Zsuzsanna Lorántffy

Förderin der reformierten Schulen in Ungarn und Siebenbürgen
Förderin der reformierten Schulen Márta Fata
Lebensdaten
von um 1600 - bis 1660
Unter weiteren Namen bekannt als:
Susanna Lorántfy
Beziehungen

Zsuzsanna kam höchstwahrscheinlich 1600 als älteste Tochter von Mihály Lorántffy und seiner ersten Frau Borbála Zeleméri Kamarás in der nordostungarischen Grenzburg Ónod zur Welt. Ihr Vater war ein wohlhabender reformierter Adeliger aus dem ostungarischen Komitat Zemplén, der zwar einen angesehenen Stammbaum vorweisen konnte, jedoch nicht in die Reihe des Hochadels hatte aufsteigen können. Dieser erwünschte Aufstieg gelang erst Zsuzsanna, Haupterbin der väterlichen Besitzungen, durch ihre Heirat mit Georg Rákóczi am 18. April 1616, war doch der Bräutigam als Sohn des 1608 verstorbenen siebenbürgischen Fürsten Sigismund Rákóczi durch seine ostungarischen Besitzungen nicht nur reich, sondern auch Mitglied des Hochadels. Dennoch wurde die Ehe nicht aus rein pragmatischem Interesse geschlossen. So war sie bis zum Tod Rákóczis im Jahre 1648 harmonisch und liebevoll, zugleich tief durchdrungen von der reformierten Religiosität der Ehepartner.

Das junge Paar richtete sich in Sárospatak ein, wo Zsuzsanna nicht nur ihre Kindheit, sondern später auch ihre Witwenjahre verbrachte. Die erste große Zäsur nach ihrer Heirat bedeutete Ende 1630 die Wahl Georg Rákóczis zum Fürsten von Siebenbürgen, in deren Folge die Familie mit den beiden Söhnen Georg und Sigismund an den fürstlichen Hof in Weißenburg/Gyulafehérvár/Alba Julia übersiedelte. Rákóczi, der ab 1619 im Dienst des siebenbürgischen Fürsten Gabriel Bethlen stand, führte dessen bewährte Politik sowohl in der Verstärkung des Fürstentums als selbstständiges Staatsgebilde als auch in der großzügigen Kultur- und Bildungsförderung fort. Obwohl Zsuzsanna auf die hohe Stellung als Fürstin nicht vorbereitet war, meisterte sie ihre Rolle erfolgreich, verkörperte sie doch das neue Frauenideal des 17. Jahrhunderts, das von Frauen Bildung und Teilnahme am öffentlichen Leben verlangte. Über die Ausbildung der Fürstin sind keine Dokumente überliefert, ihre reiche Korrespondenz belegt allerdings neben einem klaren Sprachstil ihre vielseitigen Interessen von der Garten- und Baukunst über Schule und Buchdruck bis hin zu den aktuellen Fragen in der reformierten Kirche. Die Fürstin beriet ihren Mann und später ihre Söhne auch in politischen Angelegenheiten. Wie aus ihren Briefen hervorgeht, befürwortete sie aus religiösen Gründen Rákóczis Teilnahme am Dreißigjährigen Krieg nicht. Dennoch sicherte sie ihm in Kriegs- wie Friedenszeiten ein stabiles Hinterland, indem sie etwa die Nachrichten von den Schlachtfeldern empfing und weiterleitete, Sorge für Soldaten und Kriegsgefangene trug, daneben auch die Bewirtschaftung der ausgedehnten Privatbesitzungen der Familie führte. Darüber hinaus las sie in ihren freien Stunden nicht nur die Bibel, sondern verfasste auch theologische Schriften.

Zusammen mit ihrem Mann widmete sie viel Aufmerksamkeit der Erziehung der Söhne, für die der Fürst 1634 in Weißenburg eine eigene Schule gründete. An die Spitze der Fürstenschule beriefen die Eltern den reformierten Autor und engagierten Pädagogen Pál Keresztúri Biró, ein Absolvent des Sárospataker Kollegiums, der in Bremen, Leiden und Oxford studiert hatte. Die Fürstenschule stand in der Nachbarschaft der von Bethlen gegründeten Akademie, an der die Professoren Philipp Ludwig Piscator aus Heidelberg sowie Johann Heinrich Alsted und Johann Heinrich Bisterfeld aus Herborn unterrichteten. Während Piscator bald Siebenbürgen verließ und Alsted 1638 starb, wirkte Bisterfeld, der mit zahlreichen Gelehrten in Europa korrespondierte, bis an sein Lebensende als Diplomat und Berater des Fürsten. Er nahm auch am Unterricht der Fürstensöhne Anteil, wobei der ältere Georg für seine Aufgaben als künftiger Fürst von Siebenbürgen vorbereitet wurde, während die Aufmerksamkeit des jüngeren Sohnes Sigismund von der Mutter auf das von den Habsburgern beherrschte Königreich Ungarn als Tätigkeitsfeld gelenkt wurde.

