Marion Claaßen – Frauenberatungsstelle Impuls

Kalkar, 03.02.2012

Mit welchem Beitrag sollen Kirche und Religionen auf die
Herausforderungen unserer Zeit reagieren, die von gesellschaftlichen
Spannungen und Katastrophen erschüttert ist?

Mein Name ist Marion Claaßen. Ich bin Diplomsozialarbeiterin
und eine von drei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen der
Frauenberatungsstelle IMPULS in Goch. Wir beraten kreisweit rund 500
Frauen pro Jahr in unterschiedlichsten Krisensituationen.

Meine These : Frauen sollten sich in Kirche und Staat viel
mehr Platz verschaffen!

In der Vorbereitung auf diesen heutigen Abend habe ich mich
zunächst gefragt :

Wie ist das eigentlich mit all diesen Frauen im Hinblick auf
Kirche-Religion-Glauben, spielte das in diesen vielen Beratungen eine
Rolle?

Ehrlich gesagt war das nur bei ganz wenigen der Fall was
Kirche +Religion angeht.

Mit dem Glauben sieht es da schon anders aus: Die meisten
Frauen glauben an „etwas“ z. B. an bestimmte Werte wie Vertrauen,
Gemeinschaft, Familie. Erst im Laufe der Zeit haben sie dann oft
diesen Glauben verloren, er ist ihnen irgendwie abhanden gekommen
während der Bewältigung vorhandener Probleme.

Bei vielen der beratenen Frauen, die aus allen
Gesellschaftsschichten kommen, ist etwas in Schieflage geraten –
sei es in der Ehe- in der Partnerschaft –oder in anderen wichtigen
Bereichen ihres Lebens wie Beruf- Gesundheit –Finanzen. Sie kommen,
weil sie sich trennen wollen, weil sie geschlagen, vergewaltigt,
gemobbt werden, weil sie den hohen Leistungsanforderungen, den
Idealen nicht mehr gewachsen sind. Und sie wollen eine Veränderung!

Für die meisten ist es ein großer Schritt, zu uns zu kommen.
Alle genannten Probleme sind schambehaftet. Zunächst haben sie in
der Regel lange Zeit versucht, allein Lösungen für ihre „Probleme“
zu finden.

In jedem Fall ist eine Frauenberatungsstelle ähnlich wie ein
Frauenhaus ein spezieller Ort für diese Frauen – für ihre
Anliegen, ihre Sorgen.

Hier können sie in einem geschützten Rahmen im günstigsten
Fall neue Perspektiven für ihr weiteres Leben entwickeln. Für diese
Orte haben im Vorfeld viele Frauen lange kämpfen müssen- und immer
noch ist es so, das für deren Erhalt kontinuierliche Anstrengungen
nötig sind.

Als Mitarbeiterinnen der FB sind wir durchgängig damit
beschäftigt, Spenden zu aquirieren .

Auch wenn wir aus der Beratungslandschaft gerade hier im
ländlichen Raum nicht mehr wegzudenken sind, unsere Arbeit als
wichtig und dringend erforderlich angesehen wird , ist unser
Fortbestehen ungesichert. Umso hilfreicher ist für uns gerade die
finanzielle Unterstützung durch die kirchlichen Vereinigungen wie
etwa der des evangelische Kirchenkreises.

Auch ist im Laufe der Jahre deutlich geworden, das uns Frauen
aus den unterschiedlichsten Richtungen , sei es parteipolitisch oder
konfessionell positiv zugewandt sind und unsere Arbeit nach Kräften
unterstützen.

Es ist jedoch auch klar, dass Frauen noch viel mehr solcher
Orte/Plätze benötigen.

Hier könnte für mich beispielsweise eine Möglichkeit von
Kirche liegen, zunächst ihre „Räumlichkeiten“ viel mehr für
viel mehr Frauen zu öffnen . Zu der Öffnung der äußeren Tür muss
sich jedoc h auch eine innere Tür öffnen : Frauenthemen sollten
Einzug halten in Kirchen

Frauenmessen /Frauenveranstaltungen könnten in Kirchen
abgehalten werden .

Dies würde auch den Zugang für Frauen erleichtern, die nicht
zu den privilegierten Kreisen zählen, solchen, die sich nicht an die
öffentlichen Beratungsstellen wenden, die etwas anderes brauchen.

Kirche könnte Treffpunkt sein, ein Platz zum Austausch
vielfältigster Frauenangelegenheiten, ein Marktplatz von Angeboten
für Frauen, ein Ort der Stille und vieles mehr.

Denn was mir bei all den Beratungen und Begleitungen in der
langen Zeit immer deutlicher geworden ist, ist, das die Frauen mit
all ihren Problemen wie erwähnt zunächst allein fertig werden
wollen, dann eventuell ein Beratungsangebot wahrnehmen – im
Anschluss daran jedoch oft weiterhin allein verbleiben – was im
Grunde ein gesamtgesellschaftliches Problem unserer Zeit darstellt .

Viele bleiben außen vor – jede hat genug damit zu tun, sich
um sich selbst zu kümmern

Was ist mit Gemeinschaft ?

An welchen Ort kann ich Frauen schicken, wo sie sich auch
insgesamt aufgehoben fühlen?

Auch wenn es schon viele kleinere Netzwerke gibt, die sich mit
Frauenthemen beschäftigen, so fehlt doch oftmals das etwas „Größere“

Aus vielen schon bestehenden kleinen Netzen sollte daher ein
möglichst großes Netzwerk entstehen

Kirche könnte hier Raum für Vernetzung bieten /entscheidend
dazu beitragen das Wertevermittlung stattfindet

Vielleicht ist das ja auch nur eine verrückte Idee – aber
heute abend hier an diesem für meine These geschichtsträchtigen Ort
bei diesem Frauenmahl finde ich sie gar nicht mehr so abwegig!

Danke fürs Zuhören

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