Zum Bild: Reichard Stainauer (auch: Richard Steinauer), Ehemann Rosinas, bewirtschaftete den Hof „beim brun“ (auch: „Reicherlgut“) in Baichberg (dokumentiert im Jahr 1751) – Copyright: NÖ Landesarchiv, St. Pölten, Ther. Fassion VOWW 839, Bd. 1, fol. 31 v.
Im 17. Jahrhundert waren die ProtestantInnen der Region „Niederösterreichische Eisenwurzen“ vor die Wahl gestellt worden, katholisch zu werden oder auszuwandern. Jene, die versuchten, ihren Glauben und ihre Heimat zu bewahren, lebten als „GeheimprotestantInnen“. Sie mussten – in die Illegalität abgedrängt – lange Zeit ohne eigene Kirchenorganisation auskommen.
In diese Situation wurde Rosina Steinauer als drittes Kind des Ehepaares Eva und Thomas Grabner auf dem Bauernhof „Ramsau“ hineingeboren. Getauft wurde sie am 12. Januar 1718 in der Pfarrkirche Lunz.
Eine Halbschwester Rosinas, nämlich Regina, ehelichte Johann Köck vom „Tögelreith“ (kurz: „Reithl“). Der Hof liegt in unmittelbarer Nähe der „Ramsau“, ebenfalls im „Ahorntal“. Diese Nähe festigte kleinräumig das geheimprotestantische Beziehungsgeflecht. Rosinas andere Halbschwester, mit Namen Maria, lebte in den 1740er Jahren in Ungarn. Über sie unterhielt die Familie Grabner Kontakte zum ungarischen Protestantismus, besonders zu jenem in Pressburg und Ödenburg.
Am 26. April 1744 heiratete Rosina den von „Kothberg“ stammenden Richard Steinauer (auch: Reichard Stainauer). Bewohner des „Kothbergtales“ – in der Nähe der Höfe „Ramsau“ und „Reithl“ gelegen – wurden ebenfalls von den katholischen Behörden verdächtigt, im Geheimen dem Protestantismus zuzuneigen. Geschürt und belebt wurde der Verdacht vor allem dadurch, dass dort verbotene lutherische Bücher entdeckt wurden. In Druckwerken dieser Art – etwa in der Lutherbibel oder in Luthers Postille – fanden die GeheimprotestantInnen Halt und Orientierung. Bis zum Toleranzpatent Kaiser Josephs II. (13. Oktober 1781) waren sie Bedrohungen ausgesetzt, so gut wie nie waren sie vor DenunziantInnen, Hausdurchsuchungen, Verhören und Strafmaßnahmen sicher.
Solche Lebensbedingungen kannte Rosina Steinauer vom elterlichen Hof im oberen Ybbstal her. Als Ehefrau wohnte sie zusammen mit ihrer Familie in einem weiter unten gelegenen Teil des Ybbstales, in Baichberg am „Reicherlgut“, ganz in der Nähe der katholischen Wallfahrtskirche Sonntagberg. Auch dort beobachtete die „Obrigkeit“ das Verhalten der „Untertanen“ misstrauisch und kritisch. Der erstarkende Zentralstaat und die katholische Kirche versuchten, mit disziplinierenden Maßnahmen dem Geheimprotestantismus zumindest äußerlich beizukommen. Das wiederum regte die GeheimprotestantInnen an, ihre „Überlebensstrategien“ zu intensivieren.
In der „Erbaulichen Geschichte einer standhaften Bekennerin des Evangeliums und thätig gläubigen Christin Rosina Steinauer am Reicherlgütel in Beichberg in Unter Oesterreich” (Neukematen 1794) , welche auf Johann Friedrich Baumann, den Neukematener Pastor (Amtszeit: 1791 – 1801), zurückgeht, wird anschaulich berichtet, wie sich das Ehepaar Richard und Rosina Steinauer auf Hausdurchsuchungen „vorbereitete“: Richard Steinauer, so der Bericht, habe einen großen eichenen Block wie einen Trog ausgehauen, „inkriminierte“ Bücher hineingelegt, ein Brett darüber genagelt und diese „Kiste“ unter dem Schweinestall versteckt.
