Ikram Kabchi B.A. – Orientalistik-Islamwissenschaftlerin

Neukirchen-Vluyn, 07.10.2011

Zusammenfassung von Brigitta Müller-Osenberg mit Unterstützung von Karin Menzel und Bettina von Gelieu:

Die Kirche ist „eine
Institution die sehr oft die gleichen Moralvorstellungen …“ [anspricht], „an die wir Muslime glauben.
Trotzdem ist sie aber auch eine Black Box für Muslime“, sagte
Ibram
Kabchi, B.A. Orientalistik-Wissenschaftlerin
in ihrer Tischrede. Als
politische und soziale Akteurin sei Kirche mehr als nur eine
Glaubensgemeinschaft. Sie sei vor allem auch Arbeitgeberin. Deshalb solle sie
sich öffnen für Frauen und auch für Nichtchristinnen und Nichtchristen.

Ihrer Beobachtung nach müsse man nicht unbedingt religiös
sein, um ihr anzugehören.

„Muslime haben keinen Zugang zur Arbeitswelt der Kirche,
weil sie einer anderen Konfession angehören. Es wäre mir ein Herzenswunsch,
wenn diese Grenze nicht mehr existiert und ein Zusammenleben mit einer
Zusammenarbeit einhergeht.Die
Kirche als Arbeitgeber für alle“, so lautete Frau Kabchis Wunsch.

Sich öffnen – das habe auch sie als Migrantin gemusst und
dabei erfahren, dass die interessantesten Kontakte jenseits des eigenen
‚Tellerrands’ entstünden.

Die Tischrede im Original:

Täglich begegnen wir Menschen mit denen wir Beziehung
aufzunehmen. In den Kontakt zu diesen Menschen beziehen wir unsere Erfahrung
und bilden eine angemessene Umgangsform. Beziehungen können durch Blutsbande
wie Eltern und Geschwister entstanden sein oder aus den alltäglichen
Begegnungen wie Nachbarn, Arbeitskollegen. Aber die interessantesten sind über
den eigenen „Tellerrand“ entstandene Kontakte. Das Verständnis für einander
entscheidet darüber ob wir uns näher kommen oder von einander wegbewegen. Christliche
und muslimische Frauen müssen bewusst miteinander ins Gespräch kommen.
Vielleicht bestimmt die Unsicherheit den Anfang einer solchen Begegnung aber
letztendlich ist die Neugier das die Erwartung bestimmt. Dabei wird sehr oft
schnell das anders sein abgelegt und das ähnlich sein zieht an. Nicht die
eigene Vorstellung über den anderen dominiert, sonder das Bild von uns als
„Frauen“ in einer Gesellschaft wo Frau sein immer noch nicht selbstverständlich
ist. Frauen aus allen Religionen haben die Fähigkeit genau hinzuhören und
aufmerksam gegenüber den anderen zu sein. Diese Einfühlungsvermögen gepaart mit
der Konfliktfähigkeit einigen uns. Wir müssen den Mut aufbringen kleine
Schritte auf einander zumachen, dabei unsere Vorurteile und Empfindlichkeiten
und oft die Ungeduld zu bremsen. Dabei kann die Kirche als Instanz des
öffentlichen Rechts eine führendeAufgabe übernehmen. Als religiöser und sozialpolitischer Akteur kann die
Kirche für das Miteinander der Religionen den Weg ebnen. Dabei darf der Focus
der Kirche nicht auf das eigene, sondern auf das miteinander legen. Dies wird
die Herausforderung der Kirche sein. Nicht davor zu scheuen in der Öffnung für
andere Glaubensangehörige den eigenen Anspruch auf Rechtsmäßigkeit und
Tradition zu verlieren, sondern es als Chance wahrnehmen andere auf gleichen
Augenhöhe zu begegnen. Für mich Muslime ist die Kirche eine Institution die an
Gott gedenkt. Eine Institution die sehr oft die gleiche Moralvorstellungen
entsprecht, an denen wir Muslime glauben. Trotzdem ist sie aber auch eine Black
Box für Muslime. Viele Muslime haben keinen Zugang zur Arbeitswelt der Kirche,
weil sie einer anderen Konfession angehören. Es wäre mir ein Herzenswunsch,
wenn diese Grenze nicht mehr existiert und ein Zusammenleben mit einer Zusammenarbeit
einhergeht. Die Kirche als Arbeitgeber für alle. Wenn diese Herausforderung
angenommen wird, dann glaube ich an eine sehr erfolgreichen, spannenden und
Lehreiche Zeit für alle Beteiligten. Den wie zu Anfang erwähnt in der Begegnung
über den eigenen Tellerrands liegt der wirkliche Kontakt.

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