Dr. Carola Krausnick

Hannover-Bothfeld, 25.10.2013

Teresa von Avila                                                                        

Die Mystikerin Teresa von Avila ist eine doctor ecclesiae, eine von nur 35 Kirchenlehrern unter den mehr als 6500 Heiligen der katholischen Kirche

Ihre Lehre besteht in einem umfangreichen Schriftenwerk. Mitten in der turbulentesten Phase ihres Lebens verfasst sie zwei klassische Bücher der katholischen Meditation: den "Weg zur Vollkommenheit" und die "Burg der Seele".

Geboren wird sie als Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada im März1515 in Avila in Kastilien in Spanien, sie stirbt 1582  67-jährig bei Salamanca.

Ein wenig Familiegeschichte:

Der 1485 vom Judentum zwangsbekehrte Großvater kann einen niederen Adelsbrief erwerben, Teresas Vater ist zu diesem Zeitpunkt 5 Jahre alt.  

Teresas Mutter entstammt dem kastilischen Hochadel. Teresa als drittes Kind erlebt, wie die Mutter bei neun weiteren Schwangerschaften jedesmal schwächer wird und schließlich stirbt. Ein Vorbild?

Teresa ist sehr den Menschen zugewandt, aber auch früh Gott suchend und opferbereit. Eine tiefe Angst vor der ewigen Verdammnis prägt sich ihr ein, oder besser wird ihr eingeprägt? Mit ihrem Lieblingsbruder spielt sie gern "Nonne".

Bald nach dem Tod der Mutter gibt der Vater sie in ein Augustinerinnen-Internat, das sie jedoch nach kurzer Zeit wegen Krankheit wieder verlassen muss.

Im Alter von 14 bis 18 Jahren beschäftigt sich Teresa mit ihrer Rolle als Tochter aus gutem Hause, auch mit der Aussicht zu heiraten. Ein Liebesabenteuer wird den jungen Frauen zugestanden und Teresa lässt sich darauf ein: Pedro heißt er. Zurück bleibt eine große Ernüchterung. Sie schreibt darüber: " es ist kein kleines Kreuz, seinen Verstand dem zu unterwerfen, der keinen hat. Ich habe das nie vermocht und es scheint mir auch nicht Richtig zu sein."

Sich niemandem unterordnen, nicht dem Vater, nicht einem Ehemann.

Für Frauen gibt es noch einen anderen Weg: die Entdeckungsreise nach innen!

Das Abenteuer der Seele in der Meditation.

Teresa hat darüber gelesen, als sie sich nach ihrem Aufenthalt bei den Augustinerinnen erholte, mit 17 Jahren hat sie diesen Weg als den ihren erkannt. Später zitiert sie immer wieder aus den  Bekenntnissen des Augustinus und dem Hohelied.

1535, also mit 20 Jahren tritt sie trotz Verbotes durch den Vater heimlich in den Karmel "Zur Menschwerdung Jesu Christ"  in Avila ein, sie wird Karmelitin.

Welch ein mutiger Schritt, denn der Vater hätte zustimmen und Unterhalt zahlen müssen! Teresa nimmt ihr Leben selbst in die Hand!

Neben der Weigerung, sich einem Mann unterzuordnen, trägt ihre seit Kindertagen unglaubliche Angst vor der ewigen Verdammnis zu diesem Schritt bei.

Der Konvent ist hervorgegangen aus einem "Beaterio", einer frommen Gemeinschaft adliger Frauen, mit einigen Gelübden, ohne Klausur und nur wenig geregeltem gemeinsamen Gebetsleben.

Angeregt durch entsprechende Literatur hatte Teresa schon als Jugendliche das innere Gebet gepflegt, um so mehr leidet sie unter der ungenügenden spirituellen Anleitung und den unverständigen Beichtvätern im Kloster. Durch ausdauerndes intensives Beten erhofft sie sich schnelle absolute Erleuchtung. Sie will alles und das sofort. Stattdessen findet sie Leere und Langeweile, typische Erlebnisse für Anfänger in der Meditation.

Mit ihrer Erwartungshaltung erleidet Teresa Schiffbruch.

18 Jahre währt der leidvolle Aufenthalt in dieser Kaserne zur Versorgung möglichst vieler unverheirateter Frauen aus gutem Hause. Teresa hat ihre Lebensmitte erreicht.

Da kommt es in der Fastenzeit zu einem bahnbrechenden Erlebnis, das Sie selbst folgendermaßen schildert:

„Die Seele war mir schon müde geworden, aber mein oberflächliches Leben ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Da geschah es, als ich eines Tages das Oratorium betrat, dass ich ein Bildnis erblickte, das man in Erwartung eines bestimmten Festes schon dorthin gebracht hatte. Es war ein wundenbedeckter Christus, so ausdruckvoll und ergreifend, dass mir sein Anblick die Seele erschütterte, denn man sah, was er für uns gelitten hatte. Ich empfand den Schmerz seiner Wunden derart, dass es mir fast das Herz brach.Da warf ich mich tränenüberströmt vor ihm nieder und flehte ihn an, dass er mir Kraft gebe, ihn nie mehr zu verletzen. … dieses eine Mal, von dem ich erzähle, vor diesem Bild, schien mir die innere Wirkung größer zu sein, denn ich setzte mein Vertrauen nicht mehr in mich, sondern in Gott. Ich glaube allerdings, ich sagte ihm, ich würde mich nicht wieder erheben, wenn er mein Flehen nicht erhöre. Und ich bin sicher , dass mir das half, denn von diesem Augenblick an ging es rasch aufwärts mit mir.“ (Vida(Autogiographie), Kp. 9)

Teresas psychische Verkrampfung hat sich gelöst, sie entwickelt sich vom hysterischen Fräulein zur souveränen Frau.