Nach dem Tod von Richard Steinauer führte sein Sohn Simon – vorerst noch zusammen mit seiner Mutter – die Familientradition fort. Rosina Steinauer – so wird geschildert – habe in der Gegend des Sonntagbergs zu den dort „hie und da“ im Verborgenen lebenden evangelischen Gläubigen Kontakte gepflegt.
Mehr noch: Bald, nachdem Kaiser Joseph II. das Toleranzpatent erlassen hatte, soll Rosina Steinauer die evangelische Gemeinde Scharten (heute: Bezirk Eferding, Oberösterreich) besucht haben. Dort fand bereits um die Jahresmitte 1782, also ein gutes halbes Jahr nach dem Erscheinen des Toleranzpatents, der erste öffentliche evangelische Gottesdienst mit einem Geistlichen statt. Als ihre Reise bekannt wurde, musste sich Rosina Steinauer dem herrschaftlichen Beamten gegenüber rechtfertigen. Er gab ihr zu verstehen, dass man sie für „die Verführerin“ all derer halte, „die sich zur Abtretung von der katholischen Religion melden“. Als die Beschuldigte dazu stand, soll sie argen Repressionen ausgesetzt gewesen sein, so Pastor Baumann. Diese Aussage des Pastors wird in gewisser Weise durch schriftliche Quellen erhärtet, aus denen hervorgeht, dass die Herrschaft Gleiß nach der Gewährung der Toleranz Druckmittel einsetzte, um die Zahl der Übertritte zum Protestantismus möglichst klein zu halten. Die Quellen berichten freilich auch davon, dass sich die Herrschaft durch „boswilliges” Verhalten und durch „Starrsinn” provoziert fühlte. Eine Verordnung vom 16. Januar 1782 verbot dezitiert jedwede „Verführung“ zum Religionsübertritt. Und im Jahr 1783 mahnen die Landesbehörden – mit Bezug auf die auffällige „Religionsübertritts-Bewegung“ im Gebiet des Sonntagbergs – die strenge Einhaltung der Vorschrift „unter Bedrohung scharfer Bestrafung“ an.
Eine weitere Vorschrift sah für jeden, der sich nach dem 1. Jänner 1783 als Akatholik meldet, einen sechswöchigen „Prohibitivunterricht“ vor. Erst nach Absolvierung dieses Unterrichts, den der zuständige katholische Seelsorger zu erteilen hatte, erhielten jene Personen, die evangelisch „werden“ wollten, einen „Meldezettel“. Unter Vorlage dieses Dokuments konnten sie sich dann bei der nächstgelegenen Toleranzgemeinde melden und sich als Mitglieder dieser Gemeinde einschreiben lassen. Nach Überwindung all der Hürden ließ sich Rosina Steinauer zusammen mit Gleichgesinnten in die Liste der evangelischen Gemeindemitglieder Neukematen (Oberösterreich) eintragen. In der Chronik dieser evangelischen Gemeinde ist vermerkt, dass die denkwürdige Begebenheit am 29. Dezember 1783 stattfand.
Soweit es die Umstände erlaubten, besuchten fortan Sonntagberger Evangelische das etwa zwölf Gehstunden entfernte Bethaus in Neukematen. Auch Rosina Steinauer legte den beschwerlichen Weg zurück. Auf Pastor Baumann wirkte sie zuletzt als „gebückte, am ganzen Leib zitternde, halbblinde Person“, er hielt sie gar für eine über 90-jährige Greisin.
Umgekehrt kam auch Pastor Baumann öfter zu den Sonntagberger Evangelischen. „Diese Besuche wurden mir recht zum Segen“, hielt er schriftlich fest. Drei Monate nach dem letzten Treffen starb Rosina Steinauer. In der Sonntagberger Matrik findet sich ihr Todesdatum mit 6. August 1794 eingetragen. Sie starb im 76. Lebensjahr – offiziell anerkannt als „Protestantin“.
