verteidigte Katharina den Zölibatsbruch ihres Mannes und die Priesterehe 1524 in einem Brief an den Erzbischof, und im September 1524 veröffentlichte sie eigenständig ihre Schrift: „Entschuldigung Katharina Schützinn / für M. Matthes Zellen / jren Eegemahel / der ein Pfarrher und dyener ist im wort Gottes zuo Straßburg. Von wegen grosser lügen uff jn erdiecht“ (McKee, The Writings, 21-47). Ihre Handlung legitimierte sie damit, dass jede Person ihren Glauben bekennen muss und aus christlicher Verantwortung für ihre Nächsten heraus gehalten ist, Lügen entgegen zu treten und Falsches zu korrigieren. Sie führte aus, dass die Heirat eines Priesters schriftgemäß sei und was einen guten Priester ausmache. Außerdem diskutierte sie zentrale reformatorische Themen wie den Vorrang des Schriftprinzips vor kirchlicher Autorität, die Rolle der Werke und die Rechtfertigung aus Glauben.
Im Zuge der Auseinandersetzungen um die reformatorische Predigt verließ der Prediger von Kentzingen gemeinsam mit etwa hundert Männern den Ort und floh ins nahe gelegene Straßburg. Katharina Zell organisierte Unterkünfte, nahm selbst Flüchtlinge auf, versorgte 50 bis 60 Personen für vier Wochen. An die zurückgebliebenen evangelisch gesinnten Frauen in Kenzingen schrieb sie einen Trostbrief, in dem sie die Schwestern mit Verweis auf biblische Beispiele ermutigte und sie dafür bewunderte, dass sie ihr Leid mit und für Christus trügen: „Den leydenden Christglaubigen weyberen der gmein zuo Kentzingen minen mitschwestern in Christo Jesu zuo handen“ (McKee, The Writings, 4-13).
Beide Schriften offenbaren die Bandbreite ihres literarischen Schaffens, das von seelsorgerlich-theologischen bis hin zu kämpferisch-polemischen Schriften reichte.
Die Reaktion des Rates der Stadt Straßburg auf ihren Schritt in die Öffentlichkeit 1524 war scharf. Eine Delegation des Stadtrates erschien bei ihrem Ehemann und veranlasste, dass die bereits gedruckten Exemplare der „Entschuldigung“ eingezogen wurden. Katharina sollte künftig nichts mehr publizieren. Doch die mutige Laientheologin ließ sich nur bedingt zurückhalten. Zehn Jahre später 1534 veröffentlichte sie vier kleine Gesangbüchlein im Taschenformat mit Liedern der Böhmischen Brüder, die für wenig Geld erhältlich waren „Von Christo Jesu unserem saeligmacher / seiner Menschwerdung/ Geburt/ Beschneidung/ etc. etlich Christliche und trostliche Lobgesaeng/ auß einem vast herrlichen Gsangbuoch gezogen / Von welchem inn der Vorred weiter anzeygt würdt.“ (McKee, The Writings, 58-64).
Im Vorwort und in den Anmerkungen zu den Liedern beschrieb sie ihre katechetischen, pädagogischen und seelsorgerlichen Ziele, die sie mit der Veröffentlichung erreichen wollte. Der ganzen Gemeinde, Frauen, Männern, Knechten, Mägden samt den Kindern sollten gute Texte mit zentralen Inhalten der evangelischen Lehre zu Gebet und Gesang für die tägliche Hausandacht oder zum privaten Gebrauch zur Verfügung stehen und als eine Art Laienkatechismus benutzt werden. Die Liedtexte folgten der Ordnung des Kirchenjahres. Damit reagierte sie schnell und praktisch auf die Bedürfnisse der Gemeinde, die nach evangelischen Liedern und der Beibehaltung des gewohnten Kirchenjahres, das in Straßburg 1524/25 zunächst abgeschafft war, verlangte. Erst 1537 wurde wieder das Weihnachtsfest gefeiert, später auch wieder christologische Feste wie Epiphanias, die Passionszeit und Himmelfahrt.
Katharina, die selbst lebensgeschichtliche Tiefen und Anfechtungen im Glauben zu durchleiden hatte, als sie beide Kinder im Kleinkindalter in den 1530er Jahren verlor und ihren geliebten Ehemann 1548 beerdigen musste, konnte sich gut in andere Menschen hineinversetzen. Was ihr selbst Trost und Hilfe war, die Bibel, insbesondere die Psalmen, machte sie auch anderen Notleidenden in Briefen und gedruckten Schriften zugänglich. In ihren Schriften und Briefen argumentierte sie ausgiebig mit biblischen Beispielen und Frauengestalten. Sie las die Bibel aus der Perspektive einer Frau und rechtfertigte ihr eigenes Handeln immer wieder mit dem Auftreten und der Rolle von Frauen in der Bibel. Sie setzte sich mit dem biblischen Schweigegebot für Frauen auseinander und argumentierte wie wir heute mit Gal 3, 27f. und Joel 3 oder verteidigte ihren öffentlichen Auftritt unter Berufung auf die Geschichte von Zacharias und Elisabeth, auf die Auferstehungszeugin Maria Magdalena oder die Prophetin Hannah.