Sigismund wurde in der ungarischen und europäischen protestantischen Öffentlichkeit bald als politischer Hoffnungsträger in den antihabsburgischen Bestrebungen betrachtet, worauf auch seine Vermählung 1650 mit Henriette Marie von der Pfalz, Tochter des im Exil verstorbenen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz und Königs von Böhmen, hindeutet. Nach Bekanntwerden der Vermählung suchte Jan Amos Comenius, der im polnischen Exil lebende Bischof der verfolgten mährischen Brüdergemeinde, seine nach Ungarn und Sárospatak geflüchteten Glaubensgenossen auf und führte mit Sigismund Gespräche, da auch Comenius große Hoffnungen auf Sigismund als Beschützer der Brüdergemeinde setzte. Der Besuch des als europaweit bekannten Schulreformers in der Sárospataker Residenz hatte die Einladung Comenius‘ durch die Fürstin in das Sárospataker reformierte Kollegium zu Folge. Der Einladung beigefügt war auch ein Brief von János Tolnai Dali, Rektor des Kollegiums, der auf Comenius‘ Einladung maßgeblich hingewirkt hatte. Tolnai Dali, ein Lieblingsschüler von Bisterfeld, studierte unter anderem bei dem Puritaner William Ames in Franeker und führte zwischen 1639 und 1642 an der Spitze des Kollegiums den Unterricht der praktischen Theologie, Homiletik und Technometrie im Sinne seines Professors ein.

Die Lehren der reformierten Erneuerungsbewegung wurden dem Fürstenpaar durch in den 1630er Jahren aus England und den Niederlanden heimkehrende Studenten bekannt, darunter durch Pál Medgyesi. Dieser beendete 1636 die noch in Cambridge begonnene Übersetzung des Werks „The Practice of Piety“ aus der Feder von Lewis Bayly, das im gleichen Jahr in Debrecen in Druck erschien und schnell an Popularität gewann. Medgyesi, der als Vertreter des puritanischen Pietismus galt, wurde 1638 zum Hofprediger nach Weißenburg berufen. Doch während sich die fromme Fürstin die puritanischen Lehren zu eigen machte, lehnte der Fürst die Reformbewegung schließlich aufgrund der Gefahr ab, die er von der radikalen Richtung des Puritanismus für den Staat am englischen Beispiel ausgehen sah. Daher sprach sich die 1646 von Rákóczi einberufene Synode von Sathmar/Szatmárnémeti/Satu Mare gegen die Verbreitung der puritanischen und presbyterianischen Lehren aus. Die Fürstin entfaltete erst nach dem Tod ihres Mannes 1648 eine vielseitige Aktivität zur Unterstützung der Puritaner auch gegenüber ihrem Fürstensohn und berief 1651 den noch von ihrem Mann aus dem Hofdienst entlassenen Medgyesi zu ihrem Prediger nach Sárospatak. Die Fürstin war bis zu ihrem Tod mit Medgyesi nicht nur in einer seelischen Gemeinschaft, sondern auch durch einen kontinuierlichen und reichen theologischen Dialog eng verbunden.

In den 1650er Jahren musste die Fürstenwitwe weitere Schicksalsschläge erleiden: Nachdem ihre Schwiegertochter Henriette Marie bereits drei Monate nach der Vermählung 1651 gestorben war, folgte ihr 1652 auch Sigismund. Zu ihrem Erstgeborenen Georg und dessen Frau, der vom Katholizismus zum Reformiertentum konvertierten Zsófia Báthory, hatte sie nicht die gleiche innige Beziehung. Auch machte ihr Georgs wenig besonnene Politik viel Sorge, als er 1657 einen Feldzug um den polnischen Thron ohne osmanische Genehmigung führte, weshalb die Bewegungsfreiheit Siebenbürgens durch die Hohe Pforte eingeschränkt und das Gebiet des Fürstentums von den Krimtataren verwüstet wurde. Doch gerade in dieser Situation, als die meisten Weggefährten dem Fürsten den Rücken kehrten, fanden Mutter und Sohn zueinander. Viel Zeit für die Vertiefung der Beziehung war ihnen nicht beschieden, weil Zsuzsanna Lorántffy am 18. April 1660 in Sárospatak starb.