Zum Bild: Rosina Steinauer – Wirkungsbereich. Entwurf: Herbert Krückel, Graphik: Frida Ritzinger
Ihr erstes Beziehungs- und Wirkungsnetz knüpfte Rosina Steinauer im Umfeld ihres Elternhauses „Ramsau“. Dieser Bauernhof unterstand damals dem „Lunzer Amt“ der Herrschaft Gleiß. In kirchenorganisatorischer Hinsicht gehörte der Hof zum Sprengel St. Georgen am Reith, der sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts als eigenes Vikariat von der katholischen Pfarre Opponitz loslöste. Pastoral wurde dieses Gebiet bis zum Ende der 1770er Jahre von der näher gelegenen katholischen Pfarre Lunz aus betreut.
Das „Reicherlgut“, wo Rosina Steinauer nach ihrer Heirat lebte, trägt in amtlichen Quellen auch den Beinamen „beim brun“ (beim Brunnen). Der neue Wohnsitz des Ehepaars Steinauer lag in der Rotte Baichberg. Die Rotte unterstand – wie die Herkunftsrotten des Ehepaares – der Herrschaft Gleiß. Bis zum Jahr 1783 gehörte Baichberg zur katholischen Pfarre Allhartsberg, dann zur Wallfahrtspfarre Sonntagberg.
Zwischen der „alten“ und der „neuen“ Heimat von Rosina Steinauer gab es regen Austausch. Über den Waren- und Personenverkehr hinaus war davon auch das Glaubensleben betroffen. Der katholische Stadtpfarrer von Waidhofen a.d. Ybbs, Freiherr von Lerchenfeld, fasste dies im Jahre 1739 in die Form eines „frommen Wunsches“: „Gott gebe nur, dass von den Lunzerischen Bauern … nicht etwann die hier herumb liegenden Bauern [der Gegend um Waidhofen a.d. Ybbs], welche dahin … den Viehhandel treiben und die kötzerischen Bücher heraus bringen dörfften, mehreres angestellet werden.
Rosina Steinauer scheint in ihrer Sonntagberger Heimat die Möglichkeit, nach ihrer Glaubensüberzeugung leben zu können, stark vermisst zu haben.
In der Überlieferung von Pastor Baumann heißt es jedenfalls, Rosina Steinauer habe erwogen, von Baichberg nach Ungarn auszuwandern. Ihr Ehemann habe sie davon abbringen können. Nachgewiesen ist eine gewisse „Mobilität“ der Herkunftsfamilie Rosina Steinauers. So reiste Thomas Grabner, Rosinas Vater, mehrmals nach Ungarn, wo er seine verwitwete Tochter Maria besuchte. In diesem Zusammenhang erwog auch er – nach eigenen Aussagen –, in Ungarn sesshaft zu werden. Und zwar aus der Überlegung heraus, dass es ihm dort vielleicht „bösser als in dem catholischen Glauben gefiele…“
Nach dem Wirksamwerden des Toleranzpatents reichte Rosina Steinauers Aktionsradius bis ins heutige Bundesland Oberösterreich.
Zum Bild: Gedenkstein in Sonntagberg – Copyright: Herbert Krückel.
Als Kind und Jugendliche lernte Rosina Steinauer viele Fassetten des geheimen evangelischen Lebens kennen. Ein Verhörprotokoll aus dem Jahr 1739 gewährt uns Einblicke in die Gedankenwelt und in die Handlungsweisen ihres Vaters Thomas Grabner. Gegen ihn wurde vorgebracht, dass er sich abfällig und derb über katholische Riten geäußert habe und dass er Gebote der katholischen Kirche ostentativ nicht gehalten habe. Grabner wurde auch beschuldigt, „ketzerische“ Bücher zu besitzen und an geheimen Zusammenkünften teilgenommen zu haben. Dass er sich später „fast in allen schuldig göben“ und „alles wenigst äußerlich bereuet“ hat, ersparte ihm strengste Strafen. Immerhin: Seine „Abstiftung“ (Vertreibung von Haus und Hof) stand schon im Raum.