Ihre Auslegung des 51. und 130. Psalms sowie des Vaterunsers publizierte sie 1558 und sandte sie mit einem Brief an den befreundeten Ratsherrn Felix Armbruster, um ihn in seiner Krankheit zur Zeit des Interims zu trösten: „Den Psalmen Meserere / mit dem Khünig David bedacht / gebettet / und paraphrasirt von Katharina Zellin M. Matthei Zellen seligen nachgelassne Ehefraw / sampt dem Vatter unser mit seiner erklaerung / zuogeschickt dem Christlichen mann Juncker Felix Armbruster / zum trost in seiner kranckheit / und andern angefochtenen herzten und Concientzen / der sünd halben betrüb t … c. in truck lassen kommen.“ (McKee, The Writings, 310-366).
Zehn Jahre nach Matthäus Zells Tod waren fast alle mit den Zells befreundeten Reformatoren der ersten Generation verstorben. Die Evangelischen hatten im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 eine bittere Niederlage einstecken müssen, und auch Straßburg stand im Zeichen des Augsburger Interims, des Reichs- und Religionsfriedens, das die Wiedereinführung der katholischen Messe und Riten verlangte. Mit ihrer gedruckten Trostschrift an Felix Armbruster gedachte Katharina alle Gläubigen zu stärken, die sich in vergleichbaren äußeren und inneren Nöten vorfanden, und sie zum Festhalten am evangelischen Glauben und Bekenntnis aufzufordern.
Ihre erste Vaterunserauslegung widmete Katharina Barbara Semler und Elisabeth Bomer in Speyer, von deren Nöten sie erfahren hatte, die sie aber nicht persönlich kannte. Sie sprach davon, dass das Kommen des Gottesreiches im Herzen erfolge und der Wille Gottes dann geschehe, wenn der Mensch mit dem leidenden Christus gleichförmig werde. Sie konnte in ihrer Vaterunserauslegung Gott und Jesus Christus mit einer Mutter vergleichen, die Geburtsarbeit und Geburtsschmerz kenne: „Aber die gnad Gottes durch Jhesum Christum/ die ist die recht Muoter / welcher Christus inn Gott unnd Gott inn ihm ist / der ist unser art worden des menschen son / darumb Er auch genannt wird Emanuel / das ist Gott mit uns … und gibt ein gleichnus des sauren geberens unnd sagt: Ein weib wenn sie gebiert / hat sie angst unnd traurigkeit / [Jn. 16:21] unnd zeucht das alles auff sein leiden/ darinnen er uns so hart und saurlich geboren hat / uns erneeret und lebendig gemacht / getrenckt auff seiner brust unnd seiten mit wasser und bluot / wie ein muoter jr kind mit seügen“ (McKee, The Writings, 343-344).
Katharina Schütz Zell und ihr Ehemann Matthäus Zell standen Zeit ihres Lebens für die zentralen evangelischen Erkenntnisse ein, die sich im Wesentlichen in den vier soli zusammenfassen lassen: sola gratia und solus Christus, durch Gottes Gnade allein und durch Jesus Christus als alleinigem Heilsmittler sind wir gerettet; sola scriptura, der Schrift Alten und Neuen Testaments gebührt der Vorrang vor allen anderen Autoritäten; sola fide, allein durch das Geschenk des Glaubens und nicht durch menschliche Werke sind wir gerettet. Allen reformatorisch gesinnten Männern wie Frauen, die diese Grundsatzfragen mit ihnen teilten, waren den Zells willkommen und genossen ihre Gastfreundschaft. Auch wenn über theologische und ekklesiologische Einzelfragen wie Kirchenstrukturreformen, die Notwendigkeit eines Patenamtes bei der Taufe oder das Abendmahlsverständnis mit Martin Bucer und anderen heftig gestritten wurde, zerbrachen die alten Bande und Freundschaften nicht. Als dann Martin Bucer und Paul Fagius nach der Niederlage in Schmalkalden ins Exil gehen mussten, verbarg sie Katharina vor ihrer Abreise nach England in ihrem Haus.
