Rosina Dorothea Schilling, geboren am 1. April 1670 in Leupoldsgrün (bei Hof, Oberfranken) und gestorben am 3. Dezember 1744 in Stübach (Mittelfranken), wuchs mit vier weiteren Schwestern in einem markgräflich-bayreuthischen lutherischen Pfarrhaus auf. Die reformierte Mutter Johanna Maria Heim (*1635; †1715) war Tochter des Heidelberger Professors Wilhelm Christoph Heim (*1610; †1669) und seiner Frau Anna Catharina geb. Sohn (aus der Familie des Heidelberger Professors Georg Sohn, †1589). Rosina-Dorotheas vielseitige (auch künstlerische) Begabung und Kenntnisse wurden von den Eltern außerordentlich gefördert – einschließlich einer souveränen Beherrschung fremder Sprachen. Bibelkenntnis ebenso wie alle tugendhaften Eigenschaften werden ihr von Tochter und Schwiegersohn nachgerühmt: das alles brachte sie in „eine scharffe, jedoch gute und heilsame Kinder-Zucht“ ein, welche auf die wache und selbständige Rosina Dorothea Schilling – zumal bei häufiger Abwesenheit des Vaters – entschieden eingewirkt haben wird.
Erstaunlich intensiv waren ihre Beziehungen zum markgräflichen Hof des fränkischen Fürstentums Bayreuth. Sie verdankte dies zum einen Ehefrau (Sophie Luise, * von Württemberg) und Töchtern von Markgraf Christian Ernst. Zum anderen war der Vater, Georg Schilling, der überaus geschätzte und dem Markgrafen geradezu unentbehrliche Reise-, auch Feldprediger in diversen militärischen Unternehmungen. Desweiteren lebte eine Schwester von Rosina Dorothea Schilling als Frau des „Cammer=Canzlisten“ Jakob Andreas Lauterbach am Bayreuther Hof.
Verwandtschaftliche Beziehungen als Schwägerin von vier (mit drei Schwestern 1690-1695 verheirateten) Pfarrern der Markgrafschaft bis 1734, weit in die Zeit des eigenen Witwenstandes hinein, bedeuteten auch Kenntnis kirchlicher Verhältnisse in ihrer Heimat.
Nachrichten von und einzelne Stücke aus ihrem Briefwechsel lassen auf nicht unerheblich Korrespondenzbeziehungen schließen: mit Johann Georg Gichtel, Johann Wilhelm Ueberfeld, Johann Ruckteschel (aus Amsterdam), Sophia Eleonora von Limpurg-Speckfeld, Briefpartnern in Sorau, einem hartnäckigen Katholiken, einem Jesuiten, Johann Loder in Riga, August Hermann Francke und Heinrich Georg Hassel bestanden Briefverbindungen – sicher nur einen Teil ihres Korrespondenznetzes repräsentierend.
Ihre Veröffentlichungen riefen z.T. die Zensur sowie Schutzmaßnahmen hochrangiger Gönnerinnen auf den Plan.
Als Autorin unterschiedlicher Werke erlangte sie unterschiedliche Wirkung in begrenztem Rahmen. Die drei Phasen ihrer Biographie, bis 1703 im Elternhaus bzw. bei der Tante in Bayreuth lebend, 1703 (Heirat!) bis 1722 Pfarrfrau, 1722 bis 1744 literarisch produktiv im Witwenstand, erklären dies. In ihrem dritten Lebensjahrzehnt, noch vor ihrer – späten – Heirat äußerte sie sich pointiert „[…] gegen die unmenschlichen Lästerer Weibl. Geschlechts“. Zwanzig Jahre, 1703 bis 1722 an der Seite ihres Mannes Johann Ruckteschel, weitab vom Bayreuther Hof, war sie in mancherlei aktuelle kirchliche, ja gemeindliche Auseinandersetzungen mit verwickelt – was sich besser in ungedruckten Akten etc. als in zeitlich z.T. schwer einzuordnenden Veröffentlichungen widerspiegelt. Die – sehr seltene! – Sammlung, Eröffnete Correspondenz in drei Folgen, ist in der dritten Lebensphase erschienen, ebenso die darin enthaltenen Briefe (bzw. in Briefform verfassten Traktate) und Texte, die zu einem Teil vorher als Einzeldrucke erschienen gewesen sein mögen. – Räumlich dürfte Rosina Dorothea Schilling-Ruckteschel einen Bereich von unter 200 km (Geburtsort – Sterbeort) nicht überschritten haben. Aufenthalte in Amsterdam und Halle/Saale werden von ihr ausdrücklich und heftig bestritten.
