Michaela Bartels – Erzieherin bei einem freien Träger

Zwickau, 9.5.2014

Katharina von Bora – Ein Leben als Nonne
Mich interessieren die Bewegründe von Menschen – damals wie heute, ein Leben im Kloster zu verbringen. Im Unterschied zum Mittelalter,
geschieht dies heute ausschließlich freiwillig. Den Entschluss treffen die Frauen und Männer in einem Alter, in dem die gesamte Tragweite
einer solchen Entscheidung ins Auge gefasst werden kann.
Zu Katharinas Zeit, Ende des 15. Jahrhunderts und in ihrer Familie, war das anders. Sie hat sich nicht aus freiem Willen ins Kloster
begeben, weil man im Alter von 5 Jahren nicht von einer eigenen, freien Entscheidung sprechen kann. Entscheidend bei ihr waren die
familiären Verhältnisse: Verarmter Adel, früher Tod der leiblichen Mutter, mehrere Geschwister, vor allem Brüder, Wiederverheiratung des
Vaters.(Anm.1)
In dieser Zeit war es nichts Ungewöhnliches, daß Töchter aus adligen Häusern von ihren Familien zur Erziehung ins Kloster gegeben wurden.
Im Kloster Marienthron in Nimbschen waren die weiblichen Nachkommen des sächsischen Adels wohl unter sich, wenn man einen Blick auf die
Namensliste der 43 Nonnen werfen kann, bemerkt M. Treu.(Anm.2)