Wirkungsbereich

Die Fürstenwitwe konnte ihren Status auch nach dem Tod ihres Mannes behalten, weil er ihr die Verwaltung des Familienerbes testamentarisch übertrug. Damit verfügte Zsuzsanna Lorántffy über eine finanzielle Grundlage, die ihr bei der Durchführung ihrer Ziele eine Bewegungsfreiheit ermöglichte. Besonders am Herzen lag ihr die Schule in Sárospatak, die schon 1566 in den Rang eines Kollegiums für weiterführende Studien erhoben wurde und zu den bedeutendsten reformierten Kollegien im Donau- und Karpatenraum gehörte. Das zwischen 1618 und 1630 in Sárospatak lebende Ehepaar Rákóczi förderte das Kollegium durch bauliche Erweiterung, Übernahme der Besoldung von Lehrern, Freitisch für arme Studenten, Unterstützung der Peregrination von Absolventen oder durch Buchschenkungen für die Schulbibliothek. Das Ehepaar gab dem Kollegium auch eine neue Schulordnung, welche die Rektoren verpflichtete, jeden adeligen und nichtadeligen Jüngling, der im Kollegium lernen wollte, aufzunehmen. Seine Blütezeit erlebte das Kollegium allerdings zur Zeit der Patronage der 1649 nach Sárospatak zurückgekehrten Fürstenwitwe. Zsuzsanna war eine große Gönnerin der Schulen und Förderin der Schüler, die sie „wie Mutter ihr Kind, wie Amme ihre Kleinen, zu Ehre Gottes und zu Dienst unseres armen Vaterlandes erziehen“ (Ködöböcz 2000: 53) wollte. So konnten sich neben Sárospatak auch die anderen reformierten Kollegien und kleinen Schulen an sie wenden und eine Förderung erhalten.

Den entscheidenden Beitrag zur Modernisierung des Sárospataker Kollegiums leistete Zsuzsanna Lorántffy mit der Einladung von Comenius, den sie ausdrücklich darum bat, dass „du uns bei der Reformierung unserer Pataker Schule zu Hilfe kommst und mit deinen ausgezeichneten Methoden, die du bereits unter den Nationen zu verbreiten begonnen hast, vollkommen ausarbeitest und vorträgst“ (Rácz 1931: 52f.). Comenius sollte in leitender Funktion Rektoren und Magistern bei der Ausführung des Reformwerks vorstehen und seine pädagogischen und didaktischen Methoden an sie weitergeben. In seinen Sárospataker Jahren zwischen 1650 und 1654 führte Comenius die Ausarbeitung seines Konzeptes einer schola pansophia, das die Gesamtdarstellung aller Wissenschaften in der Schule mithilfe altersgerechten und effektiven Methoden beinhaltete, weiter fort. Als Ergebnis erschienen 1652 – in der von der Fürstin zur Drucklegung Comenius‘ Werke gegründeten Offizin – die Lehrpläne für die Klassen vestibulum, janua und atrium, die ab 1652/53 in die Praxis umgesetzt wurden. Gemäß den neuen Lehrplänen erfolgte die Lehrstoffvermittlung nach einem genauen, in Jahren, Monaten, Tagen und Stunden eingeteilten System. Comenius setzte in Sárospatak auch die Ausarbeitung seiner didaktischen Methoden fort und ließ 1653 sein mit Bildern illustriertes Lehrbuch für die ersten drei Klassen unter dem Titel „Orbis Pictus“ drucken, welches der erste Probedruck der 1658 in Nürnberg erschienenen vervollkommneten Ausgabe war. Dank Comenius entwickelte sich die Lehranstalt in nur wenigen Jahren zu einer der berühmtesten Schulen im Donau- und Karpatenraum und zum Zentrum des irenischen Humanismus, das sowohl von adeligen als auch nichtadeligen Schülern von nah und fern besucht wurde.