(zum Bild: aus Brief Rosina Dorothea Schilling an August Hermann Francke, Zell (Oerfranken) 6. Februar 1698 [Archiv Franckesche Stiftungen Halle/S.:
Signatur: AFSt/H C 332 : 1])
Wohl in den Jahren ab 1694 verfasste Rosina Dorothea Schilling ein Werk zu Wesen und Würde der Frau, 1697 veröffentlicht und nach bisherigem Kenntnisstand in der Frühen Neuzeit das erste einschlägige Votum aus Frauenfeder: Das Weib auch ein wahrer Mensch gegen die unmenschlichen Lästerer Weibl. Geschlechts vorgestellet von einer Jungfräulichen Weibs-Person R. D. S. aus ihren Zellen. Rosina Dorothea Schilling war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 26 Jahre alt und wohl schon bewusst unverheiratet geblieben, da sie einschlägigen religiösen Ehelosigkeitskonzepten nahe stand. Hinsichtlich ihres 120-seitigen Duodezbändchen ahnte sie vielleicht unangenehme Folgen ihres mindestens unkonventionellen Vorgehens. Sie widmete das Werk der Ehefrau und zwei Töchtern des regierenden Markgrafen Christian Ernst – unter ihnen Christiane Eberhardine, seit 1693 verheiratet mit dem späteren Kurfürsten von Sachsen (nach dessen Übertritt zum Katholizismus zugleich König von Polen, August der Starke). So war im Ernstfall Schutz zu erwarten, hatte doch die Verfasserin „einen freyen Zutritt bey Hof“. Schon der Titel Das Weib auch ein wahrer Mensch […] signalisiert Brisanz, greift freilich in eine alte Debatte ein.
Den konkreten Anlass, warum nun gerade jetzt hierzu das Wort zu ergreifen war, verbirgt die Autorin hinter einer Chiffre „Enders“, „Enters“, „Aenders“ – gar ein etwas ‚näher‘ liegendes Werk damit versteckend? 1688 war nämlich eine Schrift von Dr. iur. Franz Henrich Höltich und Johann Caspar Waltz (aus Hildburghausen), Foemina non est homo, die gegen das Menschsein der Frau votierte, zum fünften Mal erschienen. R. D. Schillings Werk will als religiös-theologische Streitschrift gelten. Jedes der drei Kapitel wird jeweils mit einem ausführlichen Gebet beschlossen, in dem die vorangehende Darstellung z.T. pointiert zusammengefasst wird. Das verhinderte freilich nicht kräftig-deftige Sprache bei der Gegenüberstellung der Qualitäten der Geschlechter. Hier kann die Autorin geradezu spottend-höhnend sprechen von den Männern, die im Glaubenskampf total versagen:
„Aber werdet doch schamroth, ihr faulen Schlingel, daß ihr so Hertz- und muthloß seyd gegen den außerwehlten Weibern, die das Himmelreich mit Gewalt einnehmen, und ihr wolt Männer heisen, und bemühet euch doch nicht vom Schlaff der Sünden aufzustehen, auf dem Kampff-Platz der Christen die Waffen des Geistes zu ergreiffen, und die feurigen Pfeile des Satans sammt der Versuchung der Sünde zu verjagen.“
Dabei verteilt die Verfasserin auch in anderen Äußerungen wie Hochzeitscarmina, die Anklagen wegen der Verachtung, Verführung des je anderen Geschlechts durchaus gleichmäßig. Die Verführung Adams durch Eva praktizieren die Männer inzwischen „umgekehrt“, wie im Gebet beklagt wird. Eine die Derbheit eines zitierten Autors (Friedrich Breckling) voll ausschöpfende Darstellung von „Buben Büchern“ gegen „das edle Geschöpf Gottes“ ließen dann freilich – wie die Autorin vermeldet – „lauter Donner und Hagel in das Buch schlagen.“ Doch hier griffen, vor einer Verbreitung des Werkes über die Stadtgrenzen Bayreuths hinaus, die mit der Widmung bedachen Gönnerinnen, v.a. die seinerzeit längere Zeit in Bayreuth weilende Kurfürstin, wirksam in das Geschehen ein, erstickten Weiterungen im Keim – und verhinderten damit wohl auch die Verbreitung der bis 2004 kaum beachteten Schrift.
