Zum Tag der Krankenpflege

Florence Nightingale hat maßgeblich zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheitsversorgung und der Bedingungen der Pflegenden beigetragen. Mitte des 19. Jahrhunderts rettete sie mit der Umstrukturierung der Lazarette des Krimkriegs hunderten Soldaten das Leben.

Ihren geerbten Stand und ihren Reichtum nutzte sie, um in London eine Pflegeschule aufzubauen. Sie schuf verbesserte Standards in Krankenhäusern und trug maßgeblich dazu bei, #Pflege als geachteten und professionalisierten Lehrberuf zu etablieren – auch und vor allem als Betätigungsfeld für Frauen.

Galt der #Pflegeberuf zu Nightingales Zeiten als unrein, sind die Narrative um den Pflegeberuf heute vielfach positiv, manchmal überhöht. In der Corona-Pandemie werden Pflegepersonen als Held*innen gefeiert, die ständig über ihre Grenzen gehen und „an vorderster Front kämpfen“. Hingabe, Fürsorge, Aufopferung prägten auch Nightingales Verständnis der Pflegearbeit. Es scheint, als habe sie Pflege als Berufung ähnlich dem Ordensleben verstanden. Geradezu engelsgleich wird Nightingale stilisiert durch einen all work, no play-Lifestyle und der ihr nachgesagten Enthaltsamkeit. Ebenso wird ihr eine geistige Überlegenheit attestiert.

Nightingales Position gegenüber Frauen war zeitlebens zwiespältig. Ihre Arbeit hat vielen Frauen den Weg geebnet, sich zu emanzipieren. Sie unterschrieb etwa die Petition zur Abschaffung der Contagious Diseases Acts und setzte sich so gegen die Kriminalisierung von Prosituierten ein. Dennoch ist ihre Arbeit gespickt mit zeitgenössischer Frauenfeindlichkeit und sie stand den meisten politischen Forderungen der Frauenbewegung abwehrend gegenüber. Die ersten Ärztinnen seien doch nur „drittklassige Männer“ geworden. Auch das Wahlrecht für Frauen hielt sie zunächst für Unsinn.

Trotz der Idealisierung des Pflegeberufs fehlt bis heute die materielle Wertschätzung der Pflegenden. Lohnerhöhungen sind minimal und kommen nur schleppend voran. Strukturelle Veränderungen, die die Arbeitsbedingungen von Pflegenden an den Bedürfnissen von Personal und Patient*innen statt Wirtschaftlichkeit ausrichten, lassen auf sich warten.

Was würde #FlorenceNightingale heute tun?