Auch Rosina Steinauer selbst geriet bereits als junge Frau ins Visier von behördlichen Kontrollorganen. In einem amtlichen Protokoll findet man die Notiz, dass ihr im Rahmen einer „Lunzer Visitation“ ein „lutherisches Büchl“ abgenommen worden war.
Das Toleranzpatent schuf neue Rahmenbedingen, brachte jedoch den „Akatholiken“ (Sammelbegriff für die „Augsburgischen und Helvetischen Religionsverwandten“ und für die „nicht unierten Griechen“) zunächst noch keine Gleichberechtigung mit den KatholikInnen. Quellen belegen, dass sich die Nachricht vom Patent nur zögerlich verbreitete und überdies skeptisch rezipiert wurde. Dazu kam, dass sehr rasch, nachdem das Patent „gegriffen“ hatte, regulative Maßnahmen statuiert wurden. Sie zielten darauf ab, das öffentliche Bekennen (im vorliegenden Fall) zur evangelischen Religion zu erschweren. So hatte Rosina Steinauer auch in der „Duldungs-Phase“ (unmittelbar nach dem Bekanntwerden des Toleranzpatents) noch harte Bewährungsproben zu bestehen.
Weniger spektakulär, doch nicht minder nachhaltig wirkte Rosina Steinauer als Mutter durch die religiöse Erziehung ihres Sohnes. Auch damit leistete sie beachtenswerte Beiträge für das Fortleben des evangelischen Glaubens.
Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein versammelten sich Evangelische zum „exercitium religionis privatum“ in der Gegend des Sonntagbergs, davon etliche Jahre hindurch im „Reicherlgut“. Einer genau geführten Statistik zufolge wohnten zu Ende des Jahres 1818 in der Nähe des Sonntagbergs 26 Evangelische und in Waidhofen a.d. Ybbs vier Evangelische. Im gesamten Pastorat Neukematen gab es damals 449 bekennende ProtestantInnen.
Ab dem Jahr 1859 hielt der evangelische Seelsorger von Neukematen einmal im Jahr Gottesdienst in der Stadt Waidhofen a.d. Ybbs, während die gottesdienstlichen Versammlungen in unmittelbarer Nähe des Sonntagbergs aufhörten. Nach Gründung der evangelischen Gemeinde Steyr (1877) verkürzten sich die Fußwege zu regulären Gottesdiensten für Ybbstaler ProtestantInnen erheblich. In der Erinnerungskultur – besonders der Evangelischen dieser Gegend – nahmen und nehmen Rosina Steinauer und ihre Impulse weiterhin einen wichtigen Platz ein.
Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen: Der evangelische Pfarrer von Steyr schenkte dem Landwirt Georg Steinauer, wohnhaft in Sonntagberg 5, am 27. November 1881 ein kurz zuvor erschienenes Buch. Das Buch trägt den Titel (Kurzzitat): M(artin) G.W. Br(andt), Rosina Steinauer. Ein Lebensbild …“ (1881). Der Pfarrer versah das Buch mit einer Widmung: „Zur Erinnerung und glaubensfreudigen Nachfolge“. Im August 1994, als sich der Todestag Rosina Steinauers zum 200. Male jährte, gedachte man dieser Frau im Rahmen eines protestantischen Gottesdienstes in Baichberg. Für den 26. Oktober 1997 lud die Evangelische Pfarrgemeinde Amstetten zur feierlichen Enthüllung eines Gedenksteines für Rosina Steinauer ein. Diesen hatte die Pfarrgemeinde unweit des ehemaligen Wohnhauses von Rosina Steinauer in Baichberg setzen lassen. Daneben errichtete die Marktgemeinde Sonntagberg eine Informationstafel.
Zum Bild: Informationstafel zu Rosina Steinauer in Sonntagberg – Copyright: Frida Ritzinger
Die Literatur, die für diese Biografie herangezogen worden ist, erweist sich als verschiedenartig, was ihre wissenschaftlich-historische Absicherung anlangt. Der Bogen spannt sich von der mehrfach zitierten „Erbaulichen Geschichte“ über quellenkritische Abhandlungen bis hin zu amtlichen Schriftstücken. Im Rahmen des vorliegenden Beitrags wurde versucht, diesem ungleichen Absicherungsgrad durch eine entsprechende Darstellung Rechnung zu tragen.