Die am Hof kursierende (Hand-?)Schrift Daß die Weiber keine Menschen wären lässt Rosina Dorothea Schillings Empörung verständlich werden, der sie dank einer ihr eigenen stilistischen Geschicklichkeit nicht zu übersehenden Ausdruck verleihen konnte.
Rosina Dorothea Schilling-Rucktschels als „Hauptwerk“ geltende Eröffnete Correspondenz bietet, über manchen Brief hinaus, viel Material auch in Form von Selbstdarstellung. Ihr freier Zugang bei Hof hob sie natürlich vor ihren Pfarrfrau-Schwestern heraus, gab ihr viel Selbständigkeit – z.B. auch den Mut, ihre Frauenschrift dem Vater wegen dessen pfarrerlichen Beschäftigtseins gar nicht erst vorzulegen. Die Traktate in Eröffnete Correspondenz sind zwar unterschiedlicher Qualität, zeitlich meist nur ungenau zu bestimmen, verschweigen auch oft den persönlich-sachlichen Kontext und sind vielfach ohne Orts-, Verlags- und Jahresangabe, in schlichter Qualität gedruckt. Aber insgesamt spricht aus den Texten eine äußerst selbstbewusste und geistig wache, auch hoch informierte Autorin.
Das ist auch an ihrem Lebensgang seit früher Jugend zu beobachten. Zur Teilnahme an ‚normaler‘ Frömmigkeitsübung in der Familie konnten sie auch empfindliche Sanktionen nicht bewegen, zum Eintritt in ein Kloster war sie schon früh entschlossen – vom Vater unter Mühen und mit Kosten aus diesem Vorhaben herausgeholt. Dem religiösen Unbefriedigt-Sein durch kirchliche Angebote, auch hinsichtlich von Lektüren, kam der offenbar gar nicht so „lutherisch-orthodoxe“ Vater entgegen durch Vermittlung von Büchern von Johann Arndt, Thomas a Kempis, Tauler und „Mystischen Schrifften“ – was Rosina Dorothea Schilling freilich in manch andere Anfechtungen stieß. Bei aller dankbaren Achtung vor dem Vater steht indes die Verehrung ihres geistlichen Vaters Johann Heinrich Hassel obenan.
J. H. Hassel, 1688-1691 kurze Zeit Hofprediger in Bayreuth, war der Spiritual Rosina Dorothea Schillings geworden. Er hat für die 20jährige mit seinen einzigartigen öffentlichen Glaubensgesprächen im von der Markgräfin zur Verfügung gestellten Garten in einer Lebensfrage bleibende Bedeutung erlangt: der Frage der Verheiratung. Der dem Geistlichen vorgetragene Fall einer ‚Zwangsverheiratung‘ einer Freundin wurde öffentlich auf eine befreiende Weise erörtert – auch wenn Rosina Dorothea Schilling sich an diesem Problem noch aufreiben sollte: mit Johann Ruckteschel, dem (seit 1702) Adjunkten ihres Vaters war sie in „Christliche[r] Liebe […] viel edler und zärter verbunden“ als in „eine[r] gebundene[n] Liebe“. Doch die Konvention forderte nach dem Tod des Vaters 1703 die Heirat. Die „Bruder- und Schwesterliche Freundschafft“ sollte eigentlich nie ein Ehestand werden. Persönliche und briefliche Einflüsse des strikt ehekritischen Johann Georg Gichtel hatten beide, den Mann mehr als seine Frau, gebunden.
