Claudia Hansen – Referentin für Frauenarbeit im Evangelischen Regionalzentrum Westküste

Claudia Hansen, Gestalttherapeutin, Syst. Beraterin, Systemaufstellerin DGfS, Referentin für Frauenarbeit im Evangelischen Regionalzentrum Westküste
Einführung und Begrüßung zum Frauenmahl Husum 24.6.2016

Liebe Gäste, Liebe Frauen,
herzlich möchten wir Sie zu unserem ersten Frauenmahl in Nordfriesland begrüßen! Wir freuen uns über Ihr zahlreiches Erscheinen und das wir hier im Hotel Rosenburg zu Gast sein dürfen. Wir begrüßen unsere Referentinnen des heutigen Abends: Maria Jepsen, Samar Sidani Dell Missier, Susanne Garsoffky und Dr. Marret Bohn und sind begeistert, dass alle Referentinnen sofort zugesagt haben, an diesem Abend Impulse an uns weiter zu geben. Wir das sind meine Kollegin Britta Jordan und mein Name ist Claudia Hansen.
Wir, das sind aber auch unsere Gastgeberinnen, die uns an diesem Abend unterstützen und von denen auch zwei Frauen im Vorbereitungsteam dabei waren. Begrüßen Sie herzlichst: Silke Findeisen, Hilke Rottpeter, Dorle Hansen, Bente Jensen, Frauke Rohwer-Boyens, Angelika Zöllmer-Daniel, Keike Lenz, Margret Schulze-Kölln und Ulrike Witt als ihre Gastgeberinnen am Tisch.
Außerdem freuen wir über eine musikalische Begleitung an diesem Abend`s durch Imke Steffen, Astrid Paulsen und Levka Paulsen Wir möchten diesen Abend vielfältig mit Ihnen verbringen: Musik, Essen, Impulse und Gespräche werden sich abwechseln und somit einen Abend der Vielfalt gestalten.
Zum Organisatorischen möchte ich noch eine kleine Anmerkung machen: sie sind wirklich kreativ im Denken! Wir haben zwar schnell gemerkt, dass unsere Preisgestaltung vielleicht etwas zu wenig zu gradlinig für Nordfriesland war, aber manches haben wir nicht erahnen können. So möchte ich Sie jetzt ausdrücklich darauf hinweisen, dass der gezahlte Betrag NICHTS mit der Anzahl an Gängen und der Menge an Essen zu tun hat. Egal welchen Betrag sie gezahlt haben: was Sie auf der Menükarte vorfinden, gilt auch für Sie! Und wer von Ihnen nun sagt: hätte ich das gewusst.., findet auf dem Tisch dort drüber eine kleine Spendenschüssel. Herzlich gerne sind sie aber eingeladen, es so zu belassen.
Außerdem finden sie auf ihrem Tisch das druckfrische neue Halbjahres Programm der Evangelischen Frauenarbeit und einen Block und Stift falls sie sich Notizen zu den Vorträgen machen möchten.
Wirkung Weiblicher Werte heißt nun unser Thema für den Abend. Was sind nun weibliche Werte? Gibt es überhaupt weibliche Werte?
Der Dalai Lama formulierte die Worte: „Will die Menschheit in Frieden leben, braucht sie die Liebe und das Mitgefühl, das Mütter ganz natürlich zum Ausdruck bringen. Diese Qualitäten sind bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern, daher ist es an der Zeit, dass weibliche Werte jene männlichen Werte ablösen, von denen die Gesellschaft seit Jahrtausenden beherrscht wird.“ Der Friedensnobelpreisträger formulierte diese Sätze in seinem neuen Buch „Der Weisheit des Herzens folgen“, das den Untertitel trägt „Warum Frauen die Zukunft gehört“.
Ist das so? Sind Liebe und Mitgefühl weibliche Werte? Familie haben und sich sorgen und kümmern gleich dazu genommen? Wo unterscheiden sich Männer und Frauen? Die internationale Studie „Werte von Männern und Frauen“, die Ipsos im Auftrag des Frauenportals gofeminin.de in acht Ländern durchgeführt hat, untersuchte die Gefühlswelt der Geschlechter und liefert Antworten auf diese Fragen.
Gefragt nach den Werten, die für sie im Leben wichtig sind, werden von den deutschen Männern und Frauen ähnliche Werte an erster Stelle genannt: Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Treue.
Die Studie ergibt, dass Männer und Frauen in allen Ländern den Eindruck haben, dass sich die Geschlechter in den letzten 20 Jahren angenähert haben. Zugleich zeigt sich, dass Männer und Frauen nach wie vor glauben, sehr verschieden zu sein. Eine große Mehrheit der Frauen und Männer ist davon überzeugt. Deutlich wird dies, werden die Befragten gebeten, typisch männliche und weibliche Werte zu benennen: Macht, Unabhängigkeit und Ambition werden der männlichen Welt zugeordnet, wohingegen Toleranz, Familie und Großzügigkeit als weibliche Werte eingeschätzt werden.
