Thema TradWifes: Was hat Sauerteig mit dem Aufstieg der AfD zu tun?

Vorwärts in die Vergangenheit, bitte nicht: Der bedenkliche Social-Media-Trend der „TradWifes“ und was er für den Aufstieg der neuen Rechten bedeutet (und für den Feminismus) / von Anne Lemhöfer

Die 50er Jahre haben angerufen, sie wollen ihr Frauenbild zurück: So war meine erste Reaktion, als ich vor einiger Zeit die ersten Spots der Bewegung „TradWifes“ sah, zum Beispiel von Hannah Neeleman. Eine blonde Frau mit blauem Haarband setzt ihr Baby in einen Hochstuhl. Während es so vor sich hinbrabbelt, holt sie ein riesiges Glas mit schäumendem Sauerteig-Ansatz aus dem Regal – und beginnt dann Brot zu backen.

Fast sieben Millionen Menschen schauen sich die TikTok-Videos von Neeleman (@ballerinafarm) jeden Tag an. Die Mutter von acht Kindern aus Utah vermittelt das Gefühl, dass Mutterschaft und Care-Arbeit das Schönste der Welt sind. Damit ist sie nicht die Einzige. Wer auf TikTok oder Instagram einmal in die „Trad-Wife“-(Traditionelle Hausfrauen)-Bubble gerät, wähnt sich auf einem sehr seltsamen Planeten. Selbst dann, wenn man Sauerteig-Brot eigentlich liebt – und gerne Mutter ist. Und es scheint mehr als ein kurzfristiger Trend zu sein, die TradWifes sind wohl gekommen, um vorerst zu bleiben. Unter Hashtags, wie #FemininityNotFeminism, #homemaker, #stayathomemom, #housewife, #propatriarchy, traditionalmomlife #HousewifeAndHomemaker oder #traditionalgenderroles erobern diese Influencerinnen vor allem die Jugend- und Wohnzimmer der jungen Generationen von Frauen und vermitteln ihnen unter dem Deckmantel traditioneller Wertvorstellungen eine eindimensionale Ideologie, der Frauenrechtlerinnen seit Jahrzehnten versuchen entgegenzuwirken. Die Hashtags: #feminineenergy, #spiritualfeminism oder #femininespirituality werden mit diesen Bewegungen stark in Verbindung gebracht und als Botschaft genutzt, um sich dem Feminismus selbst entgegenzustellen.

Das Problem: Mit ihrem Wunsch nach Entschleunigung und einem „schönen“ Hausfrauenleben spielen Trad-Wives der neuen Rechten in die Hände, die Videos von glücklichen Kindern für ihre Propaganda auf TikTok nutzen. Im Oktober 2022 postete die AfD Sachsen ein Tradwife-Meme, das zwei Frauen zeigt. Die eine ist eine sogenannte „Tradwife“, also eine traditionelle Hausfrau, die ihre „Familie und ihre Heimat liebt“, die andere eine „moderne Feministin“, die wegen ihres geringen Selbstbewusstseins „Tonnen von Make-up“ tagen muss und schon ihre „dritte Abtreibung“ hatte.

(Aus dem EFID-Newsletter Februar 2025)