Nun durchlebte die mit 33 Jahren noch Ehe- und Pfarrfrau gewordene Rosina Dorothea Ruckteschel 20 Jahre in diesem Stand – kinderlos, aber sieben Jahre 1704 bis 1711 für ihre Nichte Johanna Theodora Reinel die Mutterrolle übernehmend. Jetzt hatte sie das ihrem geistlichen Vater Verdankte zu bewähren: das Erleben von Gemeinde als der Schar von Gerechten und Sündern; den Abschied von utopischen Erwartungen der unmittelbaren Wiederkunft Christi; das strikte Unterlassen von Abendmahlsenthaltung; die Einsicht in die Unvollkommenheit auch noch so ernsten Christenlebens – über all dies hatte mit J.H. Hassel ein intensiver Austausch stattgefunden, der sich später z.T. auch literarisch niederschlug. Heftige Auseinandersetzungen um Fragen christlicher Lebensführung zeigen eine auch in der Gemeinde strikte und unverdrossen selbständig agierende Rosina Dorothea Ruckteschel – in vorderer Reihe. Handelte sie sich schon hier den wenig schmeichelhaften Schimpfnamen „Pietistische Courtisanin“ ein? Vorwürfe wegen Sympathiebezeugung für Kirchenkritik oder wegen intensiven Eintretens für Juden ordnete sie geistlich-theologisch in ein ihr zugedachtes Los der Verfolgung in der Nachfolge Jesu ein.
Der Witwenstand, abermals 22 Jahre während, wurde von ihr bewusst angenommen, sie hat sich „aufs neu die Einsamkeit erwehlet“. Vermutlich entstammen diesen Jahren 1722 bis 1744 viele der auf uns gekommenen Texte – auf jeden Fall freilich die beeindruckende, von ihr selbst verfasste Leichenpredigt, die in vielem eine Summe ihres Lebens zieht und gerade hier abermals die Eheproblematik ausführlich expliziert. Die an sie herangetragene Frage, ob sie „Lutherisch, Calvinisch oder Catholisch sey?“ beantwortete sie mit erstaunlicher Kenntnis der Reformbestrebungen des 17. Jahrhunderts. Sie vermag Reformorthodoxie, Pietismus, katholische geistliche Persönlichkeiten gut zu gruppieren und machte auch in ihrem Gebrauch von Kirchenliedern keinen Hehl aus ihrer z.T. radikalpietistischen Prägung (Gottfried Arnold, Bartholomaeus Crassel; aber auch Chr. F. Richter, Ahasver Fritsch). Sie vertrat ein sich in die Gottesebenbildlichkeit entwickelndes Menschenbild und fand hierfür Bundesgenossen bei den „verborgenen“ Christen. An den Themen Kirche, Ehe arbeitete sie sich ab und war dabei einfachen Lösungen unzugänglich; den Pfarrerstand etwa schildert sie scharf kritisch anhand einer Auslegung von Strophen des Liedes „Christen, lernet euch wohl schicken in die Zeit, die böse Zeit“ (daraus: „Nehmt in acht die Stimm und Zeichen, derer Wächter […]“ aus dem Zühlschen Darmstädtischen Gesangbuch von 1700). Über die Höllenfahrt Christi, das 1000jährige Reich und die Wiederbringung aller Dinge diskutierte sie hartnäckig. Vieles von all dem führt dann doch mehr und mehr über den Rand der Kirche hinaus. Das bejahte die Autorin bewusst, wie ihre ganz detaillierten Festlegungen für ihre Bestattung ‚ohne Sang und Klang‘ zeigen. – Es ist gut, für Rosina Dorothea Ruckteschel nicht angewiesen zu sein auf die Schilderung eines höchstens 17-18-jährigen Zeitzeugen. Demnach handelte sich um eine „fanatische Weibsperson“, die nur von „Böhmen, Tuchtfelden, Gichteln und dergleichen Männern gesprochen“ habe, sich „unflätig“ aufführe. „Ueber das Evangelische Predigtamt schimpfte sie beständig.“ „Sie hielt das Hände- und Gesichtwaschen für eine Sünde, daher sahe sie aus wie ein anders Thier.“ Solches Missverstehen eines Jünglings hätte der dann Pfarrer in Ennabeuren/Württemberg gewordene Pfarrer Johann Ludwig Köhler (* 1722 Wilhelmsdorf bei Neustadt a.d. Aisch) wohl besser nicht über 30 Jahre später, 1773, der Holbergschen Kirchengeschichte einverleibt …
