„Atomausstieg ist unglaubwürdig“_Demonstrationen zum ersten Fukushima-Jahrestag_Weiterlesen

EnergiePolitik

80 Kilometer Lichterkette zum Fukushima-Jahrestag

Verbände kritisieren bisherigen Atomausstieg als unglaubwürdig

Braunschweig (epd). Mit einer rund 80 Kilometer langen Lichterkette haben am Sonntagabend in Niedersachsen nach Angaben der Veranstalter mehr als 24.000 Atomkraftgegner am ersten Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima gegen die Kernkraft demonstriert. Die Veranstaltungen standen unter dem Motto: „Fukushima mahnt: Atomanlagen jetzt abschalten!“

Derzeit sind in Deutschland noch neun Atomkraftwerke in Betrieb, sechs davon befinden sich in Bayern und Baden-Württemberg. Der größte Standort ist Gundremmingen an der Donau. Hier steht laut Angaben der Umweltverbände mit dem letzten Siedewasser-Meiler auch derselbe Reaktor-Typ wie im japanischen Fukushima. Dennoch sei seine Laufzeit teilweise sogar bis 2021 verlängert worden.

„Der Jahrestag muss eine Mahnung sein, die Energiewende voranzubringen“, kritisierte BUND-Atomexperte Thorsten Becker. Hier sei bislang kaum etwas passiert. Statt erneuerbare Energien weiter auszubauen, werde jetzt die Solarförderung in einem Maße gekürzt, dass der so wichtige Vertrauensschutz für Investoren gefährdet werde.

Die Unglaubwürdigkeit des nach der Katastrophe in Fukushima verkündeten Atomausstiegs zeige sich gerade bei der Urananreicherungsanlage in Gronau, kritisierte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland. Statt dieses Unternehmen ebenso wie die Brennelemente-Fertigung in Lingen zu schließen, seien die Kapazitäten in den beiden vergangenen Jahren sogar verdoppelt worden.

Fast die gesamte Produktion gehe in den Export, so dass mittlerweile jeder zehnte Nuklearmeiler weltweit von dort seinen Brennstoff erhalte. Auch die Betreiberfirma von Fukushima, wo es vor einem Jahr infolge eines Erdbebens zur Explosion und damit zur weiträumigen radioaktiven Verseuchung kam, sei aus Gronau beliefert worden. „Wer aus der Atomkraft aussteigen will, darf sie nicht in alle Welt exportieren“, hielt dem Eickhoff entgegen. (Ev. Pressedienst, März 2012)