Umso schmerzlicher war es für Katharina, als in den 1550er Jahren die zweite Generation evangelischer Prediger in Straßburg intoleranter und unduldsamer wurde und die Konfessionalisierung voranschritt. So ist es auch kein Wunder, dass sie in ihrer umfangreichen theologischen Streitschrift, der so genannten Rabus Korrespondenz, für mehr Toleranz im Umgang mit allen nicht-lutherisch Gesinnten wie den Täufern, Zwingli-Anhängern, Calvinisten, Spiritualisten, wie Kaspar von Schwenckfeld, und für mehr Nächstenliebe als Wesensmerkmal des christlichen Glaubens plädierte. In Glaubensfragen dürfe kein Zwang und keine Gewalt angewandt werden, davon war Katharina fest überzeugt und lebte entsprechend. Bereits in den frühen 1530er Jahren besuchte sie Melchior Hofmann, Prediger der Täufergemeinschaft, im Gefängnis und setzte sich besonders für die ein, die nicht in Straßburg willkommen waren. In der Tauffrage vertrat sie fast täuferische Ansichten. Die Taufe solle „frei“ sein im Blick auf die Zeit und das Alter. Und im Blick auf das Abendmahlsverständnis standen Katharina und Matthäus Zell den Schweizer Reformatoren (Zwingli, Calvin) näher als der streng lutherischen Fraktion.
Über ihr pastorales und theologisches Wirken, ihre persönlichen Entwicklungen in geistlichen und Lebensfragen legte Katharina in ihrer letzten Veröffentlichung 1557 Zeugnis ab: „Ein Brieff an die gantze Burgerschafft der Statt Straßburg / von Katherina Zellin / dessen jetz saeligen Matthei Zellen / deß alten und ersten Predigers des Evangelij diser Statt / nachgelassne Ehefraw / Betreffend Herrn Ludwigen Rabus / jetz ein Prediger der Statt Ulm /sampt zweyen brieffen jr und sein / die mag mengklich lesen und urtheilen on gunst und hasß / sonder allein der war heit warnemen. Dabey auch ein sanffte antwort / auff jeden Artickel / seines brieffs“ (McKee, The Writings, 167-303).
Wohl dreimal hat Katharina Zell öffentlich gepredigt: bei der Beerdigung ihres Mannes 1548 „Klag red und ermahnung Catharina Zellin zum volk bey dem grab m: Matheus Zellen pfarer zum münster zu Straßburg / deß frommen mannß / bey und über seinen todten leib. den 11. january 1548 (McKee, The Writings, 71-94) und zweimal 1562 bei der Bestattung von Täuferfrauen, denen die evangelischen Prediger eine christliche Beerdigung verweigerten. Selbst schon hoch betagt und gebrechlich, nahm sie ihre Aufgaben als Christin und „Kirchenmutter“ bis zum Ende ihres eigenen Lebens am 6. September 1562 sehr ernst und wahr.
Arbeistmaterial zu Katharina Zell ist hier zu finden: Zell_Arbeitsmaterial.pdf
Katharina Schütz Zell gehört zu den wenigen Laientheologinnen, die sich auch publizistisch in den Streit um die reformatorischen Erkenntnisse und ihre praktische Umsetzung eingebracht hat. Legitimiert durch biblische Aussagen und Beispiele, das Priestertum aller Getauften ernst nehmend, sah sie sich als Frau genauso wie die Männer aufgerufen, ihren evangelischen Glauben mit Wort und Tat zu bezeugen und öffentlich zu verteidigen. Wenn sie es für nötig hielt, korrigierte sie auch Gelehrte und Amtspersonen und scheute keinen konstruktiven Streit. Gemeinde aufbauende Impulse und Verantwortung für ihre Nächsten trieben sie zur öffentlichen Verteidigung reformatorische Anliegen. Zwang und Gewaltanwendung in Glaubensdingen lehnte sie strikt ab, auch im Blick auf jüdische Religionsanhänger/innen, Zwinglianer, Calvinisten, Spiritualisten oder Täuferkreise. Alle theologischen Aussagen und Einstellungen hatten sich an der gelebten Nächstenliebe zu bewähren.
Katharina Schütz Zell wird mit ihren Schriften, Briefen und Veröffentlichungen in Erinnerung bleiben als eine Laientheologin, die mutig, tatkräftig und selbstbewusst gemeinsam mit ihrem Ehemann gewirkt hat. Die Zells verband eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die dem Aufbau der örtlichen wie weltweiten Kirche diente. Katharina lehnte sich zwar nicht explizit gegen die gepredigte Unterordnung der Frau auf oder kämpfte für das Pfarramt der Frau, aber sie agierte wie eine gleichgestellte Reformatorin und Geistliche und legitimierte ihr Reden und Tun als Frau mit biblischen Gleichstellungstexten und Beispielen.
Die Katharina-Zell-Stiftung der Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau hält die Erinnerung an diese mutige und selbstbewusste Pfarrfrau und Reformatorin wach, indem sie Projekte unterstützt, die Lebens-, Bildungs- und Berufschancen von Menschen verbessern, wie es Katharina Zell in ihrer Zeit in umfassender Weise getan hat.