Zu Luther kann Rosina Dorothea Schilling-Ruckteschel ein sehr kritisches Verhältnis zeigen – geht es etwa um die Tischreden. Die Vorrede zum Römerbrief aber bejaht sie aus Überzeugung. Und gerade in ihrer Frauenschrift fand sie mehr als emphatische Worte für den „wahrhafftige(n) Lutherus“:
„Du seeliger und treuer Mann Gottes, sey von mir im Nahmen des ganzen weiblichen Geschlechts in deinem Grabe geehret und gepriesen, daß du in deinem theuren Schrifften gar offtmahls sehr rühmlich von dem weiblichen Geschlecht gelehret hast. Welche Schrifften, denen, die sonst so viel Zeit mit sündlicher Narrentheidung und Schmeh-Schrifften, wieder das Frauen-Zimmer verbringen, sehr nütz und heilsam zu lesen wären […].“
Schon diese fragmentarischen Blicke auf Leben und Wirken Rosina Dorothea Schilling-Ruckteschels zeigen uns eine ihre religiöse Existenz überdurchschnittlich bewusst lebende Frau – auf der praktischen wie der reflexiven Ebene. Von überdurchschnittlicher Bildung, kennt sie dem Protestantismus ihrer Zeit und der näheren Vergangenheit bereitstehende Lebensentwürfe. Die Spannbreite von erhofften kompromisslosen Entschlüssen bis hin zu realistischen, freilich immer distanziert auf sich genommenen Entscheidungen hat sie durchlebt.
Rückschauend mag man ihr Verdienste um Emanzipation, individuelle Glaubensüberzeugungen, abweichendes religiöses Sozialverhalten, gar um das Recht auf Versammlungsfreiheit zuschreiben. Antrieb war ihr all das nicht. Sondern sie war ganz dem religiös-kirchlichen Kontext verhaftet – auch mit ihrer Schrift gegen am Hof grassierende Frauenverachtung. Überindividuelle, gar politische Interessen dürften ihr völlig ferngelegen haben. Aber sie repräsentiert in der Geschichte reformatorischen Christentums ein – noch gar nicht in allen Details dargestelltes – Beispiel für das entschlossene Bemühen, an der der Heiligen Schrift abgewonnenen Norm sowohl die Verhältnisse um sie herum zu bewerten als auch ihre eigenen Entscheidungen daran zu binden. Sie entfaltet ihre Selbstsicht als um der Nachfolge Christi willen verfolgtes Opfer. Darin spiegelt sich die ihr immer wieder auch abverlangte Einsicht wider, dass die Verhältnisse nicht von ihr zu ändern sind, sondern dass Veränderung der Verhältnisse von außen zu erwarten sind: vor ungeduldiger Erwartung der Wiederkunft Christi ist sie durch ihren Seelsorger nachhaltig gewarnt worden.
Die von ihr gewissensmäßig begründeten Entscheidungen haben gewiss vielfach irritiert, zugleich manches nicht sofort offen sichtbar initiiert. Sie lebte in einer Zeit der Beendigungen schroffer, unnachsichtiger Sanktionierung religiöser Devianz. Verhalten religiösen Abweichlern gegenüber hat ein Theologe zur Zeit Rosina Dorothea Ruckteschels und wohl auch im Blick auf sie neu bewertet. Hier ‚kurzer Prozess‘ (etwa in Form der Ausweisung)? Das sei nicht apostolice, sondern pistolice.