            1654 verabschiedete sich Comenius von Sárospatak mit einer Rede über die Bedeutung der muttersprachlichen Schulbildung. Die Fürstenwitwe, die Comenius‘ Meinung über die Muttersprache im Unterricht teilte, gründete eine Schule für die reformierten Rumänen auf ihrem Besitz. Die Rumänen, deren Anzahl in Siebenbürgen seit dem 14. Jahrhundert durch permanente Einwanderung zunahm, gehörten nicht zu den privilegierten Landständen, weil ihre Mehrheit von Viehzucht und Ackerbau in den Dörfern lebte, während sozial Aufsteigende schnell im ungarischen Adel aufgingen und mit ihm in allen Bereichen gleichgestellt wurden. Die reformierten Fürsten förderten mit der Schulbildung zugleich die Verbreitung der Reformation unter den Rumänen, doch Zsuzsanna Lorántffy setzte bei der von ihr 1657 gegründeten Schule in Fogarasch/Fogaras/Făgăraș einen weiteren zukunftsweisenden Akzent. In der Schulordnung schrieb sie nämlich nicht nur fest, dass die rumänische Bildungsanstalt die gleichen Rechte wie die ungarische erhalten sollte, sie sollte zugleich direkt neben der ungarischen stehen, damit die Rumänen auch Ungarisch sowie die Ungarn Rumänisch lernen konnten. Außerdem sollten die rumänischen und ungarischen Lehrer den Schülern mit gutem Beispiel vorangehen und einander wie Brüder ehren.

Zsuzsanna Lorántffy vertrat auch in der Frage der Puritaner eine eigenständige Meinung, indem sie jene puritanischen Lehren annahm, die gegenüber der Orthodoxie eine im Alltag praktizierte Religiosität und Frömmigkeit sowie eine christliche Mildtätigkeit aufwiesen. Diese Lebensweise erforderte die Kenntnis der Bibel und Hebung der Bildung nicht nur im Kreis der Gebildeten, sondern gerade auch unter den einfachen Menschen. János Tolnai Dali wanderte deshalb von Ort zu Ort, von Haus zu Haus, um den Menschen, darunter auch den Frauen, das Schreiben und das Lesen der Bibel beizubringen. Dieses volksbildende und evangelisierende Programm wurde von der Fürstenwitwe besonders bejaht. Tolnai Dali durfte schon 1649 wieder an der Spitze des Sárospataker Kollegiums zurückkehren und die neuen Lehren im Kollegium unterrichten. Ebenso machte sich die Fürstenwitwe die Reformvorschläge der Puritaner auf die Beteiligung der Laien, und zwar von adeligen und nichtadeligen, an der Kirchenverwaltung zu eigen. 1653 ließ sie dazu Medgyesis Schrift über die Presbyterien drucken. Durch die regelmäßig durchgeführten Kirchenvisitationen, die von ihr stets im Auge behalten wurden, konnte sie die meisten Information über die Probleme in den reformierten Gemeinden, so auch bei der Aufstellung von Presbyterien, erhalten und somit direkt Abhilfe schaffen. Durch die Anstellung von Vertretern des Puritanismus als Prediger und Lehrer, die Drucklegung ihrer Werke sowie durch persönliche Hilfestellungen erlebte der Puritanismus in Ostungarn und Siebenbürgen eine kurze Blütezeit. Zur kämpferischen Vertreterin des Puritanismus wurde die Fürstin allerdings nicht, sie förderte zwar dessen Lehren im Sinne der ecclesia reformata et semper reformanda, aber sie war letztendlich stets auf einen Ausgleich innerhalb der reformierten Glaubensgemeinschaft bedacht.

Nach dem Vorbild ihrer Vorgängerinnen kümmerte sie sich auch um die Bildung von Töchtern vornehmer siebenbürgischer und ungarischer Adeligen an ihrem Hof. Eine der Beschäftigungen der Töchter und Frauen war die Anfertigung von liturgischen Textilien. Im 16. Jahrhundert begann die Blüte der ungarischen Renaissancestickerei, die im 17. Jahrhundert neben Stilelementen der ungarischen Volkskultur auch Einflüsse an Motiven und Techniken aus dem Osmanischen Reich aufnahm. In der Werkstatt der Fürstin wurden zahlreiche prächtige Abendmahls- und Kelchtücher für reformierte Kirchen in Siebenbürgen und Ungarn angefertigt. Belegt ist, dass die Fürstin mehrere Tücher eigenhändig gestickt und diese zusammen mit aufwendigen Abendmahlkelchen, die von ihrem Mann in Auftrag gegeben wurden, den Gemeinden gestiftet hat.