Bisher wollte sie vor allem durch die Meditation, die Versenkung in sich selbst, Gottes Willen erkennen um ihn dann zu erfüllen. Zu Beginn ist ihre größte Sorge ihre eigene Unzulänglichkeit, ausgedrückt in ihrem Satz: "Ich bin ein Weib und obendrein kein gutes".

Jetzt hat sich das grundsätzlich gewandelt, Teresa wird aktiv, sie geht nach außen. Sie macht sich Gedanken über das Ordensleben. Sie fühlt sich verantwortlich für das Seelenheil ihrer Mitmenschen, zunächst für das ihrer Mitschwestern. Deshalb möchte sie den Orden der Karmeliter reformieren und diskutiert mit allen darüber. Allerdings kann sie nichts bewirken.  Auch in den anderen Bettelorden gibt es Reformbestrebungen wegen der durch Privilegien aufgeweichten Ordensregeln, also im Grunde dieselben Verhältnisse wie seit einiger Zeit in Deutschland. Auch Luther wollte seine Kirche reformieren, nicht spalten. In Spanien verhindert die Inquisition, dass es zu echten Abspaltungen kommt.

1562 , also 9 Jahre nach der einschneidenden Vision, gibt es den zweiten großen, dieses Mal öffentlich beachteten Wendepunkt in Teresas Leben.

Es ist unglaublich: zusammen mit 4 Schwestern gründet eine Frau ihr erstes eigenes Kloster. Dies geschieht in einer Nacht- und Nebelaktion in einem kleinen Häuschen in einem anderen Stadtteil Ávilas. Diese Aktion führt geradezu zu Aufruhr in der Bevölkerung.

In den verbleibenden 20 Jahren ihres Lebens erfolgen 17 weitere Klostergründungen in ganz Spanien. Dabei ist es Teresa wichtig, dass ein zurückgezogenes Leben in der Klausur kein Selbstzweck sein soll. Vielmehr dient es dem Sammeln von Kräften um intensiv nach außen für die Mitmenschen wirken zu können, Diakonie im besten Sinne.

Teresa erweist sich als sehr lebensklug und geschickt. Sie nimmt es mit den Männern auf. Sie verhandelt offen oder heimlich mit allen erforderlichen Stellen, schlägt sich mit der Inquisition herum, gewinnt den spanischen König Phillip II als Förderer, ist geschäftstüchtig beim Organisieren, ständig mit dem Ochsenkarren unterwegs. Teresa führt ein sehr bewegtes Leben mit Höhen und Tiefen, für 5 Jahre sitzt sie im Gefängnis.

Teresa etabliert sogar einen eigenen Männerorden, für eine Frau nun wirklich unerhört.

Ihr ganzes Leben lang hält Teresa ihre Gedanken schriftlich fest, in Briefen und Büchern. All Ihre Klöster betreut sie auch aus der Ferne ständig sowohl in praktischer als auch in  spiritueller Hinsicht mit großer Wärme und Menschenliebe. Dabei entstehen ihre großen Lehrwerke über Gebet und Meditation, die ihre eigene spirituelle Entwicklung widerspiegeln.

Daraus zum Schluss einen kurzen Absatz, der ihre Grundeinstellung deutlich macht:

„…, der Fortschritt der Seele besteht nicht im vielen Denken, sondern im vielen Lieben.

Wie aber gelangt man zu dieser Liebe? Indem man sich entschließt, tätig zu sein und zu leiden, und zwar bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Es ist richtig, dass wir und vor Augen halten sollen, wer der Herr ist und wer wir sind, da dies der Seele zur Entschlossenheit verhilft und für Anfänger verdienstvoll und nützlich ist. Aber nur, solange nicht der Dienst am Nächsten anderes fordert. Wenn Pflicht und Liebe es verlangen, müssen wir die für Gott reservierte Zeit opfern, während der wir in der Stille an ihn denken und uns an den inneren Erfahrungen freuen wollten, die er uns schenkt. Darauf zu verzichten, im eben genannten Sinne, heißt ihn erfreuen und ihm dienen. Wie doch der Herr selbst sagt:“ Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“(Mt. 25,40).

(Libro de las Fundaciones (Buch der Klostergründungen) Kap.5)

Quellen:

-    Elisabeth Achtnich: Frauen die sich trauen, 56, 117-125

-    HERDER spektrum, Teresa von Avila „ich bin ein Weib – und obendrein kein gutes“, Hrsg. Erika Lorenz, 9. Aufl. 2011

-    Wikipedia

Der Mut der Teresa:

Den Schritt zu wagen sich über die Erwartungen der Eltern und die gesellschaft-

lichen Normen hinweg zu setzen erfordert Mut.

Wie gehen wir selbst oder unsere Kinder damit um? Oder wir mit dem Mut unserer Kinder?

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