Katharina von Bora – Eine Betrachtung ihrer Kindheit und Jugend 
Katharina von Bora wurde am 29. Januar 1499 geboren. Das ist die einzige, sicher verbürgte Tatsache, die einer Schaumünze bzw.
Silbermedaille aufgeprägt war, die aber heute nicht mehr aufzufinden ist. Einer Legende nach soll diese Münze ein Geschenk Martin Luthers
an seine Frau gewesen sein. Katharina soll dieses Medaillon um den Hals getragen haben.
Als ihren Geburtsort nennen die zwei, mir zur Verfügung stehenden Quellen, übereinstimmend das Gut Lippendorf, südlich von Leipzig. 
Es gibt keine Originalquellen, denen verlässliche Daten aus Katharina von Boras Kindheit und Jugend entnommen werden können, so dass auch
diese Tatsache eine Vermutung bleibt, die durch vielseitige Familienforschung erstellt wurde.
Die Familie derer von Bora war über das gesamte Sachsenland hin verzweigt. „Aus welchem der neun oder zehn Zweige Frau Katharina, des
Reformators Ehefrau, stammte, ist nicht mehr mit Gewissheit auszumachen.“ schreibt D. Albrecht Thoma in seinem Geschichtlichen
Lebensbild, welches anlässlich des 400. Jahrestages des Geburtstages Katharina von Bora heraus gegeben wurde.
Katharinas Vater, Hans von Bora und ihre Mutter, Katharina, geborene von Haubitz oder Haugwitz lebten unter sehr bescheidenen inanziellen
Mitteln. „Die Familie Katharinas muss recht arm gewesen sein, es heißt sogar: sie war in die äußerste Bedrängnis geraten.“ schreibt
Thoma.
Katharina hatte wenigstens noch drei Brüder. Ihre Eltern indes müssen früh gestorben sein, „…denn sobald Katharina in das Licht der
Geschichte tritt mit ihrer Heirat, ja schon bei ihrer Entweichung aus dem Kloster, ist jede Spur von ihnen verschwunden. Die Eltern
erscheinen nicht auf ihrer Hochzeit, …, sie werden um ihre Einwilligung nicht gefragt, …, sie kommen nicht in Betracht bei der Flucht aus
dem Kloster, als es sich um eine Unterkunft handelt, …, und auch während der ganzen Klosterzeit kommen Vater und Mutter nicht zum Vorschein …“ bemerkt Thoma weiter.
Katharinas Mutter muss schon vor 1505 gestorben sein, da ihr Vater in diesem Jahr ein zweites Mal heiratete – eine Frau Margarethe.
Im Mittelalter war es üblich, dass Töchter bereits als kleine Mädchen von fünf oder sechs Jahren ins Kloster gegeben wurden. Dies
geschah, wie bereits berichtet, wenn adlige Familien verarmt waren, die Erbgüter der Stammhalter nicht weiter (durch Schwestern)
geschmälert werden sollten, durch Tod der Mutter oder wenn sich die Familienverhältnisse durch Wachstum der Kinderzahl dramatisch änderten. 
Die Klöster wurden so zu Versorgungsanstalten für die Töchter aus adligen Häusern. Damals galt der Eintritt in den Orden als
„Vergelübdung“ auf Lebenszeit. Den Mädchen stand die Einschließung in die Klostermauern, in einem streng geschlossenen Verband – der
Klausur, unter dem straffen Bande der „Regeln“ der Klostersatzung bevor.
Luther äußerte sich darüber später indem er sagt: „Es ist eine hohe Not und Tyrannei, dass man leider die Kinder, sonderlich das schwache
Weibervolk und jungen Mädchen in die Klöster stößet, reizet und gehen lässt.“ Und weiter ruft er entrüstet: „O die unbarmherzigen Eltern
und Freunde (Verwandten), die mit den Ihren so schrecklich und greulich verfahren.“
So ein mittelalterliches Kloster war eine sehr umfangreiche Wirtschaft mit einem großen Stamm an Personal. Denn das Kloster musste alle
seine Bedürfnisse durch eigene Wirtschaft selber befriedigen. So 40 bis 50 Leute waren zu Katharinas Zeiten täglich zu speisen.
Die Nonnen selbst wohnten in der Klausur, einem eigenen Gebäudekomplex, der sie von allen anderen Bewohnern trennte.
In die strenge Klosterzucht wurde das junge Mädchen Katharina 1508/09 bei ihrem Eintritt ins Kloster Marienthron in Nimbschen eingeführt.
Allerdings gab es neben der Erziehung zum Klosterleben auch einigen Unterricht, der mit dem Klosterleben zusammen hing.
Die Novizen mussten lesen lernen, sie wurden, wenn auch notdürftig, ins Lateinische eingeführt, denn die Lesungen, Gebete und Gesänge
waren in der Kirchensprache geschrieben. Sie lernte schreiben, wenn sie auch später ihre Gedanken lieber einem Studenten oder Magister
schreiben liess. Nicht alle Klosterfrauen konnten diese Kunst, schreibt Thoma. Auch der Gesang spielte eine große Rolle im Klosterleben.
Mit ihrem Eintritt in Nimbschen im Jahre 1508 oder 09, mit zehn Jahren, wurde Katharina schon zu den Klosterjungfrauen gezählt. Sie war
zu dieser Zeit schon kein Klosterkind mehr.Die Kindheit verbrachte sie wohl in einem anderen Kloster, da Martin Treu in seinem Lebensbild
der Katharina von Bora davon spricht, dass ihr Vater sie schon vor seiner zweiten Heirat 1505 bereits ins Benediktinerkloster Brehna
gegeben hat.
Das vierzehnte Lebensjahr war üblicherweise das Entscheidungsjahr für das Klostergelübde, so dass die Klosterjungfrauen mit dreizehn
Jahren üblicherweise ihr Noviziat antreten und mit vierzehn Jahren das Gelübde ablegten. Damit wurden sie feierlich in den Kreis der
Nonnen aufgenommen. Dieser Schritt war im Allgemeinen nicht mehr umkehrbar.


1 D. Albrecht Thoma, 1899, Katharina von Bora Geschichtliches Lebensbild, erschienen anlässlich des 400. Jahrestages ihrer Geburt

2 Martin Treu, 1995, Katharina von Bora

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