Interessant ist, dass wenn sie im Internet den Suchbegriff „ Werte der Frauen“ eingeben, sie ganz schnell beim Wert der Frauen landen. Da geht es dann um den Wert als Mutter, als Berufstätige als Macherin, als Sexpartnerin, als Ehefrau, Elitepartnerin usw. In dem Begriff Werte steckt natürlich das Wort Wert und mir scheint damit wird etwas aufgegriffen, dass wir Frauen nur allzu gut kennen: das irgendjemand unseren Wert von außen bestimmt oder bemisst und wir selbst manches Mal dazu neigen über unseren Wert und nicht über unsere Werte nachzudenken. Kennen wir denn wirklich keine fürsorglichen Väter oder Männer die hilfsbereit sind? Kennen wir wirklich keine taffen Frau oder solche die laut und aggressiv sind? Wer hat das Ganze eigentlich angefangen und wann sind wir Menschen darauf aufgesprungen? Denn die eigentliche Frage lautet doch: gibt es Männerwerte und gibt es Frauenwerte oder haben wir diese Werte nur gelernt und übernommen? Und vielleicht gibt es eine noch viel wichtigere Frage: wer hat eigentlich was davon, wenn wir glauben das Frauen den Wert der Häuslichkeit, der Familie und der Toleranz haben? Zumindest sollten wir uns die Frage stellen ob es ein angeborener Wert der Frau ist oder ob wir dahin erzogen und geformt werden. Und ob nun alle Männer ambitioniert, machtversessen und unabhängig sind, können wir uns dann gleich mitfragen.
Martin Luther war sicher nicht immer der fortschrittlichste beim Thema Frauen, aber bei Margot Käßmann habe ich ein schönes Zitat von ihm gefunden und einen Kommentar von ihr dazu:
Hören wir also mal kurz original Martin Luther:
„Wenn ein Mann herginge und wüsche die Windeln oder täte sonst an Kindern ein verachtet Werk, und jedermann spottete seiner und hielte ihn für einen Maulaffen und Frauenmann, obwohl ers doch in …. Christliche[m] Glauben täte; Lieber, sage, wer spottet hier des anderen am feinsten? Gott lacht mit allen Engeln und Kreaturen, nicht, weil er die Windeln wäscht, sondern weil ers im Glauben tut. Jener Spötter aber, die nur das Werk sehen und den Glauben nicht sehen, spottet Gott mit aller Kreatur als der größten Narren auf Erden; ja sie spotten nur ihrer selbst und sind des Teufels Maulaffen mit ihrer Klugheit.“
Käßmann erklärt dazu: Es kommt nicht auf das Geschwätz der Leute an. Es kommt darauf an, dass ich weiß, wer ich bin, dass ich mein Leben vor Gott und in Gottvertrauen lebe und damit Rechenschaft gebe von der Hoffnung, die in mir ist. Und: Die Aufgabe, Kinder groß zu ziehen, ist Teil der Schöpfung Gottes, sie ist Teil der Existenz von Mann und Frau. Oder: „An der Art, wie beide im Vollzug täglicher Aufgaben miteinander umgehen, zeigt sich, ob sie glauben, was sie bekennen.“
Also stelle ich Ihnen noch einmal die Frage: gibt es Frauenwerte und Männerwerte? Wer hat etwas davon davon und wurden wir damit geboren oder haben wir das erlernt?
Wilhelm Faix sagt dazu: Wer bestimmt heute, welche Werte verbindlich und normativ sind und welche nicht? Die Antwort in unserer gegenwärtigen Gesellschaft lautet: die Gesellschaft selbst bzw. der einzelne Mensch. In der postmodernen Gesellschaft geht man davon aus, dass es keine ewigen, unveränderlichen Werte gibt. Werte sind relativ. Sie sind nur insofern und solange gültig, wie es Menschen gibt, die diese Werte anerkennen und nach ihnen leben.
Heute Abend wollen wir Impulse zu den Werten der Frauen hören. Unterschiedliche Perspektiven und Bereiche ohne Anspruch an Vollständigkeit. Wir wollen sie anregen sich dieses Themas anzunehmen, es mitzunehmen: was sind ihre Werte und haben diese etwas mit ihrem Frau sein zu tun?
Ich wünsche Ihnen einen anregenden und unterhaltsamen Abend und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: unterhalten sie sich, denn dafür haben wir Zeit eingeplant. Denn es gibt Immer Expertinnen zu einzelnen Themen, aber die Expertinnen für unser Leben sind wir selbst.
Ich möchte mit einem Gedicht von Rose Ausländer schließen:

Wirf deine Angst
in die Luft
Bald
ist deine Zeit um
Bald
wächst der Himmel
unter dem Gras
fallen deine Träume
ins Nirgends

Noch
duftet die Nelke
singt die Drossel
noch darfst du lieben
Worte verschenken
noch bist du da

Sei was du bist
Gib was du hast.

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