Reformatorische Impulse

1641 erschien in der Weißenburger Druckerei die theologische Schrift „Moses és a Prophaeták“ [Moses und die Propheten] aus der Feder der Fürstin. Ein apologetisches Werk mit Bibelzitaten, mit welcher die Autorin die 45 Thesen des reformierten Glaubensbekenntnisses belegen wollte. Die Bedeutung der Schrift besteht nicht in ihren theologischen Ausführungen, sondern vor allem in der Tatsache, dass diese Schrift das erste in Druck erschienene ungarische Werk aus der Feder einer Frau darstellt. Die Schrift teilte die Leserschaft: Während die Reformierten ihr Erscheinen begrüßten, griff eine 1642 gedruckte anonym verfasste katholische Schmähschrift unter dem Titel „Nova Transilvanica“ die Fürstin und die Fürstenfamilie an, woraufhin Pál Keresztúri Biró ebenfalls anonym und sarkastisch antwortete. Der Fürst beendete die Schlacht, indem er sowohl die Schmäh- als auch die Antwortschrift konfiszieren ließ. Der Paulinermönch János Vanoviczai erwähnt in seinen Briefen auch eine zweite Textsammlung der Fürstin mit dem Titel „Über den Ursprung des Heiligen Geistes“, die er 1658 nach Rom mitnahm, doch ist bisher kein Exemplar dieser, wahrscheinlich nie in Druck erschienenen Schrift aufgetaucht.

Die Schriften belegen, dass die Fürstin die Bibel – ähnlich wie ihr Mann – regelmäßig las und dass sie das Studium der religiösen Schriften gegenüber allen anderen weltlichen Vergnügen für wichtig erachtete. In ihrem 1659 verfassten Testament gab sie ihrem Sohn, Fürst Georg II. Rákóczi, als geistiges Erbe mit: „Nimm Beispiel von deinem Vater und von mir, deiner Mutter. Neben Gottes Gnade können wir unser Fortkommen im weltlichen Wohl allein der Tatsache verdanken, dass wir uns stets bemüht waren, Ehre Gottes, unser reines und wahres christliches Glauben nach unserer Kraft und Fähigkeit vorwärtsbringen und zu beschützen“ (Tavaszi 1996: 61).

Kommentar

Kurz vor seinem Tod hielt Georg I. Rákóczi über seine Frau fest: „Hiermit beschwöre ich vor Gott und seinen heiligen Engeln, dass ich seitdem der Herrgott uns zusammenführte weder eine schönere, noch eine klügere, reichere und lobenswertere Person außer dir kennengelernt habe“ (Ködöböcz 2000: 42). Klug und lobenswert bewertete auch die Nachwelt die Fürstin vor allem wegen ihres Beitrags für das reformierte Schul- und Bildungswesen sowie ihrer christlichen Mildtätigkeit. Ihre Figur wurde in Erzählungen und Romanen zwar oft verklärt, doch auch ihre wahre Leistung immer wieder in Erinnerung gerufen, so etwa durch die Gründung des nach ihr benannten Frauenvereins 1892. Der Zsuzsanna-Lorántffy-Verein der reformierten Frauen von Budapest unterstützte bis zu seiner Auflösung durch die Kommunisten 1949 die Armen mit Lebensmittel-, Kleider- und Geldspenden, übernahm den Unterricht von Waisenkindern, organisierte Sonntagsschulen, Nähkurse und Kinderkulturprogramme, gab eine Zeitung heraus und gründete eine Diakonissenlehranstalt für Lehrerinnen und Krankenpflegerinnen sowie ein Diakonissenkrankenhaus. Heute tragen mehrere ungarisch-reformierte Schulen sowie Kulturvereine in Ungarn und in Rumänien ihren Namen und erinnern an die große Patronin der reformierten Schulen im 17. Jahrhundert. 

(Zum Bild: Fälschlicherweise wird dies Bildnis häufig mit Zsuzsanna Lorántffy identifiziert. Doch Géza Szentmártoni Szabó hat nach der Restaurierung des Gemäldes anlässlich des 400. Jahrestages der Fürstin (2000) festgestellt, dass die Frau in einer typischen deutschen Bekleidung des 16./17. Jahrhunderts eigentlich Wibrandis Rosenblatt darstellt. Darauf weist auch die Rose in der Hand der Dame hin; Copyright: Wikimedia Commons)