Nicht in die Illegalität verlagern
Diakonie-Chefin gegen Prostitutionsverbot
Die Berliner Diakonie-Chefin Susanne Kahl-Passoth hat sich ausdrücklich gegen ein Verbot von Prostitution ausgesprochen. Dies sei der falsche Weg. Gewinner eines Verbotes wären vor allem Zuhälter und Menschenhändler, erklärte Kahl-Passoth in einem Gastbeitrag für die in Berlin erscheinende Wochenzeitung «Die Kirche» (Ausgabe vom 17. November).
«Es bedeutet ein Verlagern in die Illegalität.» Die in dem Bereich arbeitenden Frauen seien der Gewalt und Ausbeutung dann schutzlos ausgeliefert, schreibt die Diakonie-Direktorin. Gesundheitsvorsorge und Beratungsangebote stünden ihnen offiziell nicht zur Verfügung. Stattdessen plädiert die Theologin dafür, Prostituierten ein «gesundes, angstfreies, selbstbestimmtes Leben in Sicherheit» zu ermöglichen. «Ihre Menschenwürde ist zu achten.»
Bei den Koalitionsverhandlungen beraten SPD und CDU derzeit über Änderungen am Prostitutionsgesetz. Das Gesetz aus dem Jahr 2002 erkennt die Prostitution als Erwerbsarbeit an und stuft sie nicht mehr als sittenwidrig ein. Kritiker beklagen, dies habe zu einer Zunahme von Zwangsprostitution geführt. Die Frauen-Zeitschrift «Emma» fordert in einer Kampagne ein Verbot der Prostitution. Zu den Unterstützern der Kampagne zählt die evangelische Theologin Margot Käßmann.
Diakonie-Chefin Kahl-Passoth fürchtet für die Region Berlin-Brandenburg bei einem Verbot eine Zunahme von Clubs und Bordellen entlang der Grenze auf polnischer Seite. Opfer von Menschenhandel, die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen angelockt und zur Sexarbeit gezwungen werden, hätten dann «so gut wie keine Chance mehr, Hilfe zu erhalten»
Notwendig sei deshalb ein bundesweit gültiges Rahmenkonzept zur Umsetzung des Prostitutionsgesetzes sowie eine Erweiterung der Regeln über Hygienestandards und Arbeitsschutzmaßnahmen. «Das Betreiben eines Bordellbetriebes muss genehmigungspflichtig gemacht werden», so Kahl-Passoth weiter. Frauen, die in dem Bereich arbeiten, sollten im Übrigen mindestens 21 Jahre alt sein. Da Menschenhandel eine Straftat sei, müssten Kunden, die zu Opfern von Menschenhandel gehen, bestraft werden können. «Das muss rigoroser verfolgt werden», betonte die Berliner Diakonie-Chefin. (Ev. Pressedienst 14. November 2013)