TagesImpuls 21. März 2013
Sensibel für Differenzen
Die zunehmende Sensibilität für Differenzen, die auch auf feministische Forschung und Lehre zurückzuführen ist, ist eine der Herausforderungen, vor denen die evangelische Kirche und die gesamte Gesellschaft in einer globalisierten und multireligiösen Welt steht. Feministische Theologie hat gelernt, mit vielfältigen Differenzen umzugehen und sich im Interdiskurs zwischen verschiedenen Geschlechtern, Konfessionen, Religionen und Nationen geübt.
Prof. Dr. Renate Jost >>> Frauenmahlsrednerin in Tutzing
Impuls zur Woche
Ruhe lässt Gott spürbar werden
Klar, bewusst und achtsam. Unsicherheit oder Angst hinter mir lassen. Mich von eigenen Maßstäben leiten lassen und meinen Entscheidungen treu sein. Mich selbst ganz erleben, offen für das, was über mich hinaus geht und durchlässig für die Verbindungen zwischen mir und dem Leben. So ist Ruhe für mich. „Wer in Gottes Heimat hineinkommt, kann sich ebenso wie Gott auch selbst von den eigenen Taten ausruhen. Bemühen wir uns nun, in jene Heimat hineinzukommen“, schreibt Paulus in seinem Brief an die Hebräer. Gott hat Ausruhen in der Schöpfung vorgelebt und den Menschen die Fähigkeit zur Ruhe mitgegeben. In der Ruhe ist Gott spürbar.
Ruhe ist kein reines Geschenk – Paulus spricht auch über die Mühe, die es kostet dorthin zu kommen. Häufig heißt das, bewusst einen Abstand vom Alltag einzunehmen: Eine Pause einlegen, bevor ich völlig ausgepowert bin. Einen Schritt zurück treten, wenn scheinbar alles auf mich einstürzt. Auszuhalten, dass ich nicht nur produktiv sein kann. Zugeben, dass ich nicht alles leisten kann.
Ruhe heißt: den Weg zum Ziel zu akzeptieren. Schritt für Schritt. Auch die Umwege.
Das beißt sich mit den Leistungsprinzipien unserer Arbeitswelt. Welche zeigen will, dass sie ganz nach vorne gehört, muss sich einem grenzenlosen Arbeitssog stellen. Das Ziel erreichen – gestern! Wenn dafür ein Sprint von der Dauer eines Marathons nötig ist – ist halt so! Dass das auf Dauer keiner schaffen kann – sprechen wir nicht drüber! Irgendjemand wird am Ende schon hart genug sein. Und vielleicht bin das ja ich? Wenn ich durchhalte. Zu vielen begabten Frauen ist zu früh die Luft ausgegangen. Nach einem Erfolgsstart sind sie in ruhigere Bahnen zurückgekehrt.
Unter dem Druck der Erwartungen wird die Sehnsucht nach Ruhe eine Zukunftsphantasie. Um dieses Geschenk Gottes einzulösen, bedarf es jedoch einer aktiven Entscheidung. Wann und wie liegt im Ermessen der Einzelnen: Wie viel Ruhe will und brauche ich? Wo ziehe ich bei äußeren Anforderungen Grenzen? Möchte ich Ruhe tief in mir verankern oder sie mir als Kontrast zum Arbeitsleben inselhaft gönnen? Will ich auf die Zukunft warten oder sie mir jetzt gleich gönnen?
Wenn ich mich bemühe um Gottes Ruhe – ihr Zeit und Raum gebe – löst sich der scheinbare Widerspruch vielleicht besser auf als ich meine: In der Ruhe liegt die Kraft für die Anforderungen des Alltags und für die Möglichkeit, als Mensch ganz zu sein. In beidem will Gott uns unterstützen, davon bin ich überzeugt. Wir dürfen uns fallen lassen. Gottes Liebe fängt uns auf.
Frauenmahl, eine Initiative des
FSBZ Frauenstudien- und -bildungszentrum in der EKD
Unsere Tages- und Wochenimpulse finden Sie hier als Countdown zum Frauenmahl am 3. Mai 2013 auf dem 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Die Autorinnen der Wochenimpulse sind in der evangelischen Frauenarbeit tätig.