Dortmund, 21.2.2014
Kaj Fölster, Sozialwissenschaftlerin aus Stockholm, war Zeit ihres Lebens immer wieder in Deutschland tätig, u.a. 1986 als eine der ersten Frauenbeauftragten in Deutschland, nämlich in Hessen. Heute hat Kaj Fölster ihren Lebensmittelpunkt wieder in Stockholm, wo sie u.a. Bücher schreibt. Ihr Statement zum 3. Frauenmahl in Dortmund war ein feministischer Aufruf erster Klasse: Politischer Druck ist die einzige Möglichkeit diese Wünsche zu verwirklichen. Es muss sein! Denkt an Clara Zetkins Worte: FRAUEN! Jammert nicht. Organisiert Euch!
Dieser Satz: Vereinbarkeit von Familie und Beruf begleitet mich nun ein Leben lang. Als Kind und Jugendliche war es im Kampf meiner Mutter und Gleichgesinnte im Schwedischen Umfeld, dann auch international. Dann in Deutschland, als junge Mutter, dann in Ausbildung und Beruf: ich war vorbereitet, ich war mir den Missverhältnis bewusst. Aber dass der Kampf so schwer sein würde, habe ich mir nicht vorgestellt. Ich kann den Slogan kaum mehr hören!!
Gut, viel ist erreicht worden, viel hat sich geändert – aber bei Weitem nicht so viel wie es sein sollte. Das ist eine schwere Last weiter zu schleppen. Und jetzt wissen wir, auch durch Forschung und Auswertung, was für eine sinnlose Bürde und Verschwendung, sowohl privat wie gesellschaftlich wie ökonomisch für das Land wie für die Person die Verschiebung der Lösung ist. Für Frauen, für Männer, für Kinder – auch für die Ungeborenen Kinder die in diesem Land nicht geboren werden weil die Vereinbarkeit so schwierig ist. Das ist für mich der Hohn der sogenannten. „Wahlfreiheit“.
ES MUSS ANDERS WERDEN: Warum soll ein so reiches Land wie Deutschland, ein Land mit so gut ausgebildete Frauen, und doch auch mit immer mehr Männer die verstehen dass auch für sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sie bereichern würde, warum sollte es in so einem Land nicht schneller zu verwirklichen sein?!
Ich glaube Clara Zetkins Worte zeigen uns woran es liegt: Wir müssen uns besser koordinieren, organisieren, einen Forderungskatalog aufstellen die von Allen getragen wird, also einen Minimum-Latte, oder Grund-Katalog quer durch die Frauenvereine. Und Mut zur Handlung haben.
In Schweden brach in den 70iger Jahren ein wirkliches Feuerwerk von Reformen los ohne die eine Vereinbarkeit nicht möglich wäre:
1.Einführung der Individual-Besteuerung. D.h. Schluss mit ehe-gebundenen Steuerpflicht
2. Renten und andere Sozialversicherungen wurden personenbezogen, nicht Ehe-gebunden.
3. Beschluss Kinderbetreuung für Alle flächendeckend auszubauen und das Stundenangebot an Arbeitsbedarf anzupassen, also ganztäglich anzubieten.
4. Und zum ersten mal überhaupt: ELTERN-Versicherung! Endlich Anerkennung der Väter nicht nur als ökonomisch verantwortlich sondern auch als soziale Partner und Väter. Wurde schrittweise immer verbessert. Eine umwälzende Reform wie die Forschung zeigt. Für die Möglichkeit der Frauen die Aus-Zeit zu teilen, für die Gewöhnung der Männer an einer neuen Rolle, für eine familienfreundlichere gemeinsame Verantwortung und Bewertung der Familienpflichten, usw. Übrigens auch ökonomisch!
5. Viele andere Regelungen zur Anpassung von Familienförderung und Berufsausübung wurden durchgeführt.
So wurden die Schienen gelegt: Frauen konnten Familie gründen UND beruflich vorankommen. UND Männer lernten zu teilen und entdeckten die Vorteile. Und Familien konnten gedeihen. statistisch nachweisbar. 40 Jahre Forschung und Verbesserungen bestätigen dieses. Zurück zum Statement.
Politischer Druck ist die einzige Möglichkeit diese Wünsche zu verwirklichen. Es muss sein! Denkt an Clara Zetkins Worte: FRAUEN! Jammert nicht. Organisiert Euch! Mut und Handlung und Konsens sind Bedingungen. Im Privaten, im Sozialen, im Beruflichen, im Politischen. Viel Glück!