Der Großteil des Lebens von Rosina Steinauer fiel in eine Zeit, in der die katholischen Behörden versuchten, „Irrgläubige” aufzuspüren und zum „rechten” Glauben zu bringen – nicht selten mit brutalen Mitteln. Auch Rosina Steinauer wurde in ihrer Lebensführung von der „Obrigkeit“ scharf beobachtet und stark eingeschränkt. Allerdings bedienten sich die GeheimprotestantInnen – auch die Ybbstaler – ausgeklügelter Tarnmethoden. Tatsache ist weiters, dass im Gebiet der für Steinauer zuständigen Herrschaft Gleiß die Zusammenarbeit zwischen weltlicher und geistlicher Macht nicht stets reibungslos funktionierte. Vorwürfe der geistlichen Gewalt gegen den herrschaftlichen Pfleger von Gleiß, Thomas Joseph Ferdinand Poppen, belegen dies eindrucksvoll. Das Fehlen eines engen Schulterschlusses zwischen dem Pfleger und den katholischen Amtsträgern begünstigte die GeheimprotestantInnen. Zudem traten auch die katholischen Seelsorger selbst nicht durchgehend geschlossen und einig auf. So kam es etwa an der Jahreswende 1748/49 zu erwähnenswerten Konflikten in der Herkunftsgegend von Rosina (und Richard) Steinauer, nämlich zu Auseinandersetzungen zwischen dem Lunzer Pfarrer und dem Vikar von St. Georgen am Reith. Der Vater und der Schwager von Rosina Steinauer belebten durch ihre Handlungsweise diese Kontroverse – und konnten sie gleichzeitig als „Schlupfloch” nutzen.
Es ist auch zu beachten, dass Kardinal Joseph Dominikus von Lamberg, Passauer Bischof von 1723 bis 1761, im Ybbstal nicht nur auf Strenge, sondern auch auf eine Intensivierung der Seelsorge, auf Belehrung und Bekehrung der „Irrgläubigen“ setzte. Weisungen des Bischofs sowie gewisse Berichte des als „Missionar“ in diese Gegend entsandten Jesuiten P. Ignaz Heinn sprechen dafür.
Viele Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts hindurch zählte das Aufspüren und Bedrängen von GeheimprotestantInnen hierzulande zu den wichtigen katholisch-kirchenpolitischen Leitlinien. Für eine andere Leitlinie, die ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts immer mehr an Durchschlagskraft gewann, fand man unter der Regentschaft Kaiser Karls VI. im Jahr 1724 – damals bezogen auf das Königreich Böhmen – diese Formulierung: Gegen die „leydige Ketzerey … [ist] …die Restaurier- und Vermehrung der Pfarreteyen das notwendigste und zulänglichste Mittel“. Die Reform des veralteten, unausgeglichenen katholischen Pfarrsystems lief allerdings schleppend an. Erst Kaiser Joseph II. setzte das sogenannte „Pfarr-Regulierungs Geschäft“ zügig um. Davon „profitierten“ auch die Sonntagberger KatholikInnen, der Wallfahrtsort wurde im Jahr 1783 zur Pfarre erhoben. Die Evangelischen rund um den Sonntagberg, unter ihnen auch Rosina Steinauer, brachten es damals nicht auf eine gesetzlich geforderte Stärke von 500 Seelen oder 100 Familien. Somit stand ihnen weder ein eigener Pastor noch ein eigener Schulmeister zu. Die Dominanz der katholischen Religion blieb spürbar – das Toleranzpatent von 1781 bedeutete für die „Akatholiken“ einen wesentlichen Fortschritt, doch noch keine Gleichstellung.
Diese Gleichberechtigung erlebte Rosina Steinauer nicht mehr. Ihr Weg führte durch die spannungsreiche Zeit „vom mühsamen Kampf zur Duldung“